Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.des Landes Gvinea. sindet/ und niemahls in diesem Lande gewesen/ führetihn jener den er besuchet bey der Hand/ und leget ihm die zwey mittel Finger über einander geleget fest darin- nen/ und heisset ihn also willkommen; dafern er aber von hinnen verreysen will/ nachgehends aber bey Ver- lauff einiger Zeit wieder heimkommt/ bestehet die Be- willkommung in folgenden Worten: Jhr seyd ver- reiset gewesen/ nunmehro aber wiedergekommen/ dar- auff jener antwortet/ ja ich bin wieder kommen/ welche Ceremonien für eine von den grösten Höfligkeiren bey ihnen gehalten werden. Gewiß sie empfangen dieje- nigen so aus fremden Orten sie zu besuchen kommen/ sehr höfflig; und wenn die erste Höfligkeit abgeleget/ lässet der Hausherr durch seine Frau oder einen Scla- ven etwas Wasser/ Fett/ oder Salbe holen/ damit sei- nen Gast zu salben und zu schmieren/ nach Art derer Alten/ welche sich dieser Gewonheit bedieneten. Kö- nige und grosse Herren haben auch ihre sonderliche Ceremonien womit sie einander begegnen in ihren Zusammenkünfften oder abgestatteten Besuchungen. So bald demnach ein vornehmer Herr zu dem Dorff sich nahet dessen den er besuchen will/ fertiget er einige von seinen Leuten ab und lässet sich anmelden; jener aber sendet sofort einen mit zurück/ der ihm Versiche- rung geben muß/ daß er willkommen seyn werde. Dar- auf machet sich derjenige welcher die Visite empfan- gen soll fertig/ gehet mit allen seinen Leuten und gewaff- neten Soldaten auf den Marckt-Platz oder vor sein Haus bisweilen an der Zahl 3. oder 400. und setzet sich nieder auf den wartend/ der sich hat anmelden las- sen/ so alsdenn mit langsamen hochtrabenden Schrit- ten herangestiegen kömmt/ in Begleitung vieler ge- waff-
des Landes Gvinea. ſindet/ und niemahls in dieſem Lande geweſen/ fuͤhretihn jener den er beſuchet bey der Hand/ und leget ihm die zwey mittel Finger uͤber einander geleget feſt darin- nen/ und heiſſet ihn alſo willkommen; dafern er aber von hinnen verreyſen will/ nachgehends aber bey Ver- lauff einiger Zeit wieder heimkommt/ beſtehet die Be- willkommung in folgenden Worten: Jhr ſeyd ver- reiſet geweſen/ nunmehro aber wiedergekommen/ dar- auff jener antwortet/ ja ich bin wieder kommen/ welche Ceremonien fuͤr eine von den groͤſten Hoͤfligkeiren bey ihnen gehalten werden. Gewiß ſie empfangen dieje- nigen ſo aus fremden Orten ſie zu beſuchen kommen/ ſehr hoͤfflig; und wenn die erſte Hoͤfligkeit abgeleget/ laͤſſet der Hausherr durch ſeine Frau oder einen Scla- ven etwas Waſſer/ Fett/ oder Salbe holen/ damit ſei- nen Gaſt zu ſalben und zu ſchmieren/ nach Art derer Alten/ welche ſich dieſer Gewonheit bedieneten. Koͤ- nige und groſſe Herren haben auch ihre ſonderliche Ceremonien womit ſie einander begegnen in ihren Zuſammenkuͤnfften oder abgeſtatteten Beſuchungen. So bald demnach ein vornehmer Herr zu dem Dorff ſich nahet deſſen den er beſuchen will/ fertiget er einige von ſeinen Leuten ab und laͤſſet ſich anmelden; jener aber ſendet ſofort einen mit zuruͤck/ der ihm Verſiche- rung geben muß/ daß er willkommen ſeyn werde. Dar- auf machet ſich derjenige welcher die Viſite empfan- gen ſoll fertig/ gehet mit allen ſeinen Leuten und gewaff- neten Soldaten auf den Marckt-Platz oder vor ſein Haus bisweilen an der Zahl 3. oder 400. und ſetzet ſich nieder auf den wartend/ der ſich hat anmelden laſ- ſen/ ſo alsdenn mit langſamen hochtrabenden Schrit- ten herangeſtiegen koͤmmt/ in Begleitung vieler ge- waff-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0201" n="157"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Landes <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gvinea.</hi></hi></hi></fw><lb/> ſindet/ und niemahls in dieſem Lande geweſen/ fuͤhret<lb/> ihn jener den er beſuchet bey der Hand/ und leget ihm<lb/> die zwey mittel Finger uͤber einander geleget feſt darin-<lb/> nen/ und heiſſet ihn alſo willkommen; dafern er aber<lb/> von hinnen verreyſen will/ nachgehends aber bey Ver-<lb/> lauff einiger Zeit wieder heimkommt/ beſtehet die Be-<lb/> willkommung in folgenden Worten: Jhr ſeyd ver-<lb/> reiſet geweſen/ nunmehro aber wiedergekommen/ dar-<lb/> auff jener antwortet/ ja ich bin wieder kommen/ welche<lb/><hi rendition="#aq">Ceremoni</hi>en fuͤr eine von den groͤſten Hoͤfligkeiren bey<lb/> ihnen gehalten werden. Gewiß ſie empfangen dieje-<lb/> nigen ſo aus fremden Orten ſie zu beſuchen kommen/<lb/> ſehr hoͤfflig; und wenn die erſte Hoͤfligkeit abgeleget/<lb/> laͤſſet der Hausherr durch ſeine Frau oder einen Scla-<lb/> ven etwas Waſſer/ Fett/ oder Salbe holen/ damit ſei-<lb/> nen Gaſt zu ſalben und zu ſchmieren/ nach Art derer<lb/> Alten/ welche ſich dieſer Gewonheit bedieneten. Koͤ-<lb/> nige und groſſe Herren haben auch ihre ſonderliche<lb/><hi rendition="#aq">Ceremoni</hi>en womit ſie einander begegnen in ihren<lb/> Zuſammenkuͤnfften oder abgeſtatteten Beſuchungen.<lb/> So bald demnach ein vornehmer Herr zu dem Dorff<lb/> ſich nahet deſſen den er beſuchen will/ fertiget er einige<lb/> von ſeinen Leuten ab und laͤſſet ſich anmelden; jener<lb/> aber ſendet ſofort einen mit zuruͤck/ der ihm Verſiche-<lb/> rung geben muß/ daß er willkommen ſeyn werde. Dar-<lb/> auf machet ſich derjenige welcher die <hi rendition="#aq">Viſite</hi> empfan-<lb/> gen ſoll fertig/ gehet mit allen ſeinen Leuten und gewaff-<lb/> neten Soldaten auf den Marckt-Platz oder vor ſein<lb/> Haus bisweilen an der Zahl 3. oder 400. und ſetzet<lb/> ſich nieder auf den wartend/ der ſich hat anmelden laſ-<lb/> ſen/ ſo alsdenn mit langſamen hochtrabenden Schrit-<lb/> ten herangeſtiegen koͤmmt/ in Begleitung vieler ge-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">waff-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [157/0201]
des Landes Gvinea.
ſindet/ und niemahls in dieſem Lande geweſen/ fuͤhret
ihn jener den er beſuchet bey der Hand/ und leget ihm
die zwey mittel Finger uͤber einander geleget feſt darin-
nen/ und heiſſet ihn alſo willkommen; dafern er aber
von hinnen verreyſen will/ nachgehends aber bey Ver-
lauff einiger Zeit wieder heimkommt/ beſtehet die Be-
willkommung in folgenden Worten: Jhr ſeyd ver-
reiſet geweſen/ nunmehro aber wiedergekommen/ dar-
auff jener antwortet/ ja ich bin wieder kommen/ welche
Ceremonien fuͤr eine von den groͤſten Hoͤfligkeiren bey
ihnen gehalten werden. Gewiß ſie empfangen dieje-
nigen ſo aus fremden Orten ſie zu beſuchen kommen/
ſehr hoͤfflig; und wenn die erſte Hoͤfligkeit abgeleget/
laͤſſet der Hausherr durch ſeine Frau oder einen Scla-
ven etwas Waſſer/ Fett/ oder Salbe holen/ damit ſei-
nen Gaſt zu ſalben und zu ſchmieren/ nach Art derer
Alten/ welche ſich dieſer Gewonheit bedieneten. Koͤ-
nige und groſſe Herren haben auch ihre ſonderliche
Ceremonien womit ſie einander begegnen in ihren
Zuſammenkuͤnfften oder abgeſtatteten Beſuchungen.
So bald demnach ein vornehmer Herr zu dem Dorff
ſich nahet deſſen den er beſuchen will/ fertiget er einige
von ſeinen Leuten ab und laͤſſet ſich anmelden; jener
aber ſendet ſofort einen mit zuruͤck/ der ihm Verſiche-
rung geben muß/ daß er willkommen ſeyn werde. Dar-
auf machet ſich derjenige welcher die Viſite empfan-
gen ſoll fertig/ gehet mit allen ſeinen Leuten und gewaff-
neten Soldaten auf den Marckt-Platz oder vor ſein
Haus bisweilen an der Zahl 3. oder 400. und ſetzet
ſich nieder auf den wartend/ der ſich hat anmelden laſ-
ſen/ ſo alsdenn mit langſamen hochtrabenden Schrit-
ten herangeſtiegen koͤmmt/ in Begleitung vieler ge-
waff-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |