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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
so trincken sie so viel mehr/ und machen sehr viel Wercks
von starckem Getränck/ trincken dahero alle Morgen
Brantwein/ und Nachmittags Palmenwein; ja
wenn sie auch nicht mehr als einen Stüver in ihrer
Gewalt hätten/ würden sie nichts destoweniger für
drey austrincken/ es sey Tag oder Nacht/ so fertig
und bereit lassen sie sich allezeit zum trincken finden;
welches wir insonderheit an unsern Hausgenossen
wahrgenommen/ so ein gewisses Mittel ersonnen un-
sere Keller des Nachts zu öffnen/ wannenhero ihnen
nichtes von Taback/ Brantwein/ oder andern star-
cken Getränck anzuvertrauen/ weil sie durchgehends
so Frauen als Männer dem Trunck sehr ergeben/ und
wer es am besten kan/ für den besten Mann gehalten
wird/ nicht anders als wenn hierinn eine grosse Kunst
verborgen/ welcher auch ihre Kinder von drey oder 4.
Jahren nicht unkündig seyn müssen.

Anitzo folgen ihre Redens-Arten und Begrüssun-
gen/ welche nicht weniger verdienen daß ein Wort
von ihnen gemeldet werde. Wenn sie sich begegnen/
grüssen sie sich unter einander mit Entblössung des
Haupts/ welches nur von diesen zu verstehen/ so mit
uns umgehen/ denn andre welche tieffer im Lande woh-
nen/ nehmen es für keine Höfligkeit an wenn man den
Huht für ihnen abziehet. Nach diesem befragen sie
einander nicht wie wir gewohnet sind/ wie gehet es
euch/ sondern wie habet ihr geschlaffen/ darauff der
andere antwortet gantz wohl/ und den ersten so ihm be-
gegnet mit eben dergleichen Fragen anredet; woraus
denn erhellet/ daß diese Leute das schlaffen für eine der
Gesundheit höchst nöthige Sache ansehen. Geschie-
het es/ daß jemand aus weit entlegenem Orte sich ein-

sin-

Beſchreibung
ſo trincken ſie ſo viel mehr/ und machen ſehr viel Wercks
von ſtarckem Getraͤnck/ trincken dahero alle Morgen
Brantwein/ und Nachmittags Palmenwein; ja
wenn ſie auch nicht mehr als einen Stuͤver in ihrer
Gewalt haͤtten/ wuͤrden ſie nichts deſtoweniger fuͤr
drey austrincken/ es ſey Tag oder Nacht/ ſo fertig
und bereit laſſen ſie ſich allezeit zum trincken finden;
welches wir inſonderheit an unſern Hausgenoſſen
wahrgenommen/ ſo ein gewiſſes Mittel erſonnen un-
ſere Keller des Nachts zu oͤffnen/ wannenhero ihnen
nichtes von Taback/ Brantwein/ oder andern ſtar-
cken Getraͤnck anzuvertrauen/ weil ſie durchgehends
ſo Frauen als Maͤnner dem Trunck ſehr ergeben/ und
wer es am beſten kan/ fuͤr den beſten Mann gehalten
wird/ nicht anders als wenn hierinn eine groſſe Kunſt
verborgen/ welcher auch ihre Kinder von drey oder 4.
Jahren nicht unkuͤndig ſeyn muͤſſen.

Anitzo folgen ihre Redens-Arten und Begruͤſſun-
gen/ welche nicht weniger verdienen daß ein Wort
von ihnen gemeldet werde. Wenn ſie ſich begegnen/
gruͤſſen ſie ſich unter einander mit Entbloͤſſung des
Haupts/ welches nur von dieſen zu verſtehen/ ſo mit
uns umgehen/ denn andre welche tieffer im Lande woh-
nen/ nehmen es fuͤr keine Hoͤfligkeit an wenn man den
Huht fuͤr ihnen abziehet. Nach dieſem befragen ſie
einander nicht wie wir gewohnet ſind/ wie gehet es
euch/ ſondern wie habet ihr geſchlaffen/ darauff der
andere antwortet gantz wohl/ und den erſten ſo ihm be-
gegnet mit eben dergleichen Fragen anredet; woraus
denn erhellet/ daß dieſe Leute das ſchlaffen fuͤr eine der
Geſundheit hoͤchſt noͤthige Sache anſehen. Geſchie-
het es/ daß jemand aus weit entlegenem Orte ſich ein-

ſin-
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[156/0200] Beſchreibung ſo trincken ſie ſo viel mehr/ und machen ſehr viel Wercks von ſtarckem Getraͤnck/ trincken dahero alle Morgen Brantwein/ und Nachmittags Palmenwein; ja wenn ſie auch nicht mehr als einen Stuͤver in ihrer Gewalt haͤtten/ wuͤrden ſie nichts deſtoweniger fuͤr drey austrincken/ es ſey Tag oder Nacht/ ſo fertig und bereit laſſen ſie ſich allezeit zum trincken finden; welches wir inſonderheit an unſern Hausgenoſſen wahrgenommen/ ſo ein gewiſſes Mittel erſonnen un- ſere Keller des Nachts zu oͤffnen/ wannenhero ihnen nichtes von Taback/ Brantwein/ oder andern ſtar- cken Getraͤnck anzuvertrauen/ weil ſie durchgehends ſo Frauen als Maͤnner dem Trunck ſehr ergeben/ und wer es am beſten kan/ fuͤr den beſten Mann gehalten wird/ nicht anders als wenn hierinn eine groſſe Kunſt verborgen/ welcher auch ihre Kinder von drey oder 4. Jahren nicht unkuͤndig ſeyn muͤſſen. Anitzo folgen ihre Redens-Arten und Begruͤſſun- gen/ welche nicht weniger verdienen daß ein Wort von ihnen gemeldet werde. Wenn ſie ſich begegnen/ gruͤſſen ſie ſich unter einander mit Entbloͤſſung des Haupts/ welches nur von dieſen zu verſtehen/ ſo mit uns umgehen/ denn andre welche tieffer im Lande woh- nen/ nehmen es fuͤr keine Hoͤfligkeit an wenn man den Huht fuͤr ihnen abziehet. Nach dieſem befragen ſie einander nicht wie wir gewohnet ſind/ wie gehet es euch/ ſondern wie habet ihr geſchlaffen/ darauff der andere antwortet gantz wohl/ und den erſten ſo ihm be- gegnet mit eben dergleichen Fragen anredet; woraus denn erhellet/ daß dieſe Leute das ſchlaffen fuͤr eine der Geſundheit hoͤchſt noͤthige Sache anſehen. Geſchie- het es/ daß jemand aus weit entlegenem Orte ſich ein- ſin-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/200>, abgerufen am 22.11.2024.