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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
und den Schlangen ja kein Leyd zu fügen/ ohngeach-
tet sie uns zum öfftern beschwerlich fallen/ wenn sie täg-
lich mit 5. oder 6. zugleich uns besuchen/ sonderlich bey
grosser Hitze/ da sie als Geschöpffe der Finsterniß/ der
Sonnen-Licht gleichsam nicht vertragen können/
sondern in unseren Häusern über Stühle/ Bänck und
Tische/ selbst auch die Bette herum kriechen/ und uns
im Schlaffe Gesellschafft leisten/ so gar daß bey Be-
findung einer guten Gelegenheit unterhalb dem Bette/
wenn unsere Bedienten so nachläßig seynd und nicht
zum öfftern dasselbe verändern/ ein 8. oder 10. Tage
Herberge halten/ so lange bis sie ihre Junge ausgehe-
cket/ wie denn dieses zum öfftern geschehen.

Doch kan man falls man dieselbige im Hause mer-
cket/ und ihrer gern entohniget seyn wolte/ nur jeman-
den von Landes Einwohnern herbey ruffen/ und selbi-
ge ausserhalb dem Hause tragen lassen. Jm Fall sie
aber auf dem Boden sich aufhalten (wiewohl hiesige
Häuser nur ein Geschoß hoch seynd) kostet es viel Mü-
he dieselbige loß zu werden/ denn sie die Mohren hier
nicht gern wegnehmen; folglich man warten muß/ bis
sie von sich selbst Abschied nehmen.

Einsmahls kam eine und legte sich recht auf mei-
nen Tifch da ich täglich drauff speisete/ und bliebe
ohngefehr 15. Tage lang/ fintemahlen ich keinen Men-
schen finden konte der sie hätte wollen herunter nehmen/
ohngeachter es von mir selbst gar leichtlich hätte gesche-
hen können/ wiewohl ich nachgehends sehr reichlich
desfalls beschencket wurde.

Denn als ich auf eine Zeit gewisse vornehme Leute
von Fida zur Mahlzeit hatte/ und währenden Essen
ein Discurs von Schlangen einfiele/ kehrete ich mich

um
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des Landes Gvinea.
und den Schlangen ja kein Leyd zu fuͤgen/ ohngeach-
tet ſie uns zum oͤfftern beſchwerlich fallen/ wenn ſie taͤg-
lich mit 5. oder 6. zugleich uns beſuchen/ ſonderlich bey
groſſer Hitze/ da ſie als Geſchoͤpffe der Finſterniß/ der
Sonnen-Licht gleichſam nicht vertragen koͤnnen/
ſondern in unſeren Haͤuſern uͤber Stuͤhle/ Baͤnck und
Tiſche/ ſelbſt auch die Bette herum kriechen/ und uns
im Schlaffe Geſellſchafft leiſten/ ſo gar daß bey Be-
findung einer guten Gelegenheit unterhalb dem Bette/
wenn unſere Bedienten ſo nachlaͤßig ſeynd und nicht
zum oͤfftern daſſelbe veraͤndern/ ein 8. oder 10. Tage
Herberge halten/ ſo lange bis ſie ihre Junge ausgehe-
cket/ wie denn dieſes zum oͤfftern geſchehen.

Doch kan man falls man dieſelbige im Hauſe mer-
cket/ und ihrer gern entohniget ſeyn wolte/ nur jeman-
den von Landes Einwohnern herbey ruffen/ und ſelbi-
ge auſſerhalb dem Hauſe tragen laſſen. Jm Fall ſie
aber auf dem Boden ſich aufhalten (wiewohl hieſige
Haͤuſer nur ein Geſchoß hoch ſeynd) koſtet es viel Muͤ-
he dieſelbige loß zu werden/ denn ſie die Mohren hier
nicht gern wegnehmen; folglich man warten muß/ bis
ſie von ſich ſelbſt Abſchied nehmen.

Einsmahls kam eine und legte ſich recht auf mei-
nen Tifch da ich taͤglich drauff ſpeiſete/ und bliebe
ohngefehr 15. Tage lang/ fintemahlen ich keinen Men-
ſchen finden konte der ſie haͤtte wollen herunter nehmen/
ohngeachter es von mir ſelbſt gar leichtlich haͤtte geſche-
hen koͤnnen/ wiewohl ich nachgehends ſehr reichlich
desfalls beſchencket wurde.

Denn als ich auf eine Zeit gewiſſe vornehme Leute
von Fida zur Mahlzeit hatte/ und waͤhrenden Eſſen
ein Diſcurs von Schlangen einfiele/ kehrete ich mich

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[457/0513] des Landes Gvinea. und den Schlangen ja kein Leyd zu fuͤgen/ ohngeach- tet ſie uns zum oͤfftern beſchwerlich fallen/ wenn ſie taͤg- lich mit 5. oder 6. zugleich uns beſuchen/ ſonderlich bey groſſer Hitze/ da ſie als Geſchoͤpffe der Finſterniß/ der Sonnen-Licht gleichſam nicht vertragen koͤnnen/ ſondern in unſeren Haͤuſern uͤber Stuͤhle/ Baͤnck und Tiſche/ ſelbſt auch die Bette herum kriechen/ und uns im Schlaffe Geſellſchafft leiſten/ ſo gar daß bey Be- findung einer guten Gelegenheit unterhalb dem Bette/ wenn unſere Bedienten ſo nachlaͤßig ſeynd und nicht zum oͤfftern daſſelbe veraͤndern/ ein 8. oder 10. Tage Herberge halten/ ſo lange bis ſie ihre Junge ausgehe- cket/ wie denn dieſes zum oͤfftern geſchehen. Doch kan man falls man dieſelbige im Hauſe mer- cket/ und ihrer gern entohniget ſeyn wolte/ nur jeman- den von Landes Einwohnern herbey ruffen/ und ſelbi- ge auſſerhalb dem Hauſe tragen laſſen. Jm Fall ſie aber auf dem Boden ſich aufhalten (wiewohl hieſige Haͤuſer nur ein Geſchoß hoch ſeynd) koſtet es viel Muͤ- he dieſelbige loß zu werden/ denn ſie die Mohren hier nicht gern wegnehmen; folglich man warten muß/ bis ſie von ſich ſelbſt Abſchied nehmen. Einsmahls kam eine und legte ſich recht auf mei- nen Tifch da ich taͤglich drauff ſpeiſete/ und bliebe ohngefehr 15. Tage lang/ fintemahlen ich keinen Men- ſchen finden konte der ſie haͤtte wollen herunter nehmen/ ohngeachter es von mir ſelbſt gar leichtlich haͤtte geſche- hen koͤnnen/ wiewohl ich nachgehends ſehr reichlich desfalls beſchencket wurde. Denn als ich auf eine Zeit gewiſſe vornehme Leute von Fida zur Mahlzeit hatte/ und waͤhrenden Eſſen ein Diſcurs von Schlangen einfiele/ kehrete ich mich um F f 5

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/513>, abgerufen am 24.11.2024.