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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
Mein Herr!

JCh habe euren Brieff vom 24. - - - - richtig em-
pfangen/ und dessen Jnhalt zur Gnüge verstan-
den; allein die itzige materie so ich in gegenwärtigem
zu schreiben habe/ ist so weitläufftig/ daß die verlangte
Antwort auf beqveme Zeit aussetzen muß/ da ich ver-
spreche mit ehester Gelegenheit dieselbige zu beschleu-
nigen.

Jtzo habe mir vorgenommen von der Natur und
Sitten derer in diesem Lande gebohrnen Schwartzen
zu handeln. Damit nun solches in richtiger Ord-
nung geschehe/ werdet ihr mir nicht vor übel halten/
wenn ich etwas weitläufftig seyn/ auch unterschiedli-
che Sachen zusammen abhandeln werde/ weil ich mir
einbilde/ es könne nicht füglicher oder mit eurem grös-
serem Vergnügen verrichtet werden.

So will ich demnach hiemit den Anfang machen/
und sagen daß hiesige Leute die Mohren oder Schwar-
tzen nach ihrer Farbe genennet/ durchgehends sehr be-
trügerisch seynd/ so daß ihnen gar nicht zu trauen/ sin-
temahlen sie nicht gerne eine Gelegenheit aus den Hän-
den lassen/ wenn selbige einen Europäer oder sich selbst
unter einander betrügen können; Glaubet mir/ es ist
etwas seltsames/ einen treuen Menschen unter ihnen
anzutreffen/ sofern aber noch einige seynd/ erstrecket
sich ihre Redlichkeit nicht weiter/ als gegen ihre Herren/
dessen Brodt sie essen; denn so man ihre Lebensart ge-
nau untersuchet/ wird sich in Vergleich gegen andere
ihr betrügerisches Hertz gar bald hervorthun: Kurtz
es scheinet sie seynd bloß und allein hiezu gebohren/ in-
dem sie von Kindheit auf nichtes anders als Betrüge-

rey-
K 2
des Landes Gvinea.
Mein Herr!

JCh habe euren Brieff vom 24. ‒ ‒ ‒ ‒ richtig em-
pfangen/ und deſſen Jnhalt zur Gnuͤge verſtan-
den; allein die itzige materie ſo ich in gegenwaͤrtigem
zu ſchreiben habe/ iſt ſo weitlaͤufftig/ daß die verlangte
Antwort auf beqveme Zeit ausſetzen muß/ da ich ver-
ſpreche mit eheſter Gelegenheit dieſelbige zu beſchleu-
nigen.

Jtzo habe mir vorgenommen von der Natur und
Sitten derer in dieſem Lande gebohrnen Schwartzen
zu handeln. Damit nun ſolches in richtiger Ord-
nung geſchehe/ werdet ihr mir nicht vor uͤbel halten/
wenn ich etwas weitlaͤufftig ſeyn/ auch unterſchiedli-
che Sachen zuſammen abhandeln werde/ weil ich mir
einbilde/ es koͤnne nicht fuͤglicher oder mit eurem groͤſ-
ſerem Vergnuͤgen verrichtet werden.

So will ich demnach hiemit den Anfang machen/
und ſagen daß hieſige Leute die Mohren oder Schwar-
tzen nach ihrer Farbe genennet/ durchgehends ſehr be-
truͤgeriſch ſeynd/ ſo daß ihnen gar nicht zu trauen/ ſin-
temahlen ſie nicht gerne eine Gelegenheit aus den Haͤn-
den laſſen/ wenn ſelbige einen Europaͤer oder ſich ſelbſt
unter einander betruͤgen koͤnnen; Glaubet mir/ es iſt
etwas ſeltſames/ einen treuen Menſchen unter ihnen
anzutreffen/ ſofern aber noch einige ſeynd/ erſtrecket
ſich ihre Redlichkeit nicht weiter/ als gegen ihre Herren/
deſſen Brodt ſie eſſen; denn ſo man ihre Lebensart ge-
nau unterſuchet/ wird ſich in Vergleich gegen andere
ihr betruͤgeriſches Hertz gar bald hervorthun: Kurtz
es ſcheinet ſie ſeynd bloß und allein hiezu gebohren/ in-
dem ſie von Kindheit auf nichtes anders als Betruͤge-

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K 2
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[147/0191] des Landes Gvinea. Mein Herr! JCh habe euren Brieff vom 24. ‒ ‒ ‒ ‒ richtig em- pfangen/ und deſſen Jnhalt zur Gnuͤge verſtan- den; allein die itzige materie ſo ich in gegenwaͤrtigem zu ſchreiben habe/ iſt ſo weitlaͤufftig/ daß die verlangte Antwort auf beqveme Zeit ausſetzen muß/ da ich ver- ſpreche mit eheſter Gelegenheit dieſelbige zu beſchleu- nigen. Jtzo habe mir vorgenommen von der Natur und Sitten derer in dieſem Lande gebohrnen Schwartzen zu handeln. Damit nun ſolches in richtiger Ord- nung geſchehe/ werdet ihr mir nicht vor uͤbel halten/ wenn ich etwas weitlaͤufftig ſeyn/ auch unterſchiedli- che Sachen zuſammen abhandeln werde/ weil ich mir einbilde/ es koͤnne nicht fuͤglicher oder mit eurem groͤſ- ſerem Vergnuͤgen verrichtet werden. So will ich demnach hiemit den Anfang machen/ und ſagen daß hieſige Leute die Mohren oder Schwar- tzen nach ihrer Farbe genennet/ durchgehends ſehr be- truͤgeriſch ſeynd/ ſo daß ihnen gar nicht zu trauen/ ſin- temahlen ſie nicht gerne eine Gelegenheit aus den Haͤn- den laſſen/ wenn ſelbige einen Europaͤer oder ſich ſelbſt unter einander betruͤgen koͤnnen; Glaubet mir/ es iſt etwas ſeltſames/ einen treuen Menſchen unter ihnen anzutreffen/ ſofern aber noch einige ſeynd/ erſtrecket ſich ihre Redlichkeit nicht weiter/ als gegen ihre Herren/ deſſen Brodt ſie eſſen; denn ſo man ihre Lebensart ge- nau unterſuchet/ wird ſich in Vergleich gegen andere ihr betruͤgeriſches Hertz gar bald hervorthun: Kurtz es ſcheinet ſie ſeynd bloß und allein hiezu gebohren/ in- dem ſie von Kindheit auf nichtes anders als Betruͤge- rey- K 2

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/191>, abgerufen am 27.11.2024.