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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
lich alsofort einige Leute in ihre Beyschifflein abgese-
tzet/ und uns zu Hülffe gesendet hätten/ da denn die
Sclaven alsobald zur Raison und herunter ins
Schiff gebracht wurden/ gleichwol ein zwantzig dabey
umkommen waren.

Die Portugiesen seynd noch unglücklicher gewe-
sen/ und haben auf solche Art in Zeit von 4. Jahren
schon 3. Schiffe verlohren.

Dieses mag nun genung seyn vom Sclaven Han-
del/ ich komme anitzo auf mein voriges von dem Könige
zu Fida.

Jnsonderheit daß er so gefürchtet und geehret/ nicht
anders als wenn er ein halber Gott. Alle insgesamt
was Standes oder Würden sie auch seyn/ fallen vor
ihm auf die Knie/ oder legen sich in Beyseyn auf die Er-
de. Kommen sie des Morgends ihm eine gute Zeit zu
entbieten/ fallen sie vor dem Hause nieder/ küssen die
Erde drey mahl/ und brummen unter dem Bart einige
Worte hervor gleichsam den König anbetende. End-
lich kriechen sie an der Erde bis ins Haus/ und wieder-
holen daselbst nochmahls selbige Ehr-Bezeigungen.

Wenn sie mit ihm sprechen/ zittern und beben sie/
wiewol es nicht lange dauret/ denn so bald sie aus dem
Zimmer getreten/ geben sie nicht viel darum was ihnen
der König befohlen/ angesehen sie mit einer Noth-Lü-
gen noch allezeit davon kommen können.

Der König selbst gehet alle Tage herrlich und köst-
lich in Gold und Silber gewircktem Seiden geklei-
det/ insonderheit wenn er die Europäer besucht welches
er ohne von jemanden gesehen zu werden/ füglich thun
kan/ sintemahlen ihre Häuser rund um seinen Hof her-
umliegen/ dafern man seine Wohnung also nennen
mag.

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des Landes Gvinea.
lich alſofort einige Leute in ihre Beyſchifflein abgeſe-
tzet/ und uns zu Huͤlffe geſendet haͤtten/ da denn die
Sclaven alſobald zur Raiſon und herunter ins
Schiff gebracht wurden/ gleichwol ein zwantzig dabey
umkommen waren.

Die Portugieſen ſeynd noch ungluͤcklicher gewe-
ſen/ und haben auf ſolche Art in Zeit von 4. Jahren
ſchon 3. Schiffe verlohren.

Dieſes mag nun genung ſeyn vom Sclaven Han-
del/ ich komme anitzo auf mein voriges von dem Koͤnige
zu Fida.

Jnſonderheit daß er ſo gefuͤrchtet und geehret/ nicht
anders als wenn er ein halber Gott. Alle insgeſamt
was Standes oder Wuͤrden ſie auch ſeyn/ fallen vor
ihm auf die Knie/ oder legen ſich in Beyſeyn auf die Er-
de. Kommen ſie des Morgends ihm eine gute Zeit zu
entbieten/ fallen ſie vor dem Hauſe nieder/ kuͤſſen die
Erde drey mahl/ und brummen unter dem Bart einige
Worte hervor gleichſam den Koͤnig anbetende. End-
lich kriechen ſie an der Erde bis ins Haus/ und wieder-
holen daſelbſt nochmahls ſelbige Ehr-Bezeigungen.

Wenn ſie mit ihm ſprechen/ zittern und beben ſie/
wiewol es nicht lange dauret/ denn ſo bald ſie aus dem
Zimmer getreten/ geben ſie nicht viel darum was ihnen
der Koͤnig befohlen/ angeſehen ſie mit einer Noth-Luͤ-
gen noch allezeit davon kommen koͤnnen.

Der Koͤnig ſelbſt gehet alle Tage herrlich und koͤſt-
lich in Gold und Silber gewircktem Seiden geklei-
det/ inſonderheit wenn er die Europaͤer beſucht welches
er ohne von jemanden geſehen zu werden/ fuͤglich thun
kan/ ſintemahlen ihre Haͤuſer rund um ſeinen Hof her-
umliegen/ dafern man ſeine Wohnung alſo nennen
mag.

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[439/0495] des Landes Gvinea. lich alſofort einige Leute in ihre Beyſchifflein abgeſe- tzet/ und uns zu Huͤlffe geſendet haͤtten/ da denn die Sclaven alſobald zur Raiſon und herunter ins Schiff gebracht wurden/ gleichwol ein zwantzig dabey umkommen waren. Die Portugieſen ſeynd noch ungluͤcklicher gewe- ſen/ und haben auf ſolche Art in Zeit von 4. Jahren ſchon 3. Schiffe verlohren. Dieſes mag nun genung ſeyn vom Sclaven Han- del/ ich komme anitzo auf mein voriges von dem Koͤnige zu Fida. Jnſonderheit daß er ſo gefuͤrchtet und geehret/ nicht anders als wenn er ein halber Gott. Alle insgeſamt was Standes oder Wuͤrden ſie auch ſeyn/ fallen vor ihm auf die Knie/ oder legen ſich in Beyſeyn auf die Er- de. Kommen ſie des Morgends ihm eine gute Zeit zu entbieten/ fallen ſie vor dem Hauſe nieder/ kuͤſſen die Erde drey mahl/ und brummen unter dem Bart einige Worte hervor gleichſam den Koͤnig anbetende. End- lich kriechen ſie an der Erde bis ins Haus/ und wieder- holen daſelbſt nochmahls ſelbige Ehr-Bezeigungen. Wenn ſie mit ihm ſprechen/ zittern und beben ſie/ wiewol es nicht lange dauret/ denn ſo bald ſie aus dem Zimmer getreten/ geben ſie nicht viel darum was ihnen der Koͤnig befohlen/ angeſehen ſie mit einer Noth-Luͤ- gen noch allezeit davon kommen koͤnnen. Der Koͤnig ſelbſt gehet alle Tage herrlich und koͤſt- lich in Gold und Silber gewircktem Seiden geklei- det/ inſonderheit wenn er die Europaͤer beſucht welches er ohne von jemanden geſehen zu werden/ fuͤglich thun kan/ ſintemahlen ihre Haͤuſer rund um ſeinen Hof her- umliegen/ dafern man ſeine Wohnung alſo nennen mag. Un- E e 4

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/495>, abgerufen am 25.11.2024.