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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
einige Monath bey ihnen zugebracht/ und von ihnen
sich weydlich beschneiden und bestehlen lassen.

Jedennoch betriegen sie keine Nation mehr als die
Portugiesen/ gleichwohl reisen diese allezeit dahin/
in Ansehung daß ihre Waare so schlecht ist/ daß sie an-
der wärts keine Sclaven davor kauffen könten.

Jm Jahr 1698. lag ein Dähnisch Schiff zu Po-
po
schon eben so lange Zeit um 500. Sclaven zu
erhandeln als ich zu Fida mich aufgehalten/ um 2000.
zu kauffen/ da denn jene an die gute Dähnen so statt-
liche Beweißthümer ihrer Betriegereyen sehen liessen/
daß ich fürchte/ es werden hinführo die Dähnen das
Wiederkommen vergessen.

Ein oder zwey Jahr vorher hatten sie mit einem
Englischen Schiffe fast eben so gehandelt/ überdem
noch einige Waaren gestohlen; dieser aber wuste bey
seiner Wiederkunfft/ so nach meiner dasigen Anwesen-
heit erfolgete/ seinen Schaden trefflich einzuholen/
kaum hatte er sein Ancker fallen lassen/ kamen ihrer
viele vornehme Leute/ unter andern des Königes Sohn
selbst an Boort/ welche er in Ketten und Eisen legte/
auch nicht ehender loß liesse/ bis sie ihm seinen Verlust
reichlich bezahlet hatten.

Unter dem abgelebten Könige dieses itzigen Bruder
florirte die Handlung umweit mehr/ weil nemlich
jener es seine vornehmste Sorge seyn liesse/ folglich
nicht zugegeben hätte daß das geringste Ubels einem
Europäer wäre angethan worden/ Zeit seiner Regie-
rung ladete eins von unserer Compagnie-Schiffen/
mehr als 500. Sclaven in Zeit von eilff Tagen/ itzt
glaube ich schwerlich daß dergleichen jemahlen zu ver-
muthen stehet/ weil die von Popo nunmehro so verder-

bet/

Beſchreibung
einige Monath bey ihnen zugebracht/ und von ihnen
ſich weydlich beſchneiden und beſtehlen laſſen.

Jedennoch betriegen ſie keine Nation mehr als die
Portugieſen/ gleichwohl reiſen dieſe allezeit dahin/
in Anſehung daß ihre Waare ſo ſchlecht iſt/ daß ſie an-
der waͤrts keine Sclaven davor kauffen koͤnten.

Jm Jahr 1698. lag ein Daͤhniſch Schiff zu Po-
po
ſchon eben ſo lange Zeit um 500. Sclaven zu
erhandeln als ich zu Fida mich aufgehalten/ um 2000.
zu kauffen/ da denn jene an die gute Daͤhnen ſo ſtatt-
liche Beweißthuͤmer ihrer Betriegereyen ſehen lieſſen/
daß ich fuͤrchte/ es werden hinfuͤhro die Daͤhnen das
Wiederkommen vergeſſen.

Ein oder zwey Jahr vorher hatten ſie mit einem
Engliſchen Schiffe faſt eben ſo gehandelt/ uͤberdem
noch einige Waaren geſtohlen; dieſer aber wuſte bey
ſeiner Wiederkunfft/ ſo nach meiner daſigen Anweſen-
heit erfolgete/ ſeinen Schaden trefflich einzuholen/
kaum hatte er ſein Ancker fallen laſſen/ kamen ihrer
viele vornehme Leute/ unter andern des Koͤniges Sohn
ſelbſt an Boort/ welche er in Ketten und Eiſen legte/
auch nicht ehender loß lieſſe/ bis ſie ihm ſeinen Verluſt
reichlich bezahlet hatten.

Unter dem abgelebten Koͤnige dieſes itzigen Bruder
florirte die Handlung umweit mehr/ weil nemlich
jener es ſeine vornehmſte Sorge ſeyn lieſſe/ folglich
nicht zugegeben haͤtte daß das geringſte Ubels einem
Europaͤer waͤre angethan worden/ Zeit ſeiner Regie-
rung ladete eins von unſerer Compagnie-Schiffen/
mehr als 500. Sclaven in Zeit von eilff Tagen/ itzt
glaube ich ſchwerlich daß dergleichen jemahlen zu ver-
muthen ſtehet/ weil die von Popo nunmehro ſo verder-

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[398/0454] Beſchreibung einige Monath bey ihnen zugebracht/ und von ihnen ſich weydlich beſchneiden und beſtehlen laſſen. Jedennoch betriegen ſie keine Nation mehr als die Portugieſen/ gleichwohl reiſen dieſe allezeit dahin/ in Anſehung daß ihre Waare ſo ſchlecht iſt/ daß ſie an- der waͤrts keine Sclaven davor kauffen koͤnten. Jm Jahr 1698. lag ein Daͤhniſch Schiff zu Po- po ſchon eben ſo lange Zeit um 500. Sclaven zu erhandeln als ich zu Fida mich aufgehalten/ um 2000. zu kauffen/ da denn jene an die gute Daͤhnen ſo ſtatt- liche Beweißthuͤmer ihrer Betriegereyen ſehen lieſſen/ daß ich fuͤrchte/ es werden hinfuͤhro die Daͤhnen das Wiederkommen vergeſſen. Ein oder zwey Jahr vorher hatten ſie mit einem Engliſchen Schiffe faſt eben ſo gehandelt/ uͤberdem noch einige Waaren geſtohlen; dieſer aber wuſte bey ſeiner Wiederkunfft/ ſo nach meiner daſigen Anweſen- heit erfolgete/ ſeinen Schaden trefflich einzuholen/ kaum hatte er ſein Ancker fallen laſſen/ kamen ihrer viele vornehme Leute/ unter andern des Koͤniges Sohn ſelbſt an Boort/ welche er in Ketten und Eiſen legte/ auch nicht ehender loß lieſſe/ bis ſie ihm ſeinen Verluſt reichlich bezahlet hatten. Unter dem abgelebten Koͤnige dieſes itzigen Bruder florirte die Handlung umweit mehr/ weil nemlich jener es ſeine vornehmſte Sorge ſeyn lieſſe/ folglich nicht zugegeben haͤtte daß das geringſte Ubels einem Europaͤer waͤre angethan worden/ Zeit ſeiner Regie- rung ladete eins von unſerer Compagnie-Schiffen/ mehr als 500. Sclaven in Zeit von eilff Tagen/ itzt glaube ich ſchwerlich daß dergleichen jemahlen zu ver- muthen ſtehet/ weil die von Popo nunmehro ſo verder- bet/

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/454>, abgerufen am 23.11.2024.