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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
sinnlicher Gelindigkeit ihnen dieses für Augen geleget/
anbey aber bemercket hatte/ als wären sie nicht übel mit
mir zufrieden/ machte ich diesen Schluß/ sie solten ehe
sie aus dem Gericht träten sich unter einander vertra-
gen/ ohne jemahls mehr an Zwistigkeiten zu gedencken/
sich beyderseits für freye Leute erkennen/ und der er-
stere welcher den andern seinen Sclaven nennen wür-
de/ einer schweren Geld-Busse gewärtig seyn.

Hiemit schienen sie gantz vergnügt zu seyn/ umhal-
seten einer den andern/ verbunden sich zu einer unauff-
lößlichen ewigen Freundschafft/ und beschenckten mich
zum Zeugniß ihrer sonderlichen Genehmhaltung/ daß
ich der Sache zu beyderseits Vergnügen ein Ende ge-
machet/ mit köstlichen Geschencken. Nun war ich der
gäntzlichen Meynung daß alles vergeben und verges-
sen/ zumahlen sie beyderseits friedlich von einander nach
Hause gingen/ allein ohngefehr drey Monat hernach
bekam ich zu Ohren/ daß einer den andern in seinem
eigenem Hause durch zwey erkauffte Meuchelmörder
ums Leben bringen lassen. Dieses verdroß mich heff-
tig/ insonderheit weil ich befürchtete/ es könnte hier-
aus was böses entstehen/ schickte des wegen alsofort ei-
nige von meinen vornehmsten Hausgenossen nach An-
cober,
mit dem Befehl man möchte mir die Meuchel-
Mörder zum Empfang gebührender Straffe auslie-
fern/ ich kriegte aber zur Antwort; daß ich über sie
nichts zu gebieten/ und nur bleiben solte in dem Lande
welches unter meinem Gehorsam stünde. Hier wurde
ich allererst hitzig/ indem nicht allein meine eigene Ehre/
und Ansehen/ sondern auch die Compagnie selbst ei-
nen ziemlichen Stoß bekam/ als welcher zu Gute nichts
unterlassen werden muß. Dannenhero ging ich selbst

mit
O 2

des Landes Gvinea.
ſinnlicher Gelindigkeit ihnen dieſes fuͤr Augen geleget/
anbey aber bemercket hatte/ als waͤren ſie nicht uͤbel mit
mir zufrieden/ machte ich dieſen Schluß/ ſie ſolten ehe
ſie aus dem Gericht traͤten ſich unter einander vertra-
gen/ ohne jemahls mehr an Zwiſtigkeiten zu gedencken/
ſich beyderſeits fuͤr freye Leute erkennen/ und der er-
ſtere welcher den andern ſeinen Sclaven nennen wuͤr-
de/ einer ſchweren Geld-Buſſe gewaͤrtig ſeyn.

Hiemit ſchienen ſie gantz vergnuͤgt zu ſeyn/ umhal-
ſeten einer den andern/ verbunden ſich zu einer unauff-
loͤßlichen ewigen Freundſchafft/ und beſchenckten mich
zum Zeugniß ihrer ſonderlichen Genehmhaltung/ daß
ich der Sache zu beyderſeits Vergnuͤgen ein Ende ge-
machet/ mit koͤſtlichen Geſchencken. Nun war ich der
gaͤntzlichen Meynung daß alles vergeben und vergeſ-
ſen/ zumahlen ſie beyderſeits friedlich von einander nach
Hauſe gingen/ allein ohngefehr drey Monat hernach
bekam ich zu Ohren/ daß einer den andern in ſeinem
eigenem Hauſe durch zwey erkauffte Meuchelmoͤrder
ums Leben bringen laſſen. Dieſes verdroß mich heff-
tig/ inſonderheit weil ich befuͤrchtete/ es koͤnnte hier-
aus was boͤſes entſtehen/ ſchickte des wegen alſofort ei-
nige von meinen vornehmſten Hausgenoſſen nach An-
cober,
mit dem Befehl man moͤchte mir die Meuchel-
Moͤrder zum Empfang gebuͤhrender Straffe auslie-
fern/ ich kriegte aber zur Antwort; daß ich uͤber ſie
nichts zu gebieten/ und nur bleiben ſolte in dem Lande
welches unter meinem Gehorſam ſtuͤnde. Hier wurde
ich allererſt hitzig/ indem nicht allein meine eigene Ehre/
und Anſehen/ ſondern auch die Compagnie ſelbſt ei-
nen ziemlichen Stoß bekam/ als welcher zu Gute nichts
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O 2
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[211/0255] des Landes Gvinea. ſinnlicher Gelindigkeit ihnen dieſes fuͤr Augen geleget/ anbey aber bemercket hatte/ als waͤren ſie nicht uͤbel mit mir zufrieden/ machte ich dieſen Schluß/ ſie ſolten ehe ſie aus dem Gericht traͤten ſich unter einander vertra- gen/ ohne jemahls mehr an Zwiſtigkeiten zu gedencken/ ſich beyderſeits fuͤr freye Leute erkennen/ und der er- ſtere welcher den andern ſeinen Sclaven nennen wuͤr- de/ einer ſchweren Geld-Buſſe gewaͤrtig ſeyn. Hiemit ſchienen ſie gantz vergnuͤgt zu ſeyn/ umhal- ſeten einer den andern/ verbunden ſich zu einer unauff- loͤßlichen ewigen Freundſchafft/ und beſchenckten mich zum Zeugniß ihrer ſonderlichen Genehmhaltung/ daß ich der Sache zu beyderſeits Vergnuͤgen ein Ende ge- machet/ mit koͤſtlichen Geſchencken. Nun war ich der gaͤntzlichen Meynung daß alles vergeben und vergeſ- ſen/ zumahlen ſie beyderſeits friedlich von einander nach Hauſe gingen/ allein ohngefehr drey Monat hernach bekam ich zu Ohren/ daß einer den andern in ſeinem eigenem Hauſe durch zwey erkauffte Meuchelmoͤrder ums Leben bringen laſſen. Dieſes verdroß mich heff- tig/ inſonderheit weil ich befuͤrchtete/ es koͤnnte hier- aus was boͤſes entſtehen/ ſchickte des wegen alſofort ei- nige von meinen vornehmſten Hausgenoſſen nach An- cober, mit dem Befehl man moͤchte mir die Meuchel- Moͤrder zum Empfang gebuͤhrender Straffe auslie- fern/ ich kriegte aber zur Antwort; daß ich uͤber ſie nichts zu gebieten/ und nur bleiben ſolte in dem Lande welches unter meinem Gehorſam ſtuͤnde. Hier wurde ich allererſt hitzig/ indem nicht allein meine eigene Ehre/ und Anſehen/ ſondern auch die Compagnie ſelbſt ei- nen ziemlichen Stoß bekam/ als welcher zu Gute nichts unterlaſſen werden muß. Dannenhero ging ich ſelbſt mit O 2

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/255>, abgerufen am 22.11.2024.