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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
von bishero Meldung geschehen. Die Einwohner
bekümmern sich meistens um die Handlung/ Acker-
bau oder den Krieg/ wozu sie für allem geneigt sind.
Dannenhero sie vor Ausgang des Jahres allezeit
Mangel an Lebens-Mitteln spüren/ so daß selbige aus
andern Orten herbey geführet werden müssen/ da
gleichwol ihr Land an sich selbst sehr fruchtbahr ist.

Diejenige aber zu Aqvamboe bekümmern sich
weder um die Fischerey/ noch um das Saltz machen/
so gleichwol in grosser Menge und häuffiger als ir-
gend anders wo allhie gefunden wird/ sondern lassen
diese Arbeit denen Mohren über/ so entweder im Lande
gebohren/ oder anders wo her gekommen allhie zu woh-
nen/ deren insonderheit eine solche Anzahl sich daselbst
aufhält/ daß die meisten Dörffer von ihnen bewohnet
werden. Diese Leute nun lassen sich nicht befriedi-
gen mit dem Fisch-Fang und Saltz machen/ sondern
handeln auch mit ausländischen Schiffen/ wenig-
stens eben so starck als die Mohren zu Axim oder Fan-
tin.
Es ist auch die Sclaven Handlung allhie so
groß/ als irgend an einem Orte im gantzen Lande/
(ausgenommen Annamabo) aus Ursach daß die be-
nachbahrten Länder über die maßen volckreich/ und
schier allezeit in Kriege verwickelt leben/ dahero sie
unterschiedliche Gefangene machen/ und dieselbige
hernach an die Europäer verhandeln können.

Jhr höret sehr viel von den Mohren so zu dem Krieg
geneigt sind/ glaubet aber nicht mein Herr/ daß sie ein-
tzig und allein dem Kriege ergeben sind/ ohne daß sie
ichtens was anders fürnehmen solten; keines weges/
alle Mohren insgemein dienen so lange für Solda-
ten als der Krieg dauret/ daferne sie sich entweder

selbst

des Landes Gvinea.
von bishero Meldung geſchehen. Die Einwohner
bekuͤmmern ſich meiſtens um die Handlung/ Acker-
bau oder den Krieg/ wozu ſie fuͤr allem geneigt ſind.
Dannenhero ſie vor Ausgang des Jahres allezeit
Mangel an Lebens-Mitteln ſpuͤren/ ſo daß ſelbige aus
andern Orten herbey gefuͤhret werden muͤſſen/ da
gleichwol ihr Land an ſich ſelbſt ſehr fruchtbahr iſt.

Diejenige aber zu Aqvamboe bekuͤmmern ſich
weder um die Fiſcherey/ noch um das Saltz machen/
ſo gleichwol in groſſer Menge und haͤuffiger als ir-
gend anders wo allhie gefunden wird/ ſondern laſſen
dieſe Arbeit denen Mohren uͤber/ ſo entweder im Lande
gebohren/ oder anders wo her gekommen allhie zu woh-
nen/ deren inſonderheit eine ſolche Anzahl ſich daſelbſt
aufhaͤlt/ daß die meiſten Doͤrffer von ihnen bewohnet
werden. Dieſe Leute nun laſſen ſich nicht befriedi-
gen mit dem Fiſch-Fang und Saltz machen/ ſondern
handeln auch mit auslaͤndiſchen Schiffen/ wenig-
ſtens eben ſo ſtarck als die Mohren zu Axim oder Fan-
tin.
Es iſt auch die Sclaven Handlung allhie ſo
groß/ als irgend an einem Orte im gantzen Lande/
(ausgenommen Annamabo) aus Urſach daß die be-
nachbahrten Laͤnder uͤber die maßen volckreich/ und
ſchier allezeit in Kriege verwickelt leben/ dahero ſie
unterſchiedliche Gefangene machen/ und dieſelbige
hernach an die Europaͤer verhandeln koͤnnen.

Jhr hoͤret ſehr viel von den Mohren ſo zu dem Krieg
geneigt ſind/ glaubet aber nicht mein Herr/ daß ſie ein-
tzig und allein dem Kriege ergeben ſind/ ohne daß ſie
ichtens was anders fuͤrnehmen ſolten; keines weges/
alle Mohren insgemein dienen ſo lange fuͤr Solda-
ten als der Krieg dauret/ daferne ſie ſich entweder

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[95/0139] des Landes Gvinea. von bishero Meldung geſchehen. Die Einwohner bekuͤmmern ſich meiſtens um die Handlung/ Acker- bau oder den Krieg/ wozu ſie fuͤr allem geneigt ſind. Dannenhero ſie vor Ausgang des Jahres allezeit Mangel an Lebens-Mitteln ſpuͤren/ ſo daß ſelbige aus andern Orten herbey gefuͤhret werden muͤſſen/ da gleichwol ihr Land an ſich ſelbſt ſehr fruchtbahr iſt. Diejenige aber zu Aqvamboe bekuͤmmern ſich weder um die Fiſcherey/ noch um das Saltz machen/ ſo gleichwol in groſſer Menge und haͤuffiger als ir- gend anders wo allhie gefunden wird/ ſondern laſſen dieſe Arbeit denen Mohren uͤber/ ſo entweder im Lande gebohren/ oder anders wo her gekommen allhie zu woh- nen/ deren inſonderheit eine ſolche Anzahl ſich daſelbſt aufhaͤlt/ daß die meiſten Doͤrffer von ihnen bewohnet werden. Dieſe Leute nun laſſen ſich nicht befriedi- gen mit dem Fiſch-Fang und Saltz machen/ ſondern handeln auch mit auslaͤndiſchen Schiffen/ wenig- ſtens eben ſo ſtarck als die Mohren zu Axim oder Fan- tin. Es iſt auch die Sclaven Handlung allhie ſo groß/ als irgend an einem Orte im gantzen Lande/ (ausgenommen Annamabo) aus Urſach daß die be- nachbahrten Laͤnder uͤber die maßen volckreich/ und ſchier allezeit in Kriege verwickelt leben/ dahero ſie unterſchiedliche Gefangene machen/ und dieſelbige hernach an die Europaͤer verhandeln koͤnnen. Jhr hoͤret ſehr viel von den Mohren ſo zu dem Krieg geneigt ſind/ glaubet aber nicht mein Herr/ daß ſie ein- tzig und allein dem Kriege ergeben ſind/ ohne daß ſie ichtens was anders fuͤrnehmen ſolten; keines weges/ alle Mohren insgemein dienen ſo lange fuͤr Solda- ten als der Krieg dauret/ daferne ſie ſich entweder ſelbſt

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/139>, abgerufen am 23.11.2024.