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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
ren/ darauf haben die Böcke dieses merckende die Göt-
tin angesprochen/ es möchte dieselbige auch ihre Leiber
mit dergleichen Geruch beschmieren; die Göttin aber
sich stellende als wenn sie sich willig hiezu verstünde/ an
statt der wohlriechenden Büchse/ mit Willen eine an-
dre stinckende ergriffen und damit ihre Leiber einge-
salbet; von der Zeit an sie solchen Stanck noch behal-
ten. Damit hätten sie sich was sonderlichs düncken
lassen/ in Meynung es wäre von dem rechten Balsam/
und wie ihre Nachkömmling bey diesem Wahn ver-
blieben/ so suchten dieselbigen bey regnichtem Wetter
mit gröster Sorgfalt sich worunter zu verbergen/ da-
mit ja der Regen oder Feuchtigkeit ihren schönen Ge-
ruch nicht verdürbe. Was meynet ihr nun mein Herr/
ist dieses nicht schön? und sollet ihr euch hinführo wol
zu leugnen unterstehen daß auch Thiere sprechen kön-
nen/ da ihr einen so herrlichen und gründlichen Be-
weißthum höret.

Nun komme ich an die Pferde; doch nicht solche als
des Sejani oder Alexandri, indem unsere hiesige Reu-
ter vor des ersteren Unglück nicht sorgen/ auch viel
weniger des letzteren hitziges und muthiges Pferd zu
hoffen haben; besser lassen sie sich vergleichen mit den
kleinen Nordischen Pferden/ was ihre Grösse ange-
het/ denn sonsten sind sie bey weitem so schöne nicht.
Hier sind wenig wo nicht gar keine/ hingegen aber
auf dem vesten Lande in vorbenannten Ländern sehr
häuffig/ doch im geringsten nicht ein bisgen ansehn-
lich oder schön/ sondern durchgehends gantz schlecht
und unansehnlich; der Hals und Kopff (den sie gantz
niedrig führen) gleichet überall einem Esel/ ihr Gang
ist so unbequem/ indem sie meistens stätig sind/ und

ohne

Beſchreibung
ren/ darauf haben die Boͤcke dieſes merckende die Goͤt-
tin angeſprochen/ es moͤchte dieſelbige auch ihre Leiber
mit dergleichen Geruch beſchmieren; die Goͤttin aber
ſich ſtellende als wenn ſie ſich willig hiezu verſtuͤnde/ an
ſtatt der wohlriechenden Buͤchſe/ mit Willen eine an-
dre ſtinckende ergriffen und damit ihre Leiber einge-
ſalbet; von der Zeit an ſie ſolchen Stanck noch behal-
ten. Damit haͤtten ſie ſich was ſonderlichs duͤncken
laſſen/ in Meynung es waͤre von dem rechten Balſam/
und wie ihre Nachkoͤmmling bey dieſem Wahn ver-
blieben/ ſo ſuchten dieſelbigen bey regnichtem Wetter
mit groͤſter Sorgfalt ſich worunter zu verbergen/ da-
mit ja der Regen oder Feuchtigkeit ihren ſchoͤnen Ge-
ruch nicht verduͤrbe. Was meynet ihr nun mein Herr/
iſt dieſes nicht ſchoͤn? und ſollet ihr euch hinfuͤhro wol
zu leugnen unterſtehen daß auch Thiere ſprechen koͤn-
nen/ da ihr einen ſo herrlichen und gruͤndlichen Be-
weißthum hoͤret.

Nun komme ich an die Pferde; doch nicht ſolche als
des Sejani oder Alexandri, indem unſere hieſige Reu-
ter vor des erſteren Ungluͤck nicht ſorgen/ auch viel
weniger des letzteren hitziges und muthiges Pferd zu
hoffen haben; beſſer laſſen ſie ſich vergleichen mit den
kleinen Nordiſchen Pferden/ was ihre Groͤſſe ange-
het/ denn ſonſten ſind ſie bey weitem ſo ſchoͤne nicht.
Hier ſind wenig wo nicht gar keine/ hingegen aber
auf dem veſten Lande in vorbenannten Laͤndern ſehr
haͤuffig/ doch im geringſten nicht ein bisgen anſehn-
lich oder ſchoͤn/ ſondern durchgehends gantz ſchlecht
und unanſehnlich; der Hals und Kopff (den ſie gantz
niedrig fuͤhren) gleichet uͤberall einem Eſel/ ihr Gang
iſt ſo unbequem/ indem ſie meiſtens ſtaͤtig ſind/ und

ohne
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[280/0324] Beſchreibung ren/ darauf haben die Boͤcke dieſes merckende die Goͤt- tin angeſprochen/ es moͤchte dieſelbige auch ihre Leiber mit dergleichen Geruch beſchmieren; die Goͤttin aber ſich ſtellende als wenn ſie ſich willig hiezu verſtuͤnde/ an ſtatt der wohlriechenden Buͤchſe/ mit Willen eine an- dre ſtinckende ergriffen und damit ihre Leiber einge- ſalbet; von der Zeit an ſie ſolchen Stanck noch behal- ten. Damit haͤtten ſie ſich was ſonderlichs duͤncken laſſen/ in Meynung es waͤre von dem rechten Balſam/ und wie ihre Nachkoͤmmling bey dieſem Wahn ver- blieben/ ſo ſuchten dieſelbigen bey regnichtem Wetter mit groͤſter Sorgfalt ſich worunter zu verbergen/ da- mit ja der Regen oder Feuchtigkeit ihren ſchoͤnen Ge- ruch nicht verduͤrbe. Was meynet ihr nun mein Herr/ iſt dieſes nicht ſchoͤn? und ſollet ihr euch hinfuͤhro wol zu leugnen unterſtehen daß auch Thiere ſprechen koͤn- nen/ da ihr einen ſo herrlichen und gruͤndlichen Be- weißthum hoͤret. Nun komme ich an die Pferde; doch nicht ſolche als des Sejani oder Alexandri, indem unſere hieſige Reu- ter vor des erſteren Ungluͤck nicht ſorgen/ auch viel weniger des letzteren hitziges und muthiges Pferd zu hoffen haben; beſſer laſſen ſie ſich vergleichen mit den kleinen Nordiſchen Pferden/ was ihre Groͤſſe ange- het/ denn ſonſten ſind ſie bey weitem ſo ſchoͤne nicht. Hier ſind wenig wo nicht gar keine/ hingegen aber auf dem veſten Lande in vorbenannten Laͤndern ſehr haͤuffig/ doch im geringſten nicht ein bisgen anſehn- lich oder ſchoͤn/ ſondern durchgehends gantz ſchlecht und unanſehnlich; der Hals und Kopff (den ſie gantz niedrig fuͤhren) gleichet uͤberall einem Eſel/ ihr Gang iſt ſo unbequem/ indem ſie meiſtens ſtaͤtig ſind/ und ohne

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/324>, abgerufen am 24.11.2024.