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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung

Noch seltsamer war dieses was sich im Jahr 1700.
zutruge. Jm Dorff Budedou waren nebst mir zwey
Portugiesische Schiffe/ deren eines vor mir abreisete/
das andre hingegen schier zwey Monat nach meiner
Abreise zurückbleiben muste/ um seine ausstehende
Schulden einzufodern. Weil aber der Schiffs-Ca-
pitain
grosse Mühe desfals hatte/ entschloß er sich sei-
nen grösten Schuldner/ einen Fiador auf dem Schiff
zu arrestiren/ welcher sich hefftig dawider setzete/ und
in Meynung zu entkommen/ mit denen Portugiesen
Handgemein wurde. Ein Schiff-Matroß faßte ihn
bey seinen Corallen-Band und riß ihn in Stücken daß
er ins Wasser fiele; wodurch der Fiador so erhitzet
wurde/ daß er endlich aus dem Gefechte austrat/ und
sich williglich als einen Gefangenen darstellete. Bald
darauf fand er obigen Matrosen schlaffend/ nahm des-
wegen ein Schieß-Gewehr/ und verwundete ihm das
Haupt so schwer/ daß er augenblicklich verschied.
Gleichwol war er hiemit noch nicht zufrieden/ sondern
zerfetzte den entseelten Leib mit einem Messer an unter-
schiedlichen Orten. Endlich nahm er das Messer
und warff es von sich/ mit diesen Worten: Sehet
nunmehro habe ich mich vollkommen nach meinen
Wunsch gerochen/ nun gilt es mir gleich wie man mit
mir umgehe; denn so bald ich meine Corallen verlohren
bin ich des Todes alsobald schuldig gewesen/ darum ha-
be ich anitzo nichts mehrers auch nichts wenigers zu
gewarten. Gleichwol aber durfften ihm die Portugiesen
nichts thun und ihn mit der den Mördern gehörigen
Straffe belegen/ sondern überlieferten ihn dasigem
Commendanten/ und dieser weiter ins Königs Hän-
de; welcher ihn weil das Schiff allbereit abgesegelt/ in

ein
Beſchreibung

Noch ſeltſamer war dieſes was ſich im Jahr 1700.
zutruge. Jm Dorff Budedou waren nebſt mir zwey
Portugieſiſche Schiffe/ deren eines vor mir abreiſete/
das andre hingegen ſchier zwey Monat nach meiner
Abreiſe zuruͤckbleiben muſte/ um ſeine ausſtehende
Schulden einzufodern. Weil aber der Schiffs-Ca-
pitain
groſſe Muͤhe desfals hatte/ entſchloß er ſich ſei-
nen groͤſten Schuldner/ einen Fiador auf dem Schiff
zu arreſtiren/ welcher ſich hefftig dawider ſetzete/ und
in Meynung zu entkommen/ mit denen Portugieſen
Handgemein wurde. Ein Schiff-Matroß faßte ihn
bey ſeinen Corallen-Band und riß ihn in Stuͤcken daß
er ins Waſſer fiele; wodurch der Fiador ſo erhitzet
wurde/ daß er endlich aus dem Gefechte austrat/ und
ſich williglich als einen Gefangenen darſtellete. Bald
darauf fand er obigen Matroſen ſchlaffend/ nahm des-
wegen ein Schieß-Gewehr/ und verwundete ihm das
Haupt ſo ſchwer/ daß er augenblicklich verſchied.
Gleichwol war er hiemit noch nicht zufrieden/ ſondern
zerfetzte den entſeelten Leib mit einem Meſſer an unter-
ſchiedlichen Orten. Endlich nahm er das Meſſer
und warff es von ſich/ mit dieſen Worten: Sehet
nunmehro habe ich mich vollkommen nach meinen
Wunſch gerochen/ nun gilt es mir gleich wie man mit
mir umgehe; denn ſo bald ich meine Corallen verlohren
bin ich des Todes alſobald ſchuldig geweſen/ darum ha-
be ich anitzo nichts mehrers auch nichts wenigers zu
gewaꝛten. Gleichwol aber durfften ihm die Portugieſen
nichts thun und ihn mit der den Moͤrdern gehoͤrigen
Straffe belegen/ ſondern uͤberlieferten ihn daſigem
Commendanten/ und dieſer weiter ins Koͤnigs Haͤn-
de; welcher ihn weil das Schiff allbereit abgeſegelt/ in

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[526/0586] Beſchreibung Noch ſeltſamer war dieſes was ſich im Jahr 1700. zutruge. Jm Dorff Budedou waren nebſt mir zwey Portugieſiſche Schiffe/ deren eines vor mir abreiſete/ das andre hingegen ſchier zwey Monat nach meiner Abreiſe zuruͤckbleiben muſte/ um ſeine ausſtehende Schulden einzufodern. Weil aber der Schiffs-Ca- pitain groſſe Muͤhe desfals hatte/ entſchloß er ſich ſei- nen groͤſten Schuldner/ einen Fiador auf dem Schiff zu arreſtiren/ welcher ſich hefftig dawider ſetzete/ und in Meynung zu entkommen/ mit denen Portugieſen Handgemein wurde. Ein Schiff-Matroß faßte ihn bey ſeinen Corallen-Band und riß ihn in Stuͤcken daß er ins Waſſer fiele; wodurch der Fiador ſo erhitzet wurde/ daß er endlich aus dem Gefechte austrat/ und ſich williglich als einen Gefangenen darſtellete. Bald darauf fand er obigen Matroſen ſchlaffend/ nahm des- wegen ein Schieß-Gewehr/ und verwundete ihm das Haupt ſo ſchwer/ daß er augenblicklich verſchied. Gleichwol war er hiemit noch nicht zufrieden/ ſondern zerfetzte den entſeelten Leib mit einem Meſſer an unter- ſchiedlichen Orten. Endlich nahm er das Meſſer und warff es von ſich/ mit dieſen Worten: Sehet nunmehro habe ich mich vollkommen nach meinen Wunſch gerochen/ nun gilt es mir gleich wie man mit mir umgehe; denn ſo bald ich meine Corallen verlohren bin ich des Todes alſobald ſchuldig geweſen/ darum ha- be ich anitzo nichts mehrers auch nichts wenigers zu gewaꝛten. Gleichwol aber durfften ihm die Portugieſen nichts thun und ihn mit der den Moͤrdern gehoͤrigen Straffe belegen/ ſondern uͤberlieferten ihn daſigem Commendanten/ und dieſer weiter ins Koͤnigs Haͤn- de; welcher ihn weil das Schiff allbereit abgeſegelt/ in ein

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/586>, abgerufen am 22.11.2024.