Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung
rechte Armee auf die Beine zu bringen/ seynd sie viel zu
ohnmächtig/ sondern schwermen des Nachts herum/
und suchen einer den andern zu überumpeln und zu be-
rauben/ da sie entweder mit der gemachten Beute oder
einer dichten Haut voll Schläge wieder nach Hause
kehren.

Es ist diese Hand voll Volcks das allerarmseligste
und elendeste was ich jemahlen gesehen habe/ dabey
aber zu ihrem grossen Unglück ungemein hochmüthig
und trotzig/ und gleichwol nichts lächerlicher als wenn sie
auf Befragen worauf sich ihre Hoffart gründet nichts
zu antworten wissen. Niemand ist bey ihnen in eini-
gem Ansehen/ der nicht einen teutschen Nahmen füh-
ret; damit kommen sie alsobald angestochen wenn un-
sere Schiffe angeländet und geben ihren Nahmen von
sich/ um wie sie meynen bey denen unsrigen sich so viel
beliebter zu machen/ wie sie denn gerne leyden mögen
daß wir sie bey diesem Nahmen ruffen. Es scheinet
als sey es denen Mohren sämtlich angebohren/ daß sie
gerne/ und zwar sehr häuffig den Brantwein ins Leib
giessen/ allein diese gehen übrigen allen die bis hieher
kenne/ weit weit vor/ sintemahlen sie alle ihr Haab und
Gut darinn verprassen/ auch öffters vor einen Elephan-
ten Zahn lauter Brantwein zur Bezahlung anneh-
men/ welcher schon verzehret ehe sie noch vom Schiff
steigen.

Bekommt irgend der eine etwas mehr zu trincken
als der andre/ und etwas in den Kopf/ so gehet es an ein
rauffen und balgen/ ohne König/ Printzen oder Geistli-
chen zu respectiren; denn diese Letzteren verstehen sich
eben wol dazu/ und wissen das Faust-Recht trefflich zu
gebrauchen/ aus Beysorge/ man möchte sie als vor

ein-

Beſchreibung
rechte Armee auf die Beine zu bringen/ ſeynd ſie viel zu
ohnmaͤchtig/ ſondern ſchwermen des Nachts herum/
und ſuchen einer den andern zu uͤberumpeln und zu be-
rauben/ da ſie entweder mit der gemachten Beute oder
einer dichten Haut voll Schlaͤge wieder nach Hauſe
kehren.

Es iſt dieſe Hand voll Volcks das allerarmſeligſte
und elendeſte was ich jemahlen geſehen habe/ dabey
aber zu ihrem groſſen Ungluͤck ungemein hochmuͤthig
und trotzig/ uñ gleichwol nichts laͤcherlicher als wenn ſie
auf Befragen worauf ſich ihre Hoffart gruͤndet nichts
zu antworten wiſſen. Niemand iſt bey ihnen in eini-
gem Anſehen/ der nicht einen teutſchen Nahmen fuͤh-
ret; damit kommen ſie alſobald angeſtochen wenn un-
ſere Schiffe angelaͤndet und geben ihren Nahmen von
ſich/ um wie ſie meynen bey denen unſrigen ſich ſo viel
beliebter zu machen/ wie ſie denn gerne leyden moͤgen
daß wir ſie bey dieſem Nahmen ruffen. Es ſcheinet
als ſey es denen Mohren ſaͤmtlich angebohren/ daß ſie
gerne/ und zwar ſehr haͤuffig den Brantwein ins Leib
gieſſen/ allein dieſe gehen uͤbrigen allen die bis hieher
kenne/ weit weit vor/ ſintemahlen ſie alle ihr Haab und
Gut darinn verpraſſen/ auch oͤffteꝛs vor einen Elephan-
ten Zahn lauter Brantwein zur Bezahlung anneh-
men/ welcher ſchon verzehret ehe ſie noch vom Schiff
ſteigen.

Bekommt irgend der eine etwas mehr zu trincken
als der andre/ und etwas in den Kopf/ ſo gehet es an ein
rauffen und balgen/ ohne Koͤnig/ Printzen oder Geiſtli-
chen zu reſpectiren; denn dieſe Letzteren verſtehen ſich
eben wol dazu/ und wiſſen das Fauſt-Recht trefflich zu
gebrauchen/ aus Beyſorge/ man moͤchte ſie als vor

ein-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0546" n="486"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung</hi></fw><lb/>
rechte Armee auf die Beine zu bringen/ &#x017F;eynd &#x017F;ie viel zu<lb/>
ohnma&#x0364;chtig/ &#x017F;ondern &#x017F;chwermen des Nachts herum/<lb/>
und &#x017F;uchen einer den andern zu u&#x0364;berumpeln und zu be-<lb/>
rauben/ da &#x017F;ie entweder mit der gemachten Beute oder<lb/>
einer dichten Haut voll Schla&#x0364;ge wieder nach Hau&#x017F;e<lb/>
kehren.</p><lb/>
        <p>Es i&#x017F;t die&#x017F;e Hand voll Volcks das allerarm&#x017F;elig&#x017F;te<lb/>
und elende&#x017F;te was ich jemahlen ge&#x017F;ehen habe/ dabey<lb/>
aber zu ihrem gro&#x017F;&#x017F;en Unglu&#x0364;ck ungemein hochmu&#x0364;thig<lb/>
und trotzig/ un&#x0303; gleichwol nichts la&#x0364;cherlicher als wenn &#x017F;ie<lb/>
auf Befragen worauf &#x017F;ich ihre Hoffart gru&#x0364;ndet nichts<lb/>
zu antworten wi&#x017F;&#x017F;en. Niemand i&#x017F;t bey ihnen in eini-<lb/>
gem An&#x017F;ehen/ der nicht einen teut&#x017F;chen Nahmen fu&#x0364;h-<lb/>
ret; damit kommen &#x017F;ie al&#x017F;obald ange&#x017F;tochen wenn un-<lb/>
&#x017F;ere Schiffe angela&#x0364;ndet und geben ihren Nahmen von<lb/>
&#x017F;ich/ um wie &#x017F;ie meynen bey denen un&#x017F;rigen &#x017F;ich &#x017F;o viel<lb/>
beliebter zu machen/ wie &#x017F;ie denn gerne leyden mo&#x0364;gen<lb/>
daß wir &#x017F;ie bey die&#x017F;em Nahmen ruffen. Es &#x017F;cheinet<lb/>
als &#x017F;ey es denen Mohren &#x017F;a&#x0364;mtlich angebohren/ daß &#x017F;ie<lb/>
gerne/ und zwar &#x017F;ehr ha&#x0364;uffig den Brantwein ins Leib<lb/>
gie&#x017F;&#x017F;en/ allein die&#x017F;e gehen u&#x0364;brigen allen die bis hieher<lb/>
kenne/ weit weit vor/ &#x017F;intemahlen &#x017F;ie alle ihr Haab und<lb/>
Gut darinn verpra&#x017F;&#x017F;en/ auch o&#x0364;ffte&#xA75B;s vor einen Elephan-<lb/>
ten Zahn lauter Brantwein zur Bezahlung anneh-<lb/>
men/ welcher &#x017F;chon verzehret ehe &#x017F;ie noch vom Schiff<lb/>
&#x017F;teigen.</p><lb/>
        <p>Bekommt irgend der eine etwas mehr zu trincken<lb/>
als der andre/ und etwas in den Kopf/ &#x017F;o gehet es an ein<lb/>
rauffen und balgen/ ohne Ko&#x0364;nig/ Printzen oder Gei&#x017F;tli-<lb/>
chen zu <hi rendition="#aq">re&#x017F;pecti</hi>ren; denn die&#x017F;e Letzteren ver&#x017F;tehen &#x017F;ich<lb/>
eben wol dazu/ und wi&#x017F;&#x017F;en das Fau&#x017F;t-Recht trefflich zu<lb/>
gebrauchen/ aus Bey&#x017F;orge/ man mo&#x0364;chte &#x017F;ie als vor<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ein-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[486/0546] Beſchreibung rechte Armee auf die Beine zu bringen/ ſeynd ſie viel zu ohnmaͤchtig/ ſondern ſchwermen des Nachts herum/ und ſuchen einer den andern zu uͤberumpeln und zu be- rauben/ da ſie entweder mit der gemachten Beute oder einer dichten Haut voll Schlaͤge wieder nach Hauſe kehren. Es iſt dieſe Hand voll Volcks das allerarmſeligſte und elendeſte was ich jemahlen geſehen habe/ dabey aber zu ihrem groſſen Ungluͤck ungemein hochmuͤthig und trotzig/ uñ gleichwol nichts laͤcherlicher als wenn ſie auf Befragen worauf ſich ihre Hoffart gruͤndet nichts zu antworten wiſſen. Niemand iſt bey ihnen in eini- gem Anſehen/ der nicht einen teutſchen Nahmen fuͤh- ret; damit kommen ſie alſobald angeſtochen wenn un- ſere Schiffe angelaͤndet und geben ihren Nahmen von ſich/ um wie ſie meynen bey denen unſrigen ſich ſo viel beliebter zu machen/ wie ſie denn gerne leyden moͤgen daß wir ſie bey dieſem Nahmen ruffen. Es ſcheinet als ſey es denen Mohren ſaͤmtlich angebohren/ daß ſie gerne/ und zwar ſehr haͤuffig den Brantwein ins Leib gieſſen/ allein dieſe gehen uͤbrigen allen die bis hieher kenne/ weit weit vor/ ſintemahlen ſie alle ihr Haab und Gut darinn verpraſſen/ auch oͤffteꝛs vor einen Elephan- ten Zahn lauter Brantwein zur Bezahlung anneh- men/ welcher ſchon verzehret ehe ſie noch vom Schiff ſteigen. Bekommt irgend der eine etwas mehr zu trincken als der andre/ und etwas in den Kopf/ ſo gehet es an ein rauffen und balgen/ ohne Koͤnig/ Printzen oder Geiſtli- chen zu reſpectiren; denn dieſe Letzteren verſtehen ſich eben wol dazu/ und wiſſen das Fauſt-Recht trefflich zu gebrauchen/ aus Beyſorge/ man moͤchte ſie als vor ein-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/546
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/546>, abgerufen am 17.06.2024.