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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung

Wenn es nun wohl gewachsen/ stehet sein Halm
anderthalb oder gar zweymahl höher als ein Mensch/
in sich habende 1. 2. 3. ja vier andere Halme/ deren je-
der 3. bis 400. Körner hält/ dergestalt daß hiesiges
Milhio unweit mehr giebet als das Korn in Europa.

Gleich nach verrichteter Erndte kauffet man in Frie-
dens Zeit tausend Halm vor einen Thaler/ bisweilen
an einigen Oertern den dritten oder vierten Theil wohl-
feiler/ solche tausend nun geben zum wenigsten fünff
Sester oder anderthalb Säck.

Die Körner seynd weiß und roth/ der weisse zwar
dem Ansehen nach schöner/ die rothe aber an Güte
viel besser. Wenn es gantz fein gestossen/ und von al-
len Kleyen wohl gesäubert ist/ giebet es zimlich gutes
Brod/ aus Mangel des Sauerteigs aber etwas
schwer. Dafern es wohl gemahlen/ gesiebet/ gekne-
tet/ und nach Europaeischer Art gebacken würde/ glau-
bet nur/ es würde ein gutes Brod seyn/ da einem
es aber hieran sowol als am Sauerteig fehlet/ kan es
ohn müglich anders als kleberich und schwer seyn. Das
ists/ was das Milhio oder Türckische Korn betrifft.

Von der zweyten Gattung/ bey uns klein Milhio,
und bey den Portugisen Maiz genennet/ dessen Kör-
ner dem Coriander Saamen nicht ungleich/ wird
auch Brod gebacken/ und kommt mit dem Holländi-
schen Rocken-Brod gäntzlich überein/ gut von Ge-
schmack und sehr nahrhafft. Es wächset eben wie das
groß Milhio, ausgenommen daß sein Halm nicht so
dick wird/ auch keine Blätter hat wie das groß Milhio,
folglich von denen Raub-Vögeln mehr angefochten/
und wol um die Helffte theurer/ insonderheit weil es
auch so häuffig nicht gesäet wird als ersteres.

Klein
Beſchreibung

Wenn es nun wohl gewachſen/ ſtehet ſein Halm
anderthalb oder gar zweymahl hoͤher als ein Menſch/
in ſich habende 1. 2. 3. ja vier andere Halme/ deren je-
der 3. bis 400. Koͤrner haͤlt/ dergeſtalt daß hieſiges
Milhio unweit mehr giebet als das Korn in Europa.

Gleich nach verrichteter Erndte kauffet man in Frie-
dens Zeit tauſend Halm vor einen Thaler/ bisweilen
an einigen Oertern den dritten oder vierten Theil wohl-
feiler/ ſolche tauſend nun geben zum wenigſten fuͤnff
Seſter oder anderthalb Saͤck.

Die Koͤrner ſeynd weiß und roth/ der weiſſe zwar
dem Anſehen nach ſchoͤner/ die rothe aber an Guͤte
viel beſſer. Wenn es gantz fein geſtoſſen/ und von al-
len Kleyen wohl geſaͤubert iſt/ giebet es zimlich gutes
Brod/ aus Mangel des Sauerteigs aber etwas
ſchwer. Dafern es wohl gemahlen/ geſiebet/ gekne-
tet/ und nach Europæiſcher Art gebacken wuͤrde/ glau-
bet nur/ es wuͤrde ein gutes Brod ſeyn/ da einem
es aber hieran ſowol als am Sauerteig fehlet/ kan es
ohn muͤglich anders als kleberich und ſchwer ſeyn. Das
iſts/ was das Milhio oder Tuͤrckiſche Korn betrifft.

Von der zweyten Gattung/ bey uns klein Milhio,
und bey den Portugiſen Maiz genennet/ deſſen Koͤr-
ner dem Coriander Saamen nicht ungleich/ wird
auch Brod gebacken/ und kommt mit dem Hollaͤndi-
ſchen Rocken-Brod gaͤntzlich uͤberein/ gut von Ge-
ſchmack und ſehr nahrhafft. Es waͤchſet eben wie das
groß Milhio, ausgenommen daß ſein Halm nicht ſo
dick wird/ auch keine Blaͤtter hat wie das groß Milhio,
folglich von denen Raub-Voͤgeln mehr angefochten/
und wol um die Helffte theurer/ inſonderheit weil es
auch ſo haͤuffig nicht geſaͤet wird als erſteres.

Klein
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[352/0404] Beſchreibung Wenn es nun wohl gewachſen/ ſtehet ſein Halm anderthalb oder gar zweymahl hoͤher als ein Menſch/ in ſich habende 1. 2. 3. ja vier andere Halme/ deren je- der 3. bis 400. Koͤrner haͤlt/ dergeſtalt daß hieſiges Milhio unweit mehr giebet als das Korn in Europa. Gleich nach verrichteter Erndte kauffet man in Frie- dens Zeit tauſend Halm vor einen Thaler/ bisweilen an einigen Oertern den dritten oder vierten Theil wohl- feiler/ ſolche tauſend nun geben zum wenigſten fuͤnff Seſter oder anderthalb Saͤck. Die Koͤrner ſeynd weiß und roth/ der weiſſe zwar dem Anſehen nach ſchoͤner/ die rothe aber an Guͤte viel beſſer. Wenn es gantz fein geſtoſſen/ und von al- len Kleyen wohl geſaͤubert iſt/ giebet es zimlich gutes Brod/ aus Mangel des Sauerteigs aber etwas ſchwer. Dafern es wohl gemahlen/ geſiebet/ gekne- tet/ und nach Europæiſcher Art gebacken wuͤrde/ glau- bet nur/ es wuͤrde ein gutes Brod ſeyn/ da einem es aber hieran ſowol als am Sauerteig fehlet/ kan es ohn muͤglich anders als kleberich und ſchwer ſeyn. Das iſts/ was das Milhio oder Tuͤrckiſche Korn betrifft. Von der zweyten Gattung/ bey uns klein Milhio, und bey den Portugiſen Maiz genennet/ deſſen Koͤr- ner dem Coriander Saamen nicht ungleich/ wird auch Brod gebacken/ und kommt mit dem Hollaͤndi- ſchen Rocken-Brod gaͤntzlich uͤberein/ gut von Ge- ſchmack und ſehr nahrhafft. Es waͤchſet eben wie das groß Milhio, ausgenommen daß ſein Halm nicht ſo dick wird/ auch keine Blaͤtter hat wie das groß Milhio, folglich von denen Raub-Voͤgeln mehr angefochten/ und wol um die Helffte theurer/ inſonderheit weil es auch ſo haͤuffig nicht geſaͤet wird als erſteres. Klein

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/404>, abgerufen am 22.11.2024.