Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895.
pbo_082.001 Jch sah | o sagt | mir, || sah | ich was jetzt | geschieht*) pbo_082.017 Auch wenn | stille | Nacht || mich um | schattend | decket pbo_082.021 *) pbo_082.028 Vergl. Sammlung Göschen Nr. 1. Klopstock Ode Die beiden pbo_082.029 Musen 1752. S. 26. **) pbo_082.030 Desgl. in der Ode "Der Frohsinn". Samml. Göschen Bd. 1. S. 83. ***) pbo_082.031
Werke Stuttg. 1853. II 157 ff.
pbo_082.001 Jch sáh | o ságt | mir, ‖ sáh | ich was jétzt | geschíeht*) pbo_082.017 Áuch wenn | stílle | Nácht ‖ mich um | scháttend | décket pbo_082.021 *) pbo_082.028 Vergl. Sammlung Göschen Nr. 1. Klopstock Ode Die beiden pbo_082.029 Musen 1752. S. 26. **) pbo_082.030 Desgl. in der Ode „Der Frohsinn“. Samml. Göschen Bd. 1. S. 83. ***) pbo_082.031
Werke Stuttg. 1853. II 157 ff. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><hi rendition="#g"><pb facs="#f0086" n="82"/><lb n="pbo_082.001"/> sätzlichen</hi> Taktwechsels begründen konnte. Den Grund dafür <lb n="pbo_082.002"/> muß man wohl in der Ausschließlichkeit suchen, mit der <lb n="pbo_082.003"/> das unbedingte rhythmische Taktieren den einmal eingeschagenen <lb n="pbo_082.004"/> Gang aufrecht erhält, während der durch das Metrum bedingte <lb n="pbo_082.005"/> Takt (das Skandieren) weit geschmeidiger sich jeder <lb n="pbo_082.006"/> Laune des rhythmischen Wechsels anschmiegt. Es charakterisiert <lb n="pbo_082.007"/> das Verhältnis, daß von der reichen Zahl typischer Gestaltungen, <lb n="pbo_082.008"/> welche die griechische Metrenphantasie aus der unerschöpflichen <lb n="pbo_082.009"/> Menge möglicher Kombinationen herausgehoben <lb n="pbo_082.010"/> hat, grade diejenigen sich unter uns lebendig erhalten, welche <lb n="pbo_082.011"/> sich rhythmisch durch Wechsel im analogen Takt — jambischanapästisch, <lb n="pbo_082.012"/> trochäisch-daktylisch — ausdrücken lassen. So <lb n="pbo_082.013"/> ward der antike <hi rendition="#g">alcäische Hendekasyllabus</hi> (Elfsilbenvers) <lb n="pbo_082.014"/> für uns ein fünffüßiger Jambus mit Anapäst im vierten <lb n="pbo_082.015"/> Fuße und Caesur im dritten Fuße:</p> <lb n="pbo_082.016"/> <lg> <l>Jch sáh | o ságt | mir, ‖ sáh | ich was jétzt | geschíeht<note corresp="PBO_082_*" place="foot" n="*)"><lb n="pbo_082.028"/> Vergl. <hi rendition="#g">Sammlung Göschen</hi> Nr. 1. Klopstock Ode Die beiden <lb n="pbo_082.029"/> Musen 1752. S. 26.</note></l> </lg> <p><lb n="pbo_082.017"/> Desgleichen bedeutet der <hi rendition="#g">sapphische Hendekasyllabus</hi> <lb n="pbo_082.018"/> (Sapphicus minor) für uns einen fünffüßigen Trochäus mit <lb n="pbo_082.019"/> Daktylus und Caesur im dritten Fuße:</p> <lb n="pbo_082.020"/> <lg> <l>Áuch wenn | stílle | Nácht ‖ mich um | scháttend | décket</l> </lg> <p><lb n="pbo_082.021"/> Doch hat Klopstock gerade in der Ode, welcher dies Beispiel <lb n="pbo_082.022"/> entnommen ist<note corresp="PBO_082_**" place="foot" n="**)"><lb n="pbo_082.030"/> Desgl. in der Ode „<hi rendition="#g">Der Frohsinn</hi>“. Samml. Göschen Bd. 1. S. 83.</note> (<hi rendition="#g">Furcht der Geliebten</hi> 1753), den <lb n="pbo_082.023"/> Daktylus nach der Folge der Verse je im ersten, zweiten <lb n="pbo_082.024"/> oder dritten Fuße angewandt, jene Caesur aber nicht beachtet, <lb n="pbo_082.025"/> ebensowenig wie Platen in seiner sapphischen Ode <hi rendition="#g">die <lb n="pbo_082.026"/> Pyramide des Cestius.</hi><note corresp="PBO_082_***" place="foot" n="***)"><lb n="pbo_082.031"/> Werke Stuttg. 1853. II 157 ff.</note> Einen vierfüßigen katalektischen <lb n="pbo_082.027"/> Trochäus, der seinen daktylischen Wechseltakt im zweiten Fuße </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [82/0086]
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sätzlichen Taktwechsels begründen konnte. Den Grund dafür pbo_082.002
muß man wohl in der Ausschließlichkeit suchen, mit der pbo_082.003
das unbedingte rhythmische Taktieren den einmal eingeschagenen pbo_082.004
Gang aufrecht erhält, während der durch das Metrum bedingte pbo_082.005
Takt (das Skandieren) weit geschmeidiger sich jeder pbo_082.006
Laune des rhythmischen Wechsels anschmiegt. Es charakterisiert pbo_082.007
das Verhältnis, daß von der reichen Zahl typischer Gestaltungen, pbo_082.008
welche die griechische Metrenphantasie aus der unerschöpflichen pbo_082.009
Menge möglicher Kombinationen herausgehoben pbo_082.010
hat, grade diejenigen sich unter uns lebendig erhalten, welche pbo_082.011
sich rhythmisch durch Wechsel im analogen Takt — jambischanapästisch, pbo_082.012
trochäisch-daktylisch — ausdrücken lassen. So pbo_082.013
ward der antike alcäische Hendekasyllabus (Elfsilbenvers) pbo_082.014
für uns ein fünffüßiger Jambus mit Anapäst im vierten pbo_082.015
Fuße und Caesur im dritten Fuße:
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Jch sáh | o ságt | mir, ‖ sáh | ich was jétzt | geschíeht *)
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Desgleichen bedeutet der sapphische Hendekasyllabus pbo_082.018
(Sapphicus minor) für uns einen fünffüßigen Trochäus mit pbo_082.019
Daktylus und Caesur im dritten Fuße:
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Áuch wenn | stílle | Nácht ‖ mich um | scháttend | décket
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Doch hat Klopstock gerade in der Ode, welcher dies Beispiel pbo_082.022
entnommen ist **) (Furcht der Geliebten 1753), den pbo_082.023
Daktylus nach der Folge der Verse je im ersten, zweiten pbo_082.024
oder dritten Fuße angewandt, jene Caesur aber nicht beachtet, pbo_082.025
ebensowenig wie Platen in seiner sapphischen Ode die pbo_082.026
Pyramide des Cestius. ***) Einen vierfüßigen katalektischen pbo_082.027
Trochäus, der seinen daktylischen Wechseltakt im zweiten Fuße
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Vergl. Sammlung Göschen Nr. 1. Klopstock Ode Die beiden pbo_082.029
Musen 1752. S. 26.
**) pbo_082.030
Desgl. in der Ode „Der Frohsinn“. Samml. Göschen Bd. 1. S. 83.
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Werke Stuttg. 1853. II 157 ff.
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