Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.des Landes Gvinea. chen. Alle dergleichen böser Gestanck/ muß nohtwen-dig ungemeine viele Kranckheiten erregen/ so/ daß weder diejenigen/ so allbereit einige Zeit im Lande ge- wesen/ noch auch die fremde hereinkommende sich da- für in acht nehmen können; die ersteren wegen Schwachheit des Leibes/ und die letzteren wegen der grossen Veränderung/ so sie zwischen Europa und diesem Lande finden. Dannenhero siehet man diese bald bey ihrer Ankunfft in schwere Kranckheiten ver- fallen/ die sich mit dem Tode endigen/ insonderheit da sie nach hiesiger Landes Art übele Verpflegung fin- den; denn die Artzneyen sind durchgehends verdor- ben/ und die Wund-Artzte verstehen nicht viel/ so daß ein Krancker in immer währender Gefahr niederlie- gen muß; und obwol die Natur starck genung wäre ihre Würckungen zu thun/ im Fall man derselbigen mit guten Artzneyen und Lebens-Mitteln zu Hülffe käme/ allein so kan dieses nicht geschehen/ denn (wie gesagt) die Artzneyen taugen nicht/ und die gewöhn- liche Speisen geringer Leute bestehen in Fischwerck oder mageren dürren Hühnern/ insonderheit wenn es am Gelde mangelt etwas besseres zurichten zu lassen; und gesetzt auch man hätte Geldes genung/ würde dennoch nichts zu bekommen seyn was einem Kran- cken dienlich ist; die Kühe/ Schaffe und Hühner sind ungewöhnlich mager/ folglich auch deren Fleisch sehr hart und trucken/ so daß ein gesunder Magen genug daran zu verdauen hat. An Kräuter-Suppen/ wel- che zunechst den Medicamenten die besten Speisen sind/ für Krancke/ als welchen leichte und verdauli- che Kost am gesundesten ist/ fehlet es auch; zwar ha- ben der General-Director und andere vornehme Be- J 4
des Landes Gvinea. chen. Alle dergleichen boͤſer Geſtanck/ muß nohtwen-dig ungemeine viele Kranckheiten erregen/ ſo/ daß weder diejenigen/ ſo allbereit einige Zeit im Lande ge- weſen/ noch auch die fremde hereinkommende ſich da- fuͤr in acht nehmen koͤnnen; die erſteren wegen Schwachheit des Leibes/ und die letzteren wegen der groſſen Veraͤnderung/ ſo ſie zwiſchen Europa und dieſem Lande finden. Dannenhero ſiehet man dieſe bald bey ihrer Ankunfft in ſchwere Kranckheiten ver- fallen/ die ſich mit dem Tode endigen/ inſonderheit da ſie nach hieſiger Landes Art uͤbele Verpflegung fin- den; denn die Artzneyen ſind durchgehends verdor- ben/ und die Wund-Artzte verſtehen nicht viel/ ſo daß ein Krancker in immer waͤhrender Gefahr niederlie- gen muß; und obwol die Natur ſtarck genung waͤre ihre Wuͤrckungen zu thun/ im Fall man derſelbigen mit guten Artzneyen und Lebens-Mitteln zu Huͤlffe kaͤme/ allein ſo kan dieſes nicht geſchehen/ denn (wie geſagt) die Artzneyen taugen nicht/ und die gewoͤhn- liche Speiſen geringer Leute beſtehen in Fiſchwerck oder mageren duͤrren Huͤhnern/ inſonderheit wenn es am Gelde mangelt etwas beſſeres zurichten zu laſſen; und geſetzt auch man haͤtte Geldes genung/ wuͤrde dennoch nichts zu bekommen ſeyn was einem Kran- cken dienlich iſt; die Kuͤhe/ Schaffe und Huͤhner ſind ungewoͤhnlich mager/ folglich auch deren Fleiſch ſehr hart und trucken/ ſo daß ein geſunder Magen genug daran zu verdauen hat. An Kraͤuter-Suppen/ wel- che zunechſt den Medicamenten die beſten Speiſen ſind/ fuͤr Krancke/ als welchen leichte und verdauli- che Koſt am geſundeſten iſt/ fehlet es auch; zwar ha- ben der General-Director und andere vornehme Be- J 4
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des Landes Gvinea.
chen. Alle dergleichen boͤſer Geſtanck/ muß nohtwen-
dig ungemeine viele Kranckheiten erregen/ ſo/ daß
weder diejenigen/ ſo allbereit einige Zeit im Lande ge-
weſen/ noch auch die fremde hereinkommende ſich da-
fuͤr in acht nehmen koͤnnen; die erſteren wegen
Schwachheit des Leibes/ und die letzteren wegen der
groſſen Veraͤnderung/ ſo ſie zwiſchen Europa und
dieſem Lande finden. Dannenhero ſiehet man dieſe
bald bey ihrer Ankunfft in ſchwere Kranckheiten ver-
fallen/ die ſich mit dem Tode endigen/ inſonderheit da
ſie nach hieſiger Landes Art uͤbele Verpflegung fin-
den; denn die Artzneyen ſind durchgehends verdor-
ben/ und die Wund-Artzte verſtehen nicht viel/ ſo daß
ein Krancker in immer waͤhrender Gefahr niederlie-
gen muß; und obwol die Natur ſtarck genung waͤre
ihre Wuͤrckungen zu thun/ im Fall man derſelbigen
mit guten Artzneyen und Lebens-Mitteln zu Huͤlffe
kaͤme/ allein ſo kan dieſes nicht geſchehen/ denn (wie
geſagt) die Artzneyen taugen nicht/ und die gewoͤhn-
liche Speiſen geringer Leute beſtehen in Fiſchwerck
oder mageren duͤrren Huͤhnern/ inſonderheit wenn es
am Gelde mangelt etwas beſſeres zurichten zu laſſen;
und geſetzt auch man haͤtte Geldes genung/ wuͤrde
dennoch nichts zu bekommen ſeyn was einem Kran-
cken dienlich iſt; die Kuͤhe/ Schaffe und Huͤhner ſind
ungewoͤhnlich mager/ folglich auch deren Fleiſch ſehr
hart und trucken/ ſo daß ein geſunder Magen genug
daran zu verdauen hat. An Kraͤuter-Suppen/ wel-
che zunechſt den Medicamenten die beſten Speiſen
ſind/ fuͤr Krancke/ als welchen leichte und verdauli-
che Koſt am geſundeſten iſt/ fehlet es auch; zwar ha-
ben der General-Director und andere vornehme
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