Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

pbo_083.001
eintreten läßt, besitzen wir im Glyconeus, einem gleichfalls pbo_083.002
aus diesem Grunde noch häufigen Verse:

pbo_083.003
Fabel | hafte Ge | spielin | nen*)

pbo_083.004
Von den sogenannten logaödischen Versen, die aus pbo_083.005
daktylischem in trochäischen Gang übergehen, sind für uns pbo_083.006
als Ergänzungen der oben genannten zu berühmten Strophenformen pbo_083.007
(der alcäischen und sapphischen) wichtig: Der doppelt pbo_083.008
daktylisch trochäische Logaödenvers:

pbo_083.009
Heiß zu den | krönenden | Zielen | fliegen**)

pbo_083.010
Der sogenannte Adonius (d. i. Vers des Adoniskults, pbo_083.011
vgl. oben als hexametrischer Abschluß) aus Daktylus und pbo_083.012
Trochäus bestehend:

pbo_083.013
Dürre be | blütet***)

pbo_083.014
Diejenigen Metra der Griechen, die sich für uns nicht pbo_083.015
durch rhythmischen Wechsel im analogen Takt ausdrücken lassen, pbo_083.016
sind nur aus diesem Grunde in der poetischen Praxis auffallend pbo_083.017
in den Hintergrund getreten. Man hat zwar mit den pbo_083.018
Cretici (Amphibrachys [Abbildung] und Amphimacer [Abbildung] ) pbo_083.019
und dem Choriambus (Chorius d. i. Trochaeus und Jambus) pbo_083.020
[Abbildung] Verse zu komponieren versucht. Allein diese Versfüße pbo_083.021
emanzipieren sich in unserer Rhythmik zu selbständigen pbo_083.022
Versen. Jm Amphibrachys gestellte kretische Versfüße verfließen pbo_083.023
gegenüber unserem herrschsüchtigen Starktone zu daktylischen pbo_083.024
bezw. anapästischen Reihen:

pbo_083.025
Es war mal | ein Kaiser | der Kaiser | war kurrig

pbo_083.026
wird leicht zu

*) pbo_083.027
Klopstock in der Ode "Der Lehrling der Griechen" 1747, a. a. pbo_083.028
O. S. 1.
**) pbo_083.029
Klopstock a. a. O. S. 26.
***) pbo_083.030
Klopstock a. a. O. S. 83.

pbo_083.001
eintreten läßt, besitzen wir im Glyconeus, einem gleichfalls pbo_083.002
aus diesem Grunde noch häufigen Verse:

pbo_083.003
Fábel | háfte Ge | spíelin | nen*)

pbo_083.004
Von den sogenannten logaödischen Versen, die aus pbo_083.005
daktylischem in trochäischen Gang übergehen, sind für uns pbo_083.006
als Ergänzungen der oben genannten zu berühmten Strophenformen pbo_083.007
(der alcäischen und sapphischen) wichtig: Der doppelt pbo_083.008
daktylisch trochäische Logaödenvers:

pbo_083.009
Heiß zu den | krönenden | Zielen | fliegen**)

pbo_083.010
Der sogenannte Adonius (d. i. Vers des Adoniskults, pbo_083.011
vgl. oben als hexametrischer Abschluß) aus Daktylus und pbo_083.012
Trochäus bestehend:

pbo_083.013
Dǘrre be | blǘtet***)

pbo_083.014
Diejenigen Metra der Griechen, die sich für uns nicht pbo_083.015
durch rhythmischen Wechsel im analogen Takt ausdrücken lassen, pbo_083.016
sind nur aus diesem Grunde in der poetischen Praxis auffallend pbo_083.017
in den Hintergrund getreten. Man hat zwar mit den pbo_083.018
Cretici (Amphibrachys [Abbildung] und Amphimacer [Abbildung] ) pbo_083.019
und dem Choriambus (Chorius d. i. Trochaeus und Jambus) pbo_083.020
[Abbildung] Verse zu komponieren versucht. Allein diese Versfüße pbo_083.021
emanzipieren sich in unserer Rhythmik zu selbständigen pbo_083.022
Versen. Jm Amphibrachys gestellte kretische Versfüße verfließen pbo_083.023
gegenüber unserem herrschsüchtigen Starktone zu daktylischen pbo_083.024
bezw. anapästischen Reihen:

pbo_083.025
Es wár mal | ein Káiser | der Káiser | war kúrrig

pbo_083.026
wird leicht zu

*) pbo_083.027
Klopstock in der Ode „Der Lehrling der Griechen“ 1747, a. a. pbo_083.028
O. S. 1.
**) pbo_083.029
Klopstock a. a. O. S. 26.
***) pbo_083.030
Klopstock a. a. O. S. 83.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0087" n="83"/><lb n="pbo_083.001"/>
eintreten läßt, besitzen wir im Glyconeus, einem gleichfalls <lb n="pbo_083.002"/>
aus diesem Grunde noch häufigen Verse:</p>
              <lb n="pbo_083.003"/>
              <lg>
                <l>Fábel | háfte Ge | spíelin | nen<note corresp="PBO_083_*" place="foot" n="*)"><lb n="pbo_083.027"/>
Klopstock in der Ode &#x201E;<hi rendition="#g">Der Lehrling der Griechen</hi>&#x201C; 1747, a. a. <lb n="pbo_083.028"/>
O. S. 1.</note></l>
              </lg>
              <p><lb n="pbo_083.004"/>
Von den sogenannten <hi rendition="#g">logaödischen</hi> Versen, die aus <lb n="pbo_083.005"/>
daktylischem in trochäischen Gang übergehen, sind für uns <lb n="pbo_083.006"/>
als Ergänzungen der oben genannten zu berühmten Strophenformen <lb n="pbo_083.007"/>
(der alcäischen und sapphischen) wichtig: Der doppelt <lb n="pbo_083.008"/>
daktylisch trochäische Logaödenvers:</p>
              <lb n="pbo_083.009"/>
              <lg>
                <l>Heiß zu den | krönenden | Zielen | fliegen<note corresp="PBO_083_**" place="foot" n="**)"><lb n="pbo_083.029"/>
Klopstock a. a. O. S. 26.</note></l>
              </lg>
              <p><lb n="pbo_083.010"/>
Der sogenannte Adonius (d. i. Vers des Adoniskults, <lb n="pbo_083.011"/>
vgl. oben als hexametrischer Abschluß) aus Daktylus und <lb n="pbo_083.012"/>
Trochäus bestehend:</p>
              <lb n="pbo_083.013"/>
              <lg>
                <l>Du&#x0308;&#x0301;rre be | blu&#x0308;&#x0301;tet<note corresp="PBO_083_***" place="foot" n="***)"><lb n="pbo_083.030"/>
Klopstock a. a. O. S. 83.</note></l>
              </lg>
              <p><lb n="pbo_083.014"/>
Diejenigen Metra der Griechen, die sich für uns nicht <lb n="pbo_083.015"/>
durch rhythmischen Wechsel im analogen Takt ausdrücken lassen, <lb n="pbo_083.016"/>
sind nur aus diesem Grunde in der poetischen Praxis auffallend <lb n="pbo_083.017"/>
in den Hintergrund getreten. Man hat zwar mit den <lb n="pbo_083.018"/>
Cretici (Amphibrachys <figure type="versmetrik"/> und Amphimacer <figure type="versmetrik"/>) <lb n="pbo_083.019"/>
und dem Choriambus (Chorius d. i. Trochaeus und Jambus) <lb n="pbo_083.020"/>
<figure type="versmetrik"/> Verse zu komponieren versucht. Allein diese Versfüße <lb n="pbo_083.021"/> <hi rendition="#g">emanzipieren</hi> sich in unserer Rhythmik zu selbständigen <lb n="pbo_083.022"/>
Versen. Jm Amphibrachys gestellte kretische Versfüße verfließen <lb n="pbo_083.023"/>
gegenüber unserem herrschsüchtigen Starktone zu daktylischen <lb n="pbo_083.024"/>
bezw. anapästischen Reihen:</p>
              <lb n="pbo_083.025"/>
              <lg>
                <l>Es wár mal | ein Káiser | der Káiser | war kúrrig</l>
              </lg>
              <p><lb n="pbo_083.026"/>
wird leicht zu  </p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0087] pbo_083.001 eintreten läßt, besitzen wir im Glyconeus, einem gleichfalls pbo_083.002 aus diesem Grunde noch häufigen Verse: pbo_083.003 Fábel | háfte Ge | spíelin | nen *) pbo_083.004 Von den sogenannten logaödischen Versen, die aus pbo_083.005 daktylischem in trochäischen Gang übergehen, sind für uns pbo_083.006 als Ergänzungen der oben genannten zu berühmten Strophenformen pbo_083.007 (der alcäischen und sapphischen) wichtig: Der doppelt pbo_083.008 daktylisch trochäische Logaödenvers: pbo_083.009 Heiß zu den | krönenden | Zielen | fliegen **) pbo_083.010 Der sogenannte Adonius (d. i. Vers des Adoniskults, pbo_083.011 vgl. oben als hexametrischer Abschluß) aus Daktylus und pbo_083.012 Trochäus bestehend: pbo_083.013 Dǘrre be | blǘtet ***) pbo_083.014 Diejenigen Metra der Griechen, die sich für uns nicht pbo_083.015 durch rhythmischen Wechsel im analogen Takt ausdrücken lassen, pbo_083.016 sind nur aus diesem Grunde in der poetischen Praxis auffallend pbo_083.017 in den Hintergrund getreten. Man hat zwar mit den pbo_083.018 Cretici (Amphibrachys [Abbildung] und Amphimacer [Abbildung] ) pbo_083.019 und dem Choriambus (Chorius d. i. Trochaeus und Jambus) pbo_083.020 [Abbildung] Verse zu komponieren versucht. Allein diese Versfüße pbo_083.021 emanzipieren sich in unserer Rhythmik zu selbständigen pbo_083.022 Versen. Jm Amphibrachys gestellte kretische Versfüße verfließen pbo_083.023 gegenüber unserem herrschsüchtigen Starktone zu daktylischen pbo_083.024 bezw. anapästischen Reihen: pbo_083.025 Es wár mal | ein Káiser | der Káiser | war kúrrig pbo_083.026 wird leicht zu *) pbo_083.027 Klopstock in der Ode „Der Lehrling der Griechen“ 1747, a. a. pbo_083.028 O. S. 1. **) pbo_083.029 Klopstock a. a. O. S. 26. ***) pbo_083.030 Klopstock a. a. O. S. 83.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;

Hervorhebungen durch Wechsel von Fraktur zu Antiqua: nicht gekennzeichnet




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/borinski_poetik_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/borinski_poetik_1895/87
Zitationshilfe: Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/borinski_poetik_1895/87>, abgerufen am 22.11.2024.