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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
zur Erden und schlepffete ihn hinter sich her/ setzte ihm
zwey oder dreymahl den Fuß auf den Leib/ und gleich
als wäre dieses nicht genug den Mohren ums Leben
zu bringen/ bohrete noch vermittelst seiner Zähne zwey
oder drey Löcher darein/ in deren jedes man eine gan-
tze Hand stecken könte/ liesse ihn weiter ohnberühret
liegen/ und von zweyen ankommenden Mohren ohnge-
hindert vor der Nase wegnehmen/ ohne das geringste
Böses ihnen zuzufügen.

Aus diesen obigen Exempeln erhellet demnach
klärlich genung daß sie keinem Menschen nicht so
leichte Schaden thun/ hingegen gereitzet seynde sehr
zornig werden/ insonderheit wenn sie geschossen und
nicht recht wohl getroffen werden/ welches letztere
doch sehr fehlen kan/ in Ansehung daß vorerwehnter
mehr als 300. Schüsse ausgehalten ohne sich dawi-
der zu setzen. Wie nun zwar alle nicht auf einer-
ley Art sterben/ möchte ich dennoch niemanden ra-
then so verwegen zu seyn und auf einen Elephanten zu
schiessen/ sintemahlen bey diesen so viele Schüsse nicht
das geringste vermochten; ohngeachtet daß einige
sich einbilden den rechten Handgriff gelernet zu ha-
ben wie man einen Elephanten übern Hauffen schiessen
müsse/ folgends lauter Eiserner Kugeln sich bedienen/
weilen die Bleyerne nicht durchdringen sondern auf
ihrer Haut platt werden/ oder die grössern von ihren
Beinen abspringen. Nun kan dieses nicht geläugnet
werden/ denn bey dem Tode des Elephanten fanden
wir unter so vielen Kugeln nur zwey welche ihm durch
den Kopff gegangen waren/ indem sie theils zwischen
der Haut und dem Beine sassen/ theils auch und zwar
die kleinesten nicht anders als von einer Mauer zurück

ge-

des Landes Gvinea.
zur Erden und ſchlepffete ihn hinter ſich her/ ſetzte ihm
zwey oder dreymahl den Fuß auf den Leib/ und gleich
als waͤre dieſes nicht genug den Mohren ums Leben
zu bringen/ bohrete noch vermittelſt ſeiner Zaͤhne zwey
oder drey Loͤcher darein/ in deren jedes man eine gan-
tze Hand ſtecken koͤnte/ lieſſe ihn weiter ohnberuͤhret
liegen/ und von zweyen ankommenden Mohren ohnge-
hindert vor der Naſe wegnehmen/ ohne das geringſte
Boͤſes ihnen zuzufuͤgen.

Aus dieſen obigen Exempeln erhellet demnach
klaͤrlich genung daß ſie keinem Menſchen nicht ſo
leichte Schaden thun/ hingegen gereitzet ſeynde ſehr
zornig werden/ inſonderheit wenn ſie geſchoſſen und
nicht recht wohl getroffen werden/ welches letztere
doch ſehr fehlen kan/ in Anſehung daß vorerwehnter
mehr als 300. Schuͤſſe ausgehalten ohne ſich dawi-
der zu ſetzen. Wie nun zwar alle nicht auf einer-
ley Art ſterben/ moͤchte ich dennoch niemanden ra-
then ſo verwegen zu ſeyn und auf einen Elephanten zu
ſchieſſen/ ſintemahlen bey dieſen ſo viele Schuͤſſe nicht
das geringſte vermochten; ohngeachtet daß einige
ſich einbilden den rechten Handgriff gelernet zu ha-
ben wie man einen Elephanten uͤbern Hauffen ſchieſſen
muͤſſe/ folgends lauter Eiſerner Kugeln ſich bedienen/
weilen die Bleyerne nicht durchdringen ſondern auf
ihrer Haut platt werden/ oder die groͤſſern von ihren
Beinen abſpringen. Nun kan dieſes nicht gelaͤugnet
werden/ denn bey dem Tode des Elephanten fanden
wir unter ſo vielen Kugeln nur zwey welche ihm durch
den Kopff gegangen waren/ indem ſie theils zwiſchen
der Haut und dem Beine ſaſſen/ theils auch und zwar
die kleineſten nicht anders als von einer Mauer zuruͤck

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[379/0435] des Landes Gvinea. zur Erden und ſchlepffete ihn hinter ſich her/ ſetzte ihm zwey oder dreymahl den Fuß auf den Leib/ und gleich als waͤre dieſes nicht genug den Mohren ums Leben zu bringen/ bohrete noch vermittelſt ſeiner Zaͤhne zwey oder drey Loͤcher darein/ in deren jedes man eine gan- tze Hand ſtecken koͤnte/ lieſſe ihn weiter ohnberuͤhret liegen/ und von zweyen ankommenden Mohren ohnge- hindert vor der Naſe wegnehmen/ ohne das geringſte Boͤſes ihnen zuzufuͤgen. Aus dieſen obigen Exempeln erhellet demnach klaͤrlich genung daß ſie keinem Menſchen nicht ſo leichte Schaden thun/ hingegen gereitzet ſeynde ſehr zornig werden/ inſonderheit wenn ſie geſchoſſen und nicht recht wohl getroffen werden/ welches letztere doch ſehr fehlen kan/ in Anſehung daß vorerwehnter mehr als 300. Schuͤſſe ausgehalten ohne ſich dawi- der zu ſetzen. Wie nun zwar alle nicht auf einer- ley Art ſterben/ moͤchte ich dennoch niemanden ra- then ſo verwegen zu ſeyn und auf einen Elephanten zu ſchieſſen/ ſintemahlen bey dieſen ſo viele Schuͤſſe nicht das geringſte vermochten; ohngeachtet daß einige ſich einbilden den rechten Handgriff gelernet zu ha- ben wie man einen Elephanten uͤbern Hauffen ſchieſſen muͤſſe/ folgends lauter Eiſerner Kugeln ſich bedienen/ weilen die Bleyerne nicht durchdringen ſondern auf ihrer Haut platt werden/ oder die groͤſſern von ihren Beinen abſpringen. Nun kan dieſes nicht gelaͤugnet werden/ denn bey dem Tode des Elephanten fanden wir unter ſo vielen Kugeln nur zwey welche ihm durch den Kopff gegangen waren/ indem ſie theils zwiſchen der Haut und dem Beine ſaſſen/ theils auch und zwar die kleineſten nicht anders als von einer Mauer zuruͤck ge-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/435>, abgerufen am 22.11.2024.