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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
lich dünner und niedriger/ zumahlen sie kaum den vier-
ten Theil so hoch schiessen als die Pardons, und theilet
sich der Stamm auch in vierl/ fünff und mehr starcke
Stämme/ daraus insgesamt Wein gezogen wird.

Es werden auch wol 10. 12. und mehrere Jahre er-
fordert/ ehe daß ein Palmbaum sein rechtes Wachs-
thum erlanget/ und dann giebet er kaum 20. 30. aufs
höchste 40. Kannen Wein; nichts destoweniger brin-
get man täglich Palmenwein auf den Strand/ und
zwar so häuffig/ daß es zu verwundern/ folglich leicht
zu urtheilen/ es müssen diese Bäume bey vielen tausen-
den im Lande wachsen/ anders es bald solte geschehen
seyn. Gemeiniglich bezahlet man vor ein Faß von 20.
Kannen einen halben Thaler/ wiewol an gewissen Ort
und Zeiten um die Helffte weniger als an andern.

Nach den Palmenbäumen folgen unstreitig die
Cacaoyers; deren Vortrefflichkeit denen meisten be-
kandt/ massen in denen Ost Jndischen Reise-Beschrei-
bungen weitläufftig davon zu lesen. Hier zu Lande
wissen die Mohren nicht recht damit umzugehen/ und zu
Nutz zu machen/ als dessen Früchte einer Art Nüsse/
sehr lieblich und angenehm/ imgleichen die darinn be-
findliche Mandel und Safft.

Es schiesset dieser Baum hier zu Lande 30. 40. bis 50.
Fuß hoch. Seine Äste und Blätter seynd denen Pal-
menbäumen nicht ungleich/ es sey denn etwas dicker/
aber nicht so lang/ auch zu unterschiedlicher Arbeit allzu
unbequem und untüchtig. Am Ende des vierten oder
fünfften Jahres bekommt er seine Frucht/ und hält sich
frisch bis ins 50. und mehreren Jahren.

Es giebet auch wilde Cacaoyers sonsten Palmisten
genennet/ dessen Früchte auch von denen Mohren/ nicht

aber

Beſchreibung
lich duͤnner und niedriger/ zumahlen ſie kaum den vier-
ten Theil ſo hoch ſchieſſen als die Pardons, und theilet
ſich der Stamm auch in vierl/ fuͤnff und mehr ſtarcke
Staͤmme/ daraus insgeſamt Wein gezogen wird.

Es werden auch wol 10. 12. und mehrere Jahre er-
fordert/ ehe daß ein Palmbaum ſein rechtes Wachs-
thum erlanget/ und dann giebet er kaum 20. 30. aufs
hoͤchſte 40. Kannen Wein; nichts deſtoweniger brin-
get man taͤglich Palmenwein auf den Strand/ und
zwar ſo haͤuffig/ daß es zu verwundern/ folglich leicht
zu urtheilen/ es muͤſſen dieſe Baͤume bey vielen tauſen-
den im Lande wachſen/ anders es bald ſolte geſchehen
ſeyn. Gemeiniglich bezahlet man vor ein Faß von 20.
Kannen einen halben Thaler/ wiewol an gewiſſen Ort
und Zeiten um die Helffte weniger als an andern.

Nach den Palmenbaͤumen folgen unſtreitig die
Cacaoyers; deren Vortrefflichkeit denen meiſten be-
kandt/ maſſen in denen Oſt Jndiſchen Reiſe-Beſchrei-
bungen weitlaͤufftig davon zu leſen. Hier zu Lande
wiſſen die Mohren nicht recht damit umzugehen/ und zu
Nutz zu machen/ als deſſen Fruͤchte einer Art Nuͤſſe/
ſehr lieblich und angenehm/ imgleichen die darinn be-
findliche Mandel und Safft.

Es ſchieſſet dieſer Baum hier zu Lande 30. 40. bis 50.
Fuß hoch. Seine Aͤſte und Blaͤtter ſeynd denen Pal-
menbaͤumen nicht ungleich/ es ſey denn etwas dicker/
aber nicht ſo lang/ auch zu unterſchiedlicher Arbeit allzu
unbequem und untuͤchtig. Am Ende des vierten oder
fuͤnfften Jahres bekommt er ſeine Frucht/ und haͤlt ſich
friſch bis ins 50. und mehreren Jahren.

Es giebet auch wilde Cacaoyers ſonſten Palmiſten
genennet/ deſſen Fruͤchte auch von denen Mohren/ nicht

aber
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[342/0394] Beſchreibung lich duͤnner und niedriger/ zumahlen ſie kaum den vier- ten Theil ſo hoch ſchieſſen als die Pardons, und theilet ſich der Stamm auch in vierl/ fuͤnff und mehr ſtarcke Staͤmme/ daraus insgeſamt Wein gezogen wird. Es werden auch wol 10. 12. und mehrere Jahre er- fordert/ ehe daß ein Palmbaum ſein rechtes Wachs- thum erlanget/ und dann giebet er kaum 20. 30. aufs hoͤchſte 40. Kannen Wein; nichts deſtoweniger brin- get man taͤglich Palmenwein auf den Strand/ und zwar ſo haͤuffig/ daß es zu verwundern/ folglich leicht zu urtheilen/ es muͤſſen dieſe Baͤume bey vielen tauſen- den im Lande wachſen/ anders es bald ſolte geſchehen ſeyn. Gemeiniglich bezahlet man vor ein Faß von 20. Kannen einen halben Thaler/ wiewol an gewiſſen Ort und Zeiten um die Helffte weniger als an andern. Nach den Palmenbaͤumen folgen unſtreitig die Cacaoyers; deren Vortrefflichkeit denen meiſten be- kandt/ maſſen in denen Oſt Jndiſchen Reiſe-Beſchrei- bungen weitlaͤufftig davon zu leſen. Hier zu Lande wiſſen die Mohren nicht recht damit umzugehen/ und zu Nutz zu machen/ als deſſen Fruͤchte einer Art Nuͤſſe/ ſehr lieblich und angenehm/ imgleichen die darinn be- findliche Mandel und Safft. Es ſchieſſet dieſer Baum hier zu Lande 30. 40. bis 50. Fuß hoch. Seine Aͤſte und Blaͤtter ſeynd denen Pal- menbaͤumen nicht ungleich/ es ſey denn etwas dicker/ aber nicht ſo lang/ auch zu unterſchiedlicher Arbeit allzu unbequem und untuͤchtig. Am Ende des vierten oder fuͤnfften Jahres bekommt er ſeine Frucht/ und haͤlt ſich friſch bis ins 50. und mehreren Jahren. Es giebet auch wilde Cacaoyers ſonſten Palmiſten genennet/ deſſen Fruͤchte auch von denen Mohren/ nicht aber

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/394>, abgerufen am 23.11.2024.