Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

des Landes Gvinea.
bet/ daß sie ihre Betrügereyen unmöglich lassen kön-
nen.

Ein mehreres von ihrer Gewohnheit oder Lebens-
Art zu sagen halte ich unnöthig zu seyn; genung daß
sie von Acra gekommen/ folglich der Religion und
Regierung nach sehr wenig oder gar nicht unterschte-
den. Jm übrigen fande jch Zeit meines dasigen Auf-
fenthalts eine so unglaubliche Menge von Ratzen daß
ich der Christlichen Liebe gemäß hielte diese gute Leu-
te zu warnen/ sie möchten sich doch diese Thiere
vom Halse schaffen/ sonsten sie bey deren Vermeh-
rung in Sorgen stehen müsten Landes vertrieben zu
werden.

Vier Meilen hievon lieget gegen Osten das Kö-
nigreich von Groß-Popo, dessen König vormahls un-
ter dem Gehorsam derer Fidenser gestanden. Nun-
mehro aber von dem heutigen König als er nach seinem
Bruder (welcher ins Elend vertrieben wurde) durch
Hülffe des Königes zu Fida auf den Thron kam/ zur
Danckbarkeit genossener Wollthaten dessen Gehor-
sam entzogen worden. Zwar fande sich jener An-
fangs hoch beleidiget/ brachte derohalben eine ansehn-
liche Macht auf die Beine vermittelst derer eben zu
der Zeit angelegenen Frantzösischen Schiffen welche
ihm mit Volck und Gewehr an die Hand giengen/
und schickte dieselbige nach Popo um den Feind auf-
zusuchen/ wehrender Zeit da die Frantzosen auf selbige
von der See-Seite einen Anfall thun musten: weil
aber Popo eine rechte Jnsul mitten auf einem Flusse
gelegen/ konten die Fidenser so wol als Frantzosen
nichtes ausrichten ohne gewisse Flösse die sie anschaffen
musten. Nun hatten sich die von Popo in solche gu-

te Ge-

des Landes Gvinea.
bet/ daß ſie ihre Betruͤgereyen unmoͤglich laſſen koͤn-
nen.

Ein mehreres von ihrer Gewohnheit oder Lebens-
Art zu ſagen halte ich unnoͤthig zu ſeyn; genung daß
ſie von Acra gekommen/ folglich der Religion und
Regierung nach ſehr wenig oder gar nicht unterſchte-
den. Jm uͤbrigen fande jch Zeit meines daſigen Auf-
fenthalts eine ſo unglaubliche Menge von Ratzen daß
ich der Chriſtlichen Liebe gemaͤß hielte dieſe gute Leu-
te zu warnen/ ſie moͤchten ſich doch dieſe Thiere
vom Halſe ſchaffen/ ſonſten ſie bey deren Vermeh-
rung in Sorgen ſtehen muͤſten Landes vertrieben zu
werden.

Vier Meilen hievon lieget gegen Oſten das Koͤ-
nigreich von Groß-Popo, deſſen Koͤnig vormahls un-
ter dem Gehorſam derer Fidenſer geſtanden. Nun-
mehro aber von dem heutigen Koͤnig als er nach ſeinem
Bruder (welcher ins Elend vertrieben wurde) durch
Huͤlffe des Koͤniges zu Fida auf den Thron kam/ zur
Danckbarkeit genoſſener Wollthaten deſſen Gehor-
ſam entzogen worden. Zwar fande ſich jener An-
fangs hoch beleidiget/ brachte derohalben eine anſehn-
liche Macht auf die Beine vermittelſt derer eben zu
der Zeit angelegenen Frantzoͤſiſchen Schiffen welche
ihm mit Volck und Gewehr an die Hand giengen/
und ſchickte dieſelbige nach Popo um den Feind auf-
zuſuchen/ wehrender Zeit da die Frantzoſen auf ſelbige
von der See-Seite einen Anfall thun muſten: weil
aber Popo eine rechte Jnſul mitten auf einem Fluſſe
gelegen/ konten die Fidenſer ſo wol als Frantzoſen
nichtes ausrichten ohne gewiſſe Floͤſſe die ſie anſchaffen
muſten. Nun hatten ſich die von Popo in ſolche gu-

te Ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0455" n="399"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Landes <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gvinea.</hi></hi></hi></fw><lb/>
bet/ daß &#x017F;ie ihre Betru&#x0364;gereyen unmo&#x0364;glich la&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;n-<lb/>
nen.</p><lb/>
        <p>Ein mehreres von ihrer Gewohnheit oder Lebens-<lb/>
Art zu &#x017F;agen halte ich unno&#x0364;thig zu &#x017F;eyn; genung daß<lb/>
&#x017F;ie von <hi rendition="#aq">Acra</hi> gekommen/ folglich der Religion und<lb/>
Regierung nach &#x017F;ehr wenig oder gar nicht unter&#x017F;chte-<lb/>
den. Jm u&#x0364;brigen fande jch Zeit meines da&#x017F;igen Auf-<lb/>
fenthalts eine &#x017F;o unglaubliche Menge von Ratzen daß<lb/>
ich der Chri&#x017F;tlichen Liebe gema&#x0364;ß hielte die&#x017F;e gute Leu-<lb/>
te zu warnen/ &#x017F;ie mo&#x0364;chten &#x017F;ich doch die&#x017F;e Thiere<lb/>
vom Hal&#x017F;e &#x017F;chaffen/ &#x017F;on&#x017F;ten &#x017F;ie bey deren Vermeh-<lb/>
rung in Sorgen &#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;ten Landes vertrieben zu<lb/>
werden.</p><lb/>
        <p>Vier Meilen hievon lieget gegen O&#x017F;ten das Ko&#x0364;-<lb/>
nigreich von Groß-<hi rendition="#aq">Popo,</hi> de&#x017F;&#x017F;en Ko&#x0364;nig vormahls un-<lb/>
ter dem Gehor&#x017F;am derer <hi rendition="#aq">Fiden&#x017F;er</hi> ge&#x017F;tanden. Nun-<lb/>
mehro aber von dem heutigen Ko&#x0364;nig als er nach &#x017F;einem<lb/>
Bruder (welcher ins Elend vertrieben wurde) durch<lb/>
Hu&#x0364;lffe des Ko&#x0364;niges zu <hi rendition="#aq">Fida</hi> auf den Thron kam/ zur<lb/>
Danckbarkeit geno&#x017F;&#x017F;ener Wollthaten de&#x017F;&#x017F;en Gehor-<lb/>
&#x017F;am entzogen worden. Zwar fande &#x017F;ich jener An-<lb/>
fangs hoch beleidiget/ brachte derohalben eine an&#x017F;ehn-<lb/>
liche Macht auf die Beine vermittel&#x017F;t derer eben zu<lb/>
der Zeit angelegenen Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Schiffen welche<lb/>
ihm mit Volck und Gewehr an die Hand giengen/<lb/>
und &#x017F;chickte die&#x017F;elbige nach <hi rendition="#aq">Popo</hi> um den Feind auf-<lb/>
zu&#x017F;uchen/ wehrender Zeit da die Frantzo&#x017F;en auf &#x017F;elbige<lb/>
von der See-Seite einen Anfall thun mu&#x017F;ten: weil<lb/>
aber <hi rendition="#aq">Popo</hi> eine rechte Jn&#x017F;ul mitten auf einem Flu&#x017F;&#x017F;e<lb/>
gelegen/ konten die <hi rendition="#aq">Fiden&#x017F;er</hi> &#x017F;o wol als Frantzo&#x017F;en<lb/>
nichtes ausrichten ohne gewi&#x017F;&#x017F;e Flo&#x0364;&#x017F;&#x017F;e die &#x017F;ie an&#x017F;chaffen<lb/>
mu&#x017F;ten. Nun hatten &#x017F;ich die von <hi rendition="#aq">Popo</hi> in &#x017F;olche gu-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">te Ge-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[399/0455] des Landes Gvinea. bet/ daß ſie ihre Betruͤgereyen unmoͤglich laſſen koͤn- nen. Ein mehreres von ihrer Gewohnheit oder Lebens- Art zu ſagen halte ich unnoͤthig zu ſeyn; genung daß ſie von Acra gekommen/ folglich der Religion und Regierung nach ſehr wenig oder gar nicht unterſchte- den. Jm uͤbrigen fande jch Zeit meines daſigen Auf- fenthalts eine ſo unglaubliche Menge von Ratzen daß ich der Chriſtlichen Liebe gemaͤß hielte dieſe gute Leu- te zu warnen/ ſie moͤchten ſich doch dieſe Thiere vom Halſe ſchaffen/ ſonſten ſie bey deren Vermeh- rung in Sorgen ſtehen muͤſten Landes vertrieben zu werden. Vier Meilen hievon lieget gegen Oſten das Koͤ- nigreich von Groß-Popo, deſſen Koͤnig vormahls un- ter dem Gehorſam derer Fidenſer geſtanden. Nun- mehro aber von dem heutigen Koͤnig als er nach ſeinem Bruder (welcher ins Elend vertrieben wurde) durch Huͤlffe des Koͤniges zu Fida auf den Thron kam/ zur Danckbarkeit genoſſener Wollthaten deſſen Gehor- ſam entzogen worden. Zwar fande ſich jener An- fangs hoch beleidiget/ brachte derohalben eine anſehn- liche Macht auf die Beine vermittelſt derer eben zu der Zeit angelegenen Frantzoͤſiſchen Schiffen welche ihm mit Volck und Gewehr an die Hand giengen/ und ſchickte dieſelbige nach Popo um den Feind auf- zuſuchen/ wehrender Zeit da die Frantzoſen auf ſelbige von der See-Seite einen Anfall thun muſten: weil aber Popo eine rechte Jnſul mitten auf einem Fluſſe gelegen/ konten die Fidenſer ſo wol als Frantzoſen nichtes ausrichten ohne gewiſſe Floͤſſe die ſie anſchaffen muſten. Nun hatten ſich die von Popo in ſolche gu- te Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/455
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/455>, abgerufen am 23.11.2024.