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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
um wegen des morastigen Landes davon Ursach
seyn.

Uberdem findet sich noch ein ander Ungemach/ wel-
ches nicht besser als das erste/ einige tausend Mücken/
auf portugiesisch Musqvitos genandt. Denn das Land
voller Bäume stehet/ darunter sich dieses Ungeziefer so
häuffig aufhält/ daß man insonderheit des Nachts
grossen Verdruß findet/ sintemahlen sie wie gantze Ar-
meen auf die Menschen fallen/ und so gewaltig stechen/ so
daß man des Morgends gantz bund und gar unkennt-
lich aussiehet. Hiedurch nun daß man keine Ruhe haben
kan/ und die Lufft sehr ungesund ist/ sterben unsere Leute
sehr häuffig; wie ihr wisset/ daß auf meiner ersten Rey-
se wir die Helffte unserer Mannschafft eingebüsset/
und auf der itzigen nicht viel mehr übrig oder wenig-
stens kranck seyn/ folglich eine grosse Furcht unter den
Bootsleuten/ und einjeder vor sein Leben besorget ist.

Ja es ist so weit mit diesen gekommen/ daß ihrer
fünffe darum gewürffelt wer zu Benin sterben oder
davon kommen würde; da denn der älteste von meinem
Hausgesinde welchen sie mit ins Spiel gezogen/ die
höchsten Augen (eilff) geworffen/ und welches das mei-
ste zu verwundern/ anitzo noch würcklich am Leben ist/
an statt daß die übrige 5. schon alle in Benin gestorben.

Sonsten ist der Ort ausserhalb besagtem Ungemach
sehr angenehm/ und zur Handlung trefflich gelegen/
nicht allein wegen des sehr schönen Flusses/ son-
dern auch Anmuths-vollen Gegend/ (wenn man nem-
lich ein wenig von dem Fluß entfernet) sintemahlen
das Land gantz eben und ohne Berge ist/ ausgenommen
daß es unvermerckt höher anlieget/ folglich das Auge
über die massen vergnüget. Wozu noch komt die grosse

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K k 3

des Landes Gvinea.
um wegen des moraſtigen Landes davon Urſach
ſeyn.

Uberdem findet ſich noch ein ander Ungemach/ wel-
ches nicht beſſer als das erſte/ einige tauſend Muͤcken/
auf portugieſiſch Muſqvitos genandt. Denn das Land
voller Baͤume ſtehet/ darunter ſich dieſes Ungeziefer ſo
haͤuffig aufhaͤlt/ daß man inſonderheit des Nachts
groſſen Verdruß findet/ ſintemahlen ſie wie gantze Ar-
meen auf die Menſchen fallen/ und ſo gewaltig ſtechen/ ſo
daß man des Morgends gantz bund und gar unkennt-
lich ausſiehet. Hiedurch nun daß man keine Ruhe haben
kan/ und die Lufft ſehr ungeſund iſt/ ſterben unſere Leute
ſehr haͤuffig; wie ihr wiſſet/ daß auf meiner erſten Rey-
ſe wir die Helffte unſerer Mannſchafft eingebuͤſſet/
und auf der itzigen nicht viel mehr uͤbrig oder wenig-
ſtens kranck ſeyn/ folglich eine groſſe Furcht unter den
Bootsleuten/ und einjeder vor ſein Leben beſorget iſt.

Ja es iſt ſo weit mit dieſen gekommen/ daß ihrer
fuͤnffe darum gewuͤrffelt wer zu Benin ſterben oder
davon kommen wuͤrde; da denn der aͤlteſte von meinem
Hausgeſinde welchen ſie mit ins Spiel gezogen/ die
hoͤchſten Augen (eilff) geworffen/ und welches das mei-
ſte zu verwundern/ anitzo noch wuͤrcklich am Leben iſt/
an ſtatt daß die uͤbrige 5. ſchon alle in Benin geſtorben.

Sonſten iſt der Ort auſſerhalb beſagtem Ungemach
ſehr angenehm/ und zur Handlung trefflich gelegen/
nicht allein wegen des ſehr ſchoͤnen Fluſſes/ ſon-
dern auch Anmuths-vollen Gegend/ (wenn man nem-
lich ein wenig von dem Fluß entfernet) ſintemahlen
das Land gantz eben und ohne Berge iſt/ ausgenommen
daß es unvermerckt hoͤher anlieget/ folglich das Auge
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[517/0577] des Landes Gvinea. um wegen des moraſtigen Landes davon Urſach ſeyn. Uberdem findet ſich noch ein ander Ungemach/ wel- ches nicht beſſer als das erſte/ einige tauſend Muͤcken/ auf portugieſiſch Muſqvitos genandt. Denn das Land voller Baͤume ſtehet/ darunter ſich dieſes Ungeziefer ſo haͤuffig aufhaͤlt/ daß man inſonderheit des Nachts groſſen Verdruß findet/ ſintemahlen ſie wie gantze Ar- meen auf die Menſchen fallen/ und ſo gewaltig ſtechen/ ſo daß man des Morgends gantz bund und gar unkennt- lich ausſiehet. Hiedurch nun daß man keine Ruhe haben kan/ und die Lufft ſehr ungeſund iſt/ ſterben unſere Leute ſehr haͤuffig; wie ihr wiſſet/ daß auf meiner erſten Rey- ſe wir die Helffte unſerer Mannſchafft eingebuͤſſet/ und auf der itzigen nicht viel mehr uͤbrig oder wenig- ſtens kranck ſeyn/ folglich eine groſſe Furcht unter den Bootsleuten/ und einjeder vor ſein Leben beſorget iſt. Ja es iſt ſo weit mit dieſen gekommen/ daß ihrer fuͤnffe darum gewuͤrffelt wer zu Benin ſterben oder davon kommen wuͤrde; da denn der aͤlteſte von meinem Hausgeſinde welchen ſie mit ins Spiel gezogen/ die hoͤchſten Augen (eilff) geworffen/ und welches das mei- ſte zu verwundern/ anitzo noch wuͤrcklich am Leben iſt/ an ſtatt daß die uͤbrige 5. ſchon alle in Benin geſtorben. Sonſten iſt der Ort auſſerhalb beſagtem Ungemach ſehr angenehm/ und zur Handlung trefflich gelegen/ nicht allein wegen des ſehr ſchoͤnen Fluſſes/ ſon- dern auch Anmuths-vollen Gegend/ (wenn man nem- lich ein wenig von dem Fluß entfernet) ſintemahlen das Land gantz eben und ohne Berge iſt/ ausgenommen daß es unvermerckt hoͤher anlieget/ folglich das Auge uͤber die maſſen vergnuͤget. Wozu noch komt die groſſe Men- K k 3

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/577>, abgerufen am 22.11.2024.