Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895.pbo_078.001 Si1ehe da | wi2mmeln die | Mä3rkte, || der | Krahn von | fröhlichem pbo_078.004 | Leben pbo_078.005 Si1ehe da | wi2mmeln von | fröhl3ichem | Leb4en || die | Krahne pbo_078.007 die | Märkte. pbo_078.008 Sage hier | von auch | uns ein | weniges, || Tochter Kro | nions. pbo_078.012 pbo_078.015 O | dreimal | seliges Volk das keine Sorgen beschweret, pbo_078.022 Kein | Neid ver | suchet, kein Stolz! Dein Leben fließet verborgen. pbo_078.023 *) pbo_078.029
Vergl. Briefwechsel mit Humboldt. 2. Aufl. S. 229. pbo_078.001 Si1ehe da | wi2mmeln die | Mä3rkte, ‖ der | Krahn von | fröhlichem pbo_078.004 | Leben pbo_078.005 Si1ehe da | wi2mmeln von | fröhl3ichem | Leb4en ‖ die | Krahne pbo_078.007 die | Märkte. pbo_078.008 Sage hier | von auch | uns ein | weniges, ‖ Tochter Kro | nions. pbo_078.012 pbo_078.015 O | dreimal | seliges Volk das keine Sorgen beschweret, pbo_078.022 Kein | Neid ver | suchet, kein Stolz! Dein Leben fließet verborgen. pbo_078.023 *) pbo_078.029
Vergl. Briefwechsel mit Humboldt. 2. Aufl. S. 229. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0082" n="78"/><lb n="pbo_078.001"/> W.'s von Humboldt<note corresp="PBO_078_*" place="foot" n="*)"><lb n="pbo_078.029"/> Vergl. Briefwechsel mit Humboldt. 2. Aufl. S. 229.</note> seine Hexameter durchweg daraufhin <lb n="pbo_078.002"/> geändert. Also in der Elegie (Spaziergang) V. 116</p> <lb n="pbo_078.003"/> <lg> <l>Si<note place="inline"><hi rendition="#sup">1</hi></note>ehe da | wi<note place="inline"><hi rendition="#sup">2</hi></note>mmeln die | Mä<note place="inline"><hi rendition="#sup">3</hi></note>rkte, ‖ der | Krahn von | fröhlichem <lb n="pbo_078.004"/> | Leben</l> </lg> <p><lb n="pbo_078.005"/> statt der ersten Form:</p> <lb n="pbo_078.006"/> <lg> <l>Si<note place="inline"><hi rendition="#sup">1</hi></note>ehe da | wi<note place="inline"><hi rendition="#sup">2</hi></note>mmeln von | fröhl<note place="inline"><hi rendition="#sup">3</hi></note>ichem | Leb<note place="inline"><hi rendition="#sup">4</hi></note>en ‖ die | Krahne <lb n="pbo_078.007"/> die | Märkte.</l> </lg> <p><lb n="pbo_078.008"/> Eine typische <hi rendition="#g">Diärese</hi> pflegt sich nur dort einzustellen, <lb n="pbo_078.009"/> wo ein Auseinanderfallen des Verses nicht mehr zu befürchten <lb n="pbo_078.010"/> ist, nämlich nach dem vierten Fuße:</p> <lb n="pbo_078.011"/> <lg> <l>Sage hier | von auch | uns ein | weniges, ‖ Tochter Kro | nions.</l> </lg> <p><lb n="pbo_078.012"/> Wegen seines häufigen Vorkommens in der idyllischen (bukolischen) <lb n="pbo_078.013"/> Hirtendichtung wird dieser Abschnitt auch allgemein <lb n="pbo_078.014"/> <hi rendition="#g">bukolische Caesur</hi> genannt.</p> <p><lb n="pbo_078.015"/> Dem Hexameter eine Anakrusis vorsetzen, wie dies Ewald <lb n="pbo_078.016"/> von Kleist in seinem Frühlingsidyll versuchte, heißt keine bloße <lb n="pbo_078.017"/> Spielart des Verses schaffen, sondern ihn radikal aus einem <lb n="pbo_078.018"/> daktylischen in einen anapästischen verwandeln, wenngleich <lb n="pbo_078.019"/> dadurch, daß man den ersten Fuß nicht daktylisch gestaltet, der <lb n="pbo_078.020"/> anapästische Einsatz etwas bemäntelt werden kann:</p> <lb n="pbo_078.021"/> <lg> <l>O | dreimal | seliges Volk das keine Sorgen beschweret, </l> <lb n="pbo_078.022"/> <l>Kein | Neid ver | suchet, kein Stolz! Dein Leben fließet verborgen.</l> </lg> <p><lb n="pbo_078.023"/> Man hat aber dann durch ein Opfer an Bewegungsfreiheit <lb n="pbo_078.024"/> immer noch keine Hexameter erzielt. Denn der Charakter <lb n="pbo_078.025"/> des Hexameters ist in der Mannigfaltigkeit seiner Bewegung <lb n="pbo_078.026"/> ein streng geschlossener. Er trägt alle Variationen in sich, <lb n="pbo_078.027"/> und bei jeder, die über sein <hi rendition="#g">Schema</hi> hinausgeht, muß man <lb n="pbo_078.028"/> sich darüber klar sein, daß man auch seinen Charakter aufgiebt. </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [78/0082]
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W.'s von Humboldt *) seine Hexameter durchweg daraufhin pbo_078.002
geändert. Also in der Elegie (Spaziergang) V. 116
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Si1ehe da | wi2mmeln die | Mä3rkte, ‖ der | Krahn von | fröhlichem pbo_078.004
| Leben
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statt der ersten Form:
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Si1ehe da | wi2mmeln von | fröhl3ichem | Leb4en ‖ die | Krahne pbo_078.007
die | Märkte.
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Eine typische Diärese pflegt sich nur dort einzustellen, pbo_078.009
wo ein Auseinanderfallen des Verses nicht mehr zu befürchten pbo_078.010
ist, nämlich nach dem vierten Fuße:
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Sage hier | von auch | uns ein | weniges, ‖ Tochter Kro | nions.
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Wegen seines häufigen Vorkommens in der idyllischen (bukolischen) pbo_078.013
Hirtendichtung wird dieser Abschnitt auch allgemein pbo_078.014
bukolische Caesur genannt.
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Dem Hexameter eine Anakrusis vorsetzen, wie dies Ewald pbo_078.016
von Kleist in seinem Frühlingsidyll versuchte, heißt keine bloße pbo_078.017
Spielart des Verses schaffen, sondern ihn radikal aus einem pbo_078.018
daktylischen in einen anapästischen verwandeln, wenngleich pbo_078.019
dadurch, daß man den ersten Fuß nicht daktylisch gestaltet, der pbo_078.020
anapästische Einsatz etwas bemäntelt werden kann:
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O | dreimal | seliges Volk das keine Sorgen beschweret, pbo_078.022
Kein | Neid ver | suchet, kein Stolz! Dein Leben fließet verborgen.
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Man hat aber dann durch ein Opfer an Bewegungsfreiheit pbo_078.024
immer noch keine Hexameter erzielt. Denn der Charakter pbo_078.025
des Hexameters ist in der Mannigfaltigkeit seiner Bewegung pbo_078.026
ein streng geschlossener. Er trägt alle Variationen in sich, pbo_078.027
und bei jeder, die über sein Schema hinausgeht, muß man pbo_078.028
sich darüber klar sein, daß man auch seinen Charakter aufgiebt.
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Vergl. Briefwechsel mit Humboldt. 2. Aufl. S. 229.
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