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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
lezeit daferne er noch so viel Kräffte übrig hat/ sich
unter einen Baum oder in einen Wald lege.

Zwar will ich dieses vor keine unstreitige Warheit
ausgeben; wiewohl es zu drey unterschiedlichen mah-
len in Elmina geschehen/ imgleichen auch gegen Ga-
bon,
(davon ich unten Gelegenheit nehmen werde zu
reden) ein Elephant in einem schönen Gehöltze todt ge-
funden ward.

Kaum war er gestorben/ so fielen die Mohren Hauf-
fenweise über ihn her und schnitte einjeder so viel er kon-
te. Folglich diesen Tag so vor Schwartze als Weisse ein
herrliche fette Mahlzeit gabe.

Er war nicht sehr groß/ zumahlen seine Zähne nur
341/2. Lb. wogen: hatten also die Lust dergleichen Thier/
und ein Theil seiner natürlichen Stärcke in der nähe
zu sehen/ wurde auch diese Lust um ein merckliches
grösser seyn gewesen/ falls nicht das Unglück mit dem
Mohren dazwischen kommen wäre/ wiewohl er selb-
sten Schuld daran war. Nichts destoweniger wur-
den wir hiedurch veranlasset zu erwegen in was Ge-
fahr wir uns gewaget/ da wir so nahe dem Elephanten
gewesen/ denn im Fall er nur einmahl recht böse ge-
worden/ ohnfehlbar ihrer vielen das Leben gekostet
hätte/ und vermuthlich uns am allerersten/ indem
wir nicht so leicht zu Fuß als die Mohren/ auch viel-
leicht unter Weges alle nach einer Pforte zueylende
von jenen wären verhindert worden/ folglich einer
vor dem andern nicht hätten können entkommen/ dan-
nenhero wir schlüßig wurden/ hinführo so vermessen
nicht zu seyn/ wolte auch keinem Menschen in der Welt
rathen der etwas sein Leben lieb hätte/ sich so nahe an ei-
nen Elephanten zu machen.

Es

Beſchreibung
lezeit daferne er noch ſo viel Kraͤffte uͤbrig hat/ ſich
unter einen Baum oder in einen Wald lege.

Zwar will ich dieſes vor keine unſtreitige Warheit
ausgeben; wiewohl es zu drey unterſchiedlichen mah-
len in Elmina geſchehen/ imgleichen auch gegen Ga-
bon,
(davon ich unten Gelegenheit nehmen werde zu
reden) ein Elephant in einem ſchoͤnen Gehoͤltze todt ge-
funden ward.

Kaum war er geſtorben/ ſo fielen die Mohren Hauf-
fenweiſe uͤber ihn her und ſchnitte einjeder ſo viel er kon-
te. Folglich dieſen Tag ſo vor Schwartze als Weiſſe ein
herrliche fette Mahlzeit gabe.

Er war nicht ſehr groß/ zumahlen ſeine Zaͤhne nur
34½. ℔. wogen: hatten alſo die Luſt dergleichen Thier/
und ein Theil ſeiner natuͤrlichen Staͤrcke in der naͤhe
zu ſehen/ wurde auch dieſe Luſt um ein merckliches
groͤſſer ſeyn geweſen/ falls nicht das Ungluͤck mit dem
Mohren dazwiſchen kommen waͤre/ wiewohl er ſelb-
ſten Schuld daran war. Nichts deſtoweniger wur-
den wir hiedurch veranlaſſet zu erwegen in was Ge-
fahr wir uns gewaget/ da wir ſo nahe dem Elephanten
geweſen/ denn im Fall er nur einmahl recht boͤſe ge-
worden/ ohnfehlbar ihrer vielen das Leben gekoſtet
haͤtte/ und vermuthlich uns am allererſten/ indem
wir nicht ſo leicht zu Fuß als die Mohren/ auch viel-
leicht unter Weges alle nach einer Pforte zueylende
von jenen waͤren verhindert worden/ folglich einer
vor dem andern nicht haͤtten koͤnnen entkommen/ dan-
nenhero wir ſchluͤßig wurden/ hinfuͤhro ſo vermeſſen
nicht zu ſeyn/ wolte auch keinem Menſchen in der Welt
rathen der etwas ſein Leben lieb haͤtte/ ſich ſo nahe an ei-
nen Elephanten zu machen.

Es
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[382/0438] Beſchreibung lezeit daferne er noch ſo viel Kraͤffte uͤbrig hat/ ſich unter einen Baum oder in einen Wald lege. Zwar will ich dieſes vor keine unſtreitige Warheit ausgeben; wiewohl es zu drey unterſchiedlichen mah- len in Elmina geſchehen/ imgleichen auch gegen Ga- bon, (davon ich unten Gelegenheit nehmen werde zu reden) ein Elephant in einem ſchoͤnen Gehoͤltze todt ge- funden ward. Kaum war er geſtorben/ ſo fielen die Mohren Hauf- fenweiſe uͤber ihn her und ſchnitte einjeder ſo viel er kon- te. Folglich dieſen Tag ſo vor Schwartze als Weiſſe ein herrliche fette Mahlzeit gabe. Er war nicht ſehr groß/ zumahlen ſeine Zaͤhne nur 34½. ℔. wogen: hatten alſo die Luſt dergleichen Thier/ und ein Theil ſeiner natuͤrlichen Staͤrcke in der naͤhe zu ſehen/ wurde auch dieſe Luſt um ein merckliches groͤſſer ſeyn geweſen/ falls nicht das Ungluͤck mit dem Mohren dazwiſchen kommen waͤre/ wiewohl er ſelb- ſten Schuld daran war. Nichts deſtoweniger wur- den wir hiedurch veranlaſſet zu erwegen in was Ge- fahr wir uns gewaget/ da wir ſo nahe dem Elephanten geweſen/ denn im Fall er nur einmahl recht boͤſe ge- worden/ ohnfehlbar ihrer vielen das Leben gekoſtet haͤtte/ und vermuthlich uns am allererſten/ indem wir nicht ſo leicht zu Fuß als die Mohren/ auch viel- leicht unter Weges alle nach einer Pforte zueylende von jenen waͤren verhindert worden/ folglich einer vor dem andern nicht haͤtten koͤnnen entkommen/ dan- nenhero wir ſchluͤßig wurden/ hinfuͤhro ſo vermeſſen nicht zu ſeyn/ wolte auch keinem Menſchen in der Welt rathen der etwas ſein Leben lieb haͤtte/ ſich ſo nahe an ei- nen Elephanten zu machen. Es

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/438>, abgerufen am 24.11.2024.