Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung
zerhauen/ zerstechen und zerschiessen ehe sie ihm das
Leben nehmen/ dafern nicht der Kauffmann desselben
Orts ihm alsobald den Kopff herunter hauen lässet.

Zu nechst dem Mord halten sie den Diebstahl und
Ehebruch als die größte und straffwürdigste Verbre-
chen; vom letzteren will ich hernach melden/ wenn ich
zuvor von denen Straffen so auf den Diebstahl stehen/
werde etwas erinnert haben. Gemeiniglich ist dieses
die erste/ daß der Dieb alles gestohlene Gut muß wie-
dergeben/ und über dem eine gewisse Geld-Busse erle-
gen nach Beschaffenheit des Diebstahls/ des Orts
allwo es geschehen/ imgleichen der Persohn an wem
und durch wen es begangen; denn hierunter ein
grosser Unterscheid ist/ massen der eine nur zwantzig
Thaler/ der andre aber hundert geben muß; da doch
beyder geraubtes Gut auf eines auskommt und gleich-
wol ohne Verletzung des Rechtens/ weil hierinnen
die blosse Gewonheit von den Örtern wo der Diebstahl
geschehen/ in acht genommen wird; so daß ein Kauff-
mann zu Entscheidung solcher Sachen gegenwärtig/
auffs genaueste um die Gewonheiten und Gesetze der
Mohren wissen muß/ dafern er nicht zum öfftern greu-
liche Schnitzer begehen will.

So wird auch ein grosser Unterscheid unter Per-
fonen gemachet/ und ist das Ansehen dererselben hie
zu Lande nichtes unbilliges/ insonderheit ist es darum
gut/ weil die Reichen jederzeit harter gestraffet werden
als die Armen/ und zwar aus zweyerley Ursachen: die
erste ist/ weil jene des Stehlens nicht nöthig haben/
die andere/ weil sie besser Geld-Bussen abtragen kön-
nen/ ohne sonderlichen Schaden; angesehen niemand
über sein Vermögen gestraffet wird/ es sey denn daß

der

Beſchreibung
zerhauen/ zerſtechen und zerſchieſſen ehe ſie ihm das
Leben nehmen/ dafern nicht der Kauffmann deſſelben
Orts ihm alſobald den Kopff herunter hauen laͤſſet.

Zu nechſt dem Mord halten ſie den Diebſtahl und
Ehebruch als die groͤßte und ſtraffwuͤrdigſte Verbre-
chen; vom letzteren will ich hernach melden/ wenn ich
zuvor von denen Straffen ſo auf den Diebſtahl ſtehen/
werde etwas erinnert haben. Gemeiniglich iſt dieſes
die erſte/ daß der Dieb alles geſtohlene Gut muß wie-
dergeben/ und uͤber dem eine gewiſſe Geld-Buſſe erle-
gen nach Beſchaffenheit des Diebſtahls/ des Orts
allwo es geſchehen/ imgleichen der Perſohn an wem
und durch wen es begangen; denn hierunter ein
groſſer Unterſcheid iſt/ maſſen der eine nur zwantzig
Thaler/ der andre aber hundert geben muß; da doch
beyder geraubtes Gut auf eines auskommt und gleich-
wol ohne Verletzung des Rechtens/ weil hierinnen
die bloſſe Gewonheit von den Oͤrtern wo der Diebſtahl
geſchehen/ in acht genommen wird; ſo daß ein Kauff-
mann zu Entſcheidung ſolcher Sachen gegenwaͤrtig/
auffs genaueſte um die Gewonheiten und Geſetze der
Mohren wiſſen muß/ dafern er nicht zum oͤfftern greu-
liche Schnitzer begehen will.

So wird auch ein groſſer Unterſcheid unter Per-
fonen gemachet/ und iſt das Anſehen dererſelben hie
zu Lande nichtes unbilliges/ inſonderheit iſt es darum
gut/ weil die Reichen jederzeit harter geſtraffet werden
als die Armen/ und zwar aus zweyerley Urſachen: die
erſte iſt/ weil jene des Stehlens nicht noͤthig haben/
die andere/ weil ſie beſſer Geld-Buſſen abtragen koͤn-
nen/ ohne ſonderlichen Schaden; angeſehen niemand
uͤber ſein Vermoͤgen geſtraffet wird/ es ſey denn daß

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0250" n="206"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung</hi></fw><lb/>
zerhauen/ zer&#x017F;techen und zer&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en ehe &#x017F;ie ihm das<lb/>
Leben nehmen/ dafern nicht der Kauffmann de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
Orts ihm al&#x017F;obald den Kopff herunter hauen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et.</p><lb/>
        <p>Zu nech&#x017F;t dem Mord halten &#x017F;ie den Dieb&#x017F;tahl und<lb/>
Ehebruch als die gro&#x0364;ßte und &#x017F;traffwu&#x0364;rdig&#x017F;te Verbre-<lb/>
chen; vom letzteren will ich hernach melden/ wenn ich<lb/>
zuvor von denen Straffen &#x017F;o auf den Dieb&#x017F;tahl &#x017F;tehen/<lb/>
werde etwas erinnert haben. Gemeiniglich i&#x017F;t die&#x017F;es<lb/>
die er&#x017F;te/ daß der Dieb alles ge&#x017F;tohlene Gut muß wie-<lb/>
dergeben/ und u&#x0364;ber dem eine gewi&#x017F;&#x017F;e Geld-Bu&#x017F;&#x017F;e erle-<lb/>
gen nach Be&#x017F;chaffenheit des Dieb&#x017F;tahls/ des Orts<lb/>
allwo es ge&#x017F;chehen/ imgleichen der Per&#x017F;ohn an wem<lb/>
und durch wen es begangen; denn hierunter ein<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;er Unter&#x017F;cheid i&#x017F;t/ ma&#x017F;&#x017F;en der eine nur zwantzig<lb/>
Thaler/ der andre aber hundert geben muß; da doch<lb/>
beyder geraubtes Gut auf eines auskommt und gleich-<lb/>
wol ohne Verletzung des Rechtens/ weil hierinnen<lb/>
die blo&#x017F;&#x017F;e Gewonheit von den O&#x0364;rtern wo der Dieb&#x017F;tahl<lb/>
ge&#x017F;chehen/ in acht genommen wird; &#x017F;o daß ein Kauff-<lb/>
mann zu Ent&#x017F;cheidung &#x017F;olcher Sachen gegenwa&#x0364;rtig/<lb/>
auffs genaue&#x017F;te um die Gewonheiten und Ge&#x017F;etze der<lb/>
Mohren wi&#x017F;&#x017F;en muß/ dafern er nicht zum o&#x0364;fftern greu-<lb/>
liche Schnitzer begehen will.</p><lb/>
        <p>So wird auch ein gro&#x017F;&#x017F;er Unter&#x017F;cheid unter Per-<lb/>
fonen gemachet/ und i&#x017F;t das An&#x017F;ehen derer&#x017F;elben hie<lb/>
zu Lande nichtes unbilliges/ in&#x017F;onderheit i&#x017F;t es darum<lb/>
gut/ weil die Reichen jederzeit harter ge&#x017F;traffet werden<lb/>
als die Armen/ und zwar aus zweyerley Ur&#x017F;achen<hi rendition="#i">:</hi> die<lb/>
er&#x017F;te i&#x017F;t/ weil jene des Stehlens nicht no&#x0364;thig haben/<lb/>
die andere/ weil &#x017F;ie be&#x017F;&#x017F;er Geld-Bu&#x017F;&#x017F;en abtragen ko&#x0364;n-<lb/>
nen/ ohne &#x017F;onderlichen Schaden; ange&#x017F;ehen niemand<lb/>
u&#x0364;ber &#x017F;ein Vermo&#x0364;gen ge&#x017F;traffet wird/ es &#x017F;ey denn daß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[206/0250] Beſchreibung zerhauen/ zerſtechen und zerſchieſſen ehe ſie ihm das Leben nehmen/ dafern nicht der Kauffmann deſſelben Orts ihm alſobald den Kopff herunter hauen laͤſſet. Zu nechſt dem Mord halten ſie den Diebſtahl und Ehebruch als die groͤßte und ſtraffwuͤrdigſte Verbre- chen; vom letzteren will ich hernach melden/ wenn ich zuvor von denen Straffen ſo auf den Diebſtahl ſtehen/ werde etwas erinnert haben. Gemeiniglich iſt dieſes die erſte/ daß der Dieb alles geſtohlene Gut muß wie- dergeben/ und uͤber dem eine gewiſſe Geld-Buſſe erle- gen nach Beſchaffenheit des Diebſtahls/ des Orts allwo es geſchehen/ imgleichen der Perſohn an wem und durch wen es begangen; denn hierunter ein groſſer Unterſcheid iſt/ maſſen der eine nur zwantzig Thaler/ der andre aber hundert geben muß; da doch beyder geraubtes Gut auf eines auskommt und gleich- wol ohne Verletzung des Rechtens/ weil hierinnen die bloſſe Gewonheit von den Oͤrtern wo der Diebſtahl geſchehen/ in acht genommen wird; ſo daß ein Kauff- mann zu Entſcheidung ſolcher Sachen gegenwaͤrtig/ auffs genaueſte um die Gewonheiten und Geſetze der Mohren wiſſen muß/ dafern er nicht zum oͤfftern greu- liche Schnitzer begehen will. So wird auch ein groſſer Unterſcheid unter Per- fonen gemachet/ und iſt das Anſehen dererſelben hie zu Lande nichtes unbilliges/ inſonderheit iſt es darum gut/ weil die Reichen jederzeit harter geſtraffet werden als die Armen/ und zwar aus zweyerley Urſachen: die erſte iſt/ weil jene des Stehlens nicht noͤthig haben/ die andere/ weil ſie beſſer Geld-Buſſen abtragen koͤn- nen/ ohne ſonderlichen Schaden; angeſehen niemand uͤber ſein Vermoͤgen geſtraffet wird/ es ſey denn daß der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/250
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/250>, abgerufen am 21.11.2024.