Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

des Landes Gvinea.
opfert wird/ sonderlich vom Könige/ welcher auf Er-
suchen derer Geistlichen oder sonsten grosser Herren
durch die Geistlichen gewonnen/ gar offters etwas an-
sehnliches der Schlangen verehren muß. Wiewol ich
glaube unter diesem Nahmen das meiste denen Geist-
lichen zufället/ so sich damit lustig machen.

Gemeiniglich bestehet es in Geld-Gaben/ seidenen
Stoffen/ unterschiedlichen Kauff-Waaren von Eu-
ropa
und Africa, allerhand groß und kleinem Vieh/
und sonsten dem leckersten Essen und Trincken.

Worinn sie dem König so offt anliegen/ und das
Schencken anmuthen seyn/ daß ers nunmehro bald
müde wird/ und sich zu weigern anfänget. Wie
denn solches Zeit meines Beyseyns geschehen.

Denn da ich einsmahl ihn sehr zornig fande/ fragte
ich ihn um die Ursach/ da er denn mir zur Antwort ga-
be und rund heraus sagte/ er hätte dieses Jahr der
Schlangen solche köstliche Geschencke und Opfer
gethan als er nie gewohnet gewesen/ um eine gute Erndte
zu haben/ nun käme einer seiner Unter-Könige und
foderte abermahl was neues/ mit Bedrohen eines un-
fruchtbahren Jahres im Nahmen derer Geistlichen;
da er von nun an sich feste vorgenommen das gantze
Jahr über nichtes mehr zu opffern/ weil es die Schlan-
ge immerhin könnte bleiben lassen/ fals sie ihm keine gu-
te Erndte geben wolte/ sintemahlen er nicht gesonnen
wäre noch mehr zu verliehren/ in Ansehung allbereit
seine Feld-Früchte gäntzlich verdorben.

Nun konte ich mich des Lachens nicht enthalten/ da
ich hörte/ daß fals er noch etwas zu hoffen/ er nicht unge-
neigt wäre noch ein neues Geschencke zu geben/ andern
aber zu gute nichtes mehr übrig hatte: folglich der ge-

dachte

des Landes Gvinea.
opfert wird/ ſonderlich vom Koͤnige/ welcher auf Er-
ſuchen derer Geiſtlichen oder ſonſten groſſer Herren
durch die Geiſtlichen gewonnen/ gar offters etwas an-
ſehnliches der Schlangen verehren muß. Wiewol ich
glaube unter dieſem Nahmen das meiſte denen Geiſt-
lichen zufaͤllet/ ſo ſich damit luſtig machen.

Gemeiniglich beſtehet es in Geld-Gaben/ ſeidenen
Stoffen/ unterſchiedlichen Kauff-Waaren von Eu-
ropa
und Africa, allerhand groß und kleinem Vieh/
und ſonſten dem leckerſten Eſſen und Trincken.

Worinn ſie dem Koͤnig ſo offt anliegen/ und das
Schencken anmuthen ſeyn/ daß ers nunmehro bald
muͤde wird/ und ſich zu weigern anfaͤnget. Wie
denn ſolches Zeit meines Beyſeyns geſchehen.

Denn da ich einsmahl ihn ſehr zornig fande/ fragte
ich ihn um die Urſach/ da er denn mir zur Antwort ga-
be und rund heraus ſagte/ er haͤtte dieſes Jahr der
Schlangen ſolche koͤſtliche Geſchencke und Opfer
gethan als er nie gewohnet geweſen/ um eine gute Erndte
zu haben/ nun kaͤme einer ſeiner Unter-Koͤnige und
foderte abermahl was neues/ mit Bedrohen eines un-
fruchtbahren Jahres im Nahmen derer Geiſtlichen;
da er von nun an ſich feſte vorgenommen das gantze
Jahr uͤber nichtes mehr zu opffern/ weil es die Schlan-
ge immerhin koͤnnte bleiben laſſen/ fals ſie ihm keine gu-
te Erndte geben wolte/ ſintemahlen er nicht geſonnen
waͤre noch mehr zu verliehren/ in Anſehung allbereit
ſeine Feld-Fruͤchte gaͤntzlich verdorben.

Nun konte ich mich des Lachens nicht enthalten/ da
ich hoͤrte/ daß fals er noch etwas zu hoffen/ er nicht unge-
neigt waͤre noch ein neues Geſchencke zu geben/ andern
aber zu gute nichtes mehr uͤbrig hatte: folglich der ge-

dachte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0503" n="447"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Landes <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gvinea.</hi></hi></hi></fw><lb/>
opfert wird/ &#x017F;onderlich vom Ko&#x0364;nige/ welcher auf Er-<lb/>
&#x017F;uchen derer Gei&#x017F;tlichen oder &#x017F;on&#x017F;ten gro&#x017F;&#x017F;er Herren<lb/>
durch die Gei&#x017F;tlichen gewonnen/ gar offters etwas an-<lb/>
&#x017F;ehnliches der Schlangen verehren muß. Wiewol ich<lb/>
glaube unter die&#x017F;em Nahmen das mei&#x017F;te denen Gei&#x017F;t-<lb/>
lichen zufa&#x0364;llet/ &#x017F;o &#x017F;ich damit lu&#x017F;tig machen.</p><lb/>
        <p>Gemeiniglich be&#x017F;tehet es in Geld-Gaben/ &#x017F;eidenen<lb/>
Stoffen/ unter&#x017F;chiedlichen Kauff-Waaren von <hi rendition="#aq">Eu-<lb/>
ropa</hi> und <hi rendition="#aq">Africa,</hi> allerhand groß und kleinem Vieh/<lb/>
und &#x017F;on&#x017F;ten dem lecker&#x017F;ten E&#x017F;&#x017F;en und Trincken.</p><lb/>
        <p>Worinn &#x017F;ie dem Ko&#x0364;nig &#x017F;o offt anliegen/ und das<lb/>
Schencken anmuthen &#x017F;eyn/ daß ers nunmehro bald<lb/>
mu&#x0364;de wird/ und &#x017F;ich zu weigern anfa&#x0364;nget. Wie<lb/>
denn &#x017F;olches Zeit meines Bey&#x017F;eyns ge&#x017F;chehen.</p><lb/>
        <p>Denn da ich einsmahl ihn &#x017F;ehr zornig fande/ fragte<lb/>
ich ihn um die Ur&#x017F;ach/ da er denn mir zur Antwort ga-<lb/>
be und rund heraus &#x017F;agte/ er ha&#x0364;tte die&#x017F;es Jahr der<lb/>
Schlangen &#x017F;olche ko&#x0364;&#x017F;tliche Ge&#x017F;chencke und Opfer<lb/>
gethan als er nie gewohnet gewe&#x017F;en/ um eine gute Erndte<lb/>
zu haben/ nun ka&#x0364;me einer &#x017F;einer Unter-Ko&#x0364;nige und<lb/>
foderte abermahl was neues/ mit Bedrohen eines un-<lb/>
fruchtbahren Jahres im Nahmen derer Gei&#x017F;tlichen;<lb/>
da er von nun an &#x017F;ich fe&#x017F;te vorgenommen das gantze<lb/>
Jahr u&#x0364;ber nichtes mehr zu opffern/ weil es die Schlan-<lb/>
ge immerhin ko&#x0364;nnte bleiben la&#x017F;&#x017F;en/ fals &#x017F;ie ihm keine gu-<lb/>
te Erndte geben wolte/ &#x017F;intemahlen er nicht ge&#x017F;onnen<lb/>
wa&#x0364;re noch mehr zu verliehren/ in An&#x017F;ehung allbereit<lb/>
&#x017F;eine Feld-Fru&#x0364;chte ga&#x0364;ntzlich verdorben.</p><lb/>
        <p>Nun konte ich mich des Lachens nicht enthalten/ da<lb/>
ich ho&#x0364;rte/ daß fals er noch etwas zu hoffen/ er nicht unge-<lb/>
neigt wa&#x0364;re noch ein neues Ge&#x017F;chencke zu geben/ andern<lb/>
aber zu gute nichtes mehr u&#x0364;brig hatte: folglich der ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dachte</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[447/0503] des Landes Gvinea. opfert wird/ ſonderlich vom Koͤnige/ welcher auf Er- ſuchen derer Geiſtlichen oder ſonſten groſſer Herren durch die Geiſtlichen gewonnen/ gar offters etwas an- ſehnliches der Schlangen verehren muß. Wiewol ich glaube unter dieſem Nahmen das meiſte denen Geiſt- lichen zufaͤllet/ ſo ſich damit luſtig machen. Gemeiniglich beſtehet es in Geld-Gaben/ ſeidenen Stoffen/ unterſchiedlichen Kauff-Waaren von Eu- ropa und Africa, allerhand groß und kleinem Vieh/ und ſonſten dem leckerſten Eſſen und Trincken. Worinn ſie dem Koͤnig ſo offt anliegen/ und das Schencken anmuthen ſeyn/ daß ers nunmehro bald muͤde wird/ und ſich zu weigern anfaͤnget. Wie denn ſolches Zeit meines Beyſeyns geſchehen. Denn da ich einsmahl ihn ſehr zornig fande/ fragte ich ihn um die Urſach/ da er denn mir zur Antwort ga- be und rund heraus ſagte/ er haͤtte dieſes Jahr der Schlangen ſolche koͤſtliche Geſchencke und Opfer gethan als er nie gewohnet geweſen/ um eine gute Erndte zu haben/ nun kaͤme einer ſeiner Unter-Koͤnige und foderte abermahl was neues/ mit Bedrohen eines un- fruchtbahren Jahres im Nahmen derer Geiſtlichen; da er von nun an ſich feſte vorgenommen das gantze Jahr uͤber nichtes mehr zu opffern/ weil es die Schlan- ge immerhin koͤnnte bleiben laſſen/ fals ſie ihm keine gu- te Erndte geben wolte/ ſintemahlen er nicht geſonnen waͤre noch mehr zu verliehren/ in Anſehung allbereit ſeine Feld-Fruͤchte gaͤntzlich verdorben. Nun konte ich mich des Lachens nicht enthalten/ da ich hoͤrte/ daß fals er noch etwas zu hoffen/ er nicht unge- neigt waͤre noch ein neues Geſchencke zu geben/ andern aber zu gute nichtes mehr uͤbrig hatte: folglich der ge- dachte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/503
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/503>, abgerufen am 24.11.2024.