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Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895.

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als Hephthemimeres (siebenter Halbteil) in die Mitte des pbo_077.002
vierten Fußes:

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Vieler | Menschen | Städte ge | sehn, || und | Sitte ge | lernt | hat.

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Noch näher an die genaue Mitte fällt eine Caesur, die dadurch, pbo_077.005
daß sie im dritten daktylischen Fuße gleichsam einen Trochäus pbo_077.006
abschneidet:

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[Musik]

pbo_077.008
von den Griechen die nach dem dritten Trochäus (tome kata pbo_077.009
triton trokhaion) genannt wurde:

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Singe den | Zorn, o | Göttin, || des Pelei | aden A | chilleus.

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Man achte bei dieser Caesur aus schon erörterten Gründen pbo_077.012
darauf, daß nicht im unmittelbar voraufgehenden Fuße sich pbo_077.013
gleichfalls eine solche trochäische Teilung finde. Also nicht: pbo_077.014
Priamos | Feste zu | tilgen und | wohl nach | Hause zu | kehren pbo_077.015
sondern:

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Priamos | Stadt zu ver | tilgen &c.;

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Ueberhaupt ist das Auseinanderfallen der daktylischen Versfüße pbo_077.018
in lauter durch die Caesuren abgetrennte Trochäen zu pbo_077.019
besorgen, wie Horaz einmal sicherlich mit Absicht solch einen pbo_077.020
Hexameter durchweg so bildet:

pbo_077.021
dignum|mente do|moque le|gentis ho|nesta Ne|ronis.

pbo_077.022
Geradezu vermieden wurde in der klassischen Verspraxis pbo_077.023
die trochäische Caesur im vierten Fuße (post quartum trochaeum), pbo_077.024
wohl wegen des dem griechischen Ohre monoton pbo_077.025
erscheinenden Gleichklangs (homophon mit dem nicht mehr pbo_077.026
entfernten Abschluß des Verses). Schiller hat auf die Ausstellung

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als Hephthemimeres (siebenter Halbteil) in die Mitte des pbo_077.002
vierten Fußes:

pbo_077.003
Vieler | Ménschen | Stä́dte ge | séhn, ‖ und | Sítte ge | lérnt | hat.

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Noch näher an die genaue Mitte fällt eine Caesur, die dadurch, pbo_077.005
daß sie im dritten daktylischen Fuße gleichsam einen Trochäus pbo_077.006
abschneidet:

pbo_077.007

[Musik]

pbo_077.008
von den Griechen die nach dem dritten Trochäus (τομὴ κατὰ pbo_077.009
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pbo_077.010
Sínge den | Zórn, o | Gö́ttin, ‖ des Pelei | áden A | chílleus.

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Man achte bei dieser Caesur aus schon erörterten Gründen pbo_077.012
darauf, daß nicht im unmittelbar voraufgehenden Fuße sich pbo_077.013
gleichfalls eine solche trochäische Teilung finde. Also nicht: pbo_077.014
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Priamos | Stadt zu ver | tilgen &c.;

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Ueberhaupt ist das Auseinanderfallen der daktylischen Versfüße pbo_077.018
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besorgen, wie Horaz einmal sicherlich mit Absicht solch einen pbo_077.020
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dignum|ménte do|móque le|géntis ho|nésta Ne|rónis.

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Geradezu vermieden wurde in der klassischen Verspraxis pbo_077.023
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Zitationshilfe: Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/borinski_poetik_1895/81>, abgerufen am 22.11.2024.