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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
wenn der Wein heraus ist/ da in Jndien sie noch grün
und frisch bleiben: die Ursach meyne ich sey diese/ weil
jene nicht allen Wein abzapffen/ sondern allezeit noch
etwas zurück lassen/ wir hingegen auch den letzten
Tropffen erzwingen/ folglich unmöglich daß bey Er-
mangelung des Safftes selbige nicht verdorren müssen.

Den vierten hat man im Lande von Ante, Jabi
und Adom; an Geschmack von übrigen dreyen sehr
unterschieden/ gantz ohne Krafft; frisch getruncken/
süsser Milch am Geschmack nicht ungleich/ nach 9.
oder 10. Tagen aber nicht möglich zu trincken/ weil er
alsdenn zu nichts nutz ist. Man nennet ihn Crisia.

Es halten die Mohren davor/ daß wenn man viel
davon trincket/ das männliche Glied sehr groß dar-
nach werde/ und zwar nicht unbillig/ angesehen im gan-
tzen Lande sich keine Nation findet/ welche dieser Un-
gemächligkeit mehr unterworffen/ als eben in obge-
dachten Örtern. Es wird derselbe auf eben die Art ge-
machet wie der Pardon, aus dem grünen und allen
Ästen noch unverletzten Baum.

Unten ist der Stamm eines Palbaums ohngesehr
so dick als ein Mensch lang ist/ dabey ziemlich hoch:
der Qväcker wie gesaget um die Helffte kleiner. Bey-
de schiessen ihre Äste oben zwantzig und mehrere Füsse
hoch. Man nennet sie hier und anderswo Bambous,
und bedienet sich ihrer zu Bedeckung derer Häuser/
Hecken machen und dergleichen mehr. An beyden
Seiten wachsen lange und schmale Bänder/ welches
die Blätter seynd.

Die Pardons wachsen wie die Cacaoyers, doch
mit ungleich dünnern Stamm.

Eben so wachsen auch die Crisia, wiewol merck-

lich
Y 3

des Landes Gvinea.
wenn der Wein heraus iſt/ da in Jndien ſie noch gruͤn
und friſch bleiben: die Urſach meyne ich ſey dieſe/ weil
jene nicht allen Wein abzapffen/ ſondern allezeit noch
etwas zuruͤck laſſen/ wir hingegen auch den letzten
Tropffen erzwingen/ folglich unmoͤglich daß bey Er-
mangelung des Safftes ſelbige nicht verdoꝛren muͤſſen.

Den vierten hat man im Lande von Ante, Jabi
und Adom; an Geſchmack von uͤbrigen dreyen ſehr
unterſchieden/ gantz ohne Krafft; friſch getruncken/
ſuͤſſer Milch am Geſchmack nicht ungleich/ nach 9.
oder 10. Tagen aber nicht moͤglich zu trincken/ weil er
alsdenn zu nichts nutz iſt. Man nennet ihn Criſia.

Es halten die Mohren davor/ daß wenn man viel
davon trincket/ das maͤnnliche Glied ſehr groß dar-
nach werde/ und zwar nicht unbillig/ angeſehen im gan-
tzen Lande ſich keine Nation findet/ welche dieſer Un-
gemaͤchligkeit mehr unterworffen/ als eben in obge-
dachten Oͤrtern. Es wird derſelbe auf eben die Art ge-
machet wie der Pardon, aus dem gruͤnen und allen
Aͤſten noch unverletzten Baum.

Unten iſt der Stamm eines Palbaums ohngeſehr
ſo dick als ein Menſch lang iſt/ dabey ziemlich hoch:
der Qvaͤcker wie geſaget um die Helffte kleiner. Bey-
de ſchieſſen ihre Aͤſte oben zwantzig und mehrere Fuͤſſe
hoch. Man nennet ſie hier und anderswo Bambous,
und bedienet ſich ihrer zu Bedeckung derer Haͤuſer/
Hecken machen und dergleichen mehr. An beyden
Seiten wachſen lange und ſchmale Baͤnder/ welches
die Blaͤtter ſeynd.

Die Pardons wachſen wie die Cacaoyers, doch
mit ungleich duͤnnern Stamm.

Eben ſo wachſen auch die Criſia, wiewol merck-

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[341/0393] des Landes Gvinea. wenn der Wein heraus iſt/ da in Jndien ſie noch gruͤn und friſch bleiben: die Urſach meyne ich ſey dieſe/ weil jene nicht allen Wein abzapffen/ ſondern allezeit noch etwas zuruͤck laſſen/ wir hingegen auch den letzten Tropffen erzwingen/ folglich unmoͤglich daß bey Er- mangelung des Safftes ſelbige nicht verdoꝛren muͤſſen. Den vierten hat man im Lande von Ante, Jabi und Adom; an Geſchmack von uͤbrigen dreyen ſehr unterſchieden/ gantz ohne Krafft; friſch getruncken/ ſuͤſſer Milch am Geſchmack nicht ungleich/ nach 9. oder 10. Tagen aber nicht moͤglich zu trincken/ weil er alsdenn zu nichts nutz iſt. Man nennet ihn Criſia. Es halten die Mohren davor/ daß wenn man viel davon trincket/ das maͤnnliche Glied ſehr groß dar- nach werde/ und zwar nicht unbillig/ angeſehen im gan- tzen Lande ſich keine Nation findet/ welche dieſer Un- gemaͤchligkeit mehr unterworffen/ als eben in obge- dachten Oͤrtern. Es wird derſelbe auf eben die Art ge- machet wie der Pardon, aus dem gruͤnen und allen Aͤſten noch unverletzten Baum. Unten iſt der Stamm eines Palbaums ohngeſehr ſo dick als ein Menſch lang iſt/ dabey ziemlich hoch: der Qvaͤcker wie geſaget um die Helffte kleiner. Bey- de ſchieſſen ihre Aͤſte oben zwantzig und mehrere Fuͤſſe hoch. Man nennet ſie hier und anderswo Bambous, und bedienet ſich ihrer zu Bedeckung derer Haͤuſer/ Hecken machen und dergleichen mehr. An beyden Seiten wachſen lange und ſchmale Baͤnder/ welches die Blaͤtter ſeynd. Die Pardons wachſen wie die Cacaoyers, doch mit ungleich duͤnnern Stamm. Eben ſo wachſen auch die Criſia, wiewol merck- lich Y 3

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/393>, abgerufen am 27.11.2024.