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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
folglich gehe ich weiter und komme auf die gemeinen
Leute. Unter diesen nun sind die Arbeitsamen sparsam
gesäet/ fals sie nicht die höchste Armuth darzu zwinget.
Darum lassen sie ihre Weiber und Sclaven tapffer
arbeiten/ entweder ackern/ Wolle spinnen/ oder Klei-
der machen/ sie selbst aber bekümmern sich bloß um die
Handlung. Daher kommt es daß sie schier von kei-
nem andern Handwerck wissen als Schmieden/ Zim-
merleute und Lederbereitern/ worinnen ihre gantze
Kunst bestehet/ denn Stoffen wissen sie nur zu nen-
nennen/ und ist durchgehends ihre Arbeit so grob und
unförmlich/ daß in Europa ein Jung der kaum ei-
nen Monat bey seinem Meister gewesen/ sie sehr be-
schämen solte.

Sonsten können sich diese Leute einander trefflich
wohl aufnehmen fals sie bemittelt. Angesehen diese
nichts als Kühe- Hammel- und Hühnerfleisch ge-
niessen/ an statt Brodts aber der Jammes sich bedie-
nen/ welche sie aufkochen gantz klein zerstossen und Ku-
chen daraus machen/ darauf sie sich unter einander
offt zu Gaste laden/ und das übrige ihren bedürffti-
gen Nächsten zuwerffen.

Geringe Leute hingegen müssen mit Fischen vorlieb
nehmen/ welche sie im Rauch trucknen wenn sie zuvor
eingesaltzen worden/ und nicht ungleich diesen was wir
in Holland Raf en Reekel nennen. Jhr Brodt be-
stehet ebenfals aus Jammes, Bananes und Boh-
nen; ihr Getränck ist Wasser und auch Palmenwein/
niederteutsch Wein Pardon, da nicht viel rares dran
ist. Die Reichen trincken ebenfals auch Wasser oder
Brantwein/ wenn dieser zu haben.

So wird auch vom Könige und denen Hommes

gran-

Beſchreibung
folglich gehe ich weiter und komme auf die gemeinen
Leute. Unter dieſen nun ſind die Arbeitſamen ſparſam
geſaͤet/ fals ſie nicht die hoͤchſte Armuth darzu zwinget.
Darum laſſen ſie ihre Weiber und Sclaven tapffer
arbeiten/ entweder ackern/ Wolle ſpinnen/ oder Klei-
der machen/ ſie ſelbſt aber bekuͤmmern ſich bloß um die
Handlung. Daher kommt es daß ſie ſchier von kei-
nem andern Handwerck wiſſen als Schmieden/ Zim-
merleute und Lederbereitern/ worinnen ihre gantze
Kunſt beſtehet/ denn Stoffen wiſſen ſie nur zu nen-
nennen/ und iſt durchgehends ihre Arbeit ſo grob und
unfoͤrmlich/ daß in Europa ein Jung der kaum ei-
nen Monat bey ſeinem Meiſter geweſen/ ſie ſehr be-
ſchaͤmen ſolte.

Sonſten koͤnnen ſich dieſe Leute einander trefflich
wohl aufnehmen fals ſie bemittelt. Angeſehen dieſe
nichts als Kuͤhe- Hammel- und Huͤhnerfleiſch ge-
nieſſen/ an ſtatt Brodts aber der Jammes ſich bedie-
nen/ welche ſie aufkochen gantz klein zerſtoſſen und Ku-
chen daraus machen/ darauf ſie ſich unter einander
offt zu Gaſte laden/ und das uͤbrige ihren beduͤrffti-
gen Naͤchſten zuwerffen.

Geringe Leute hingegen muͤſſen mit Fiſchen vorlieb
nehmen/ welche ſie im Rauch trucknen wenn ſie zuvor
eingeſaltzen worden/ und nicht ungleich dieſen was wir
in Holland Raf en Reekel nennen. Jhr Brodt be-
ſtehet ebenfals aus Jammes, Bananes und Boh-
nen; ihr Getraͤnck iſt Waſſer und auch Palmenwein/
niederteutſch Wein Pardon, da nicht viel rares dran
iſt. Die Reichen trincken ebenfals auch Waſſer oder
Brantwein/ wenn dieſer zu haben.

So wird auch vom Koͤnige und denen Hommes

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[528/0588] Beſchreibung folglich gehe ich weiter und komme auf die gemeinen Leute. Unter dieſen nun ſind die Arbeitſamen ſparſam geſaͤet/ fals ſie nicht die hoͤchſte Armuth darzu zwinget. Darum laſſen ſie ihre Weiber und Sclaven tapffer arbeiten/ entweder ackern/ Wolle ſpinnen/ oder Klei- der machen/ ſie ſelbſt aber bekuͤmmern ſich bloß um die Handlung. Daher kommt es daß ſie ſchier von kei- nem andern Handwerck wiſſen als Schmieden/ Zim- merleute und Lederbereitern/ worinnen ihre gantze Kunſt beſtehet/ denn Stoffen wiſſen ſie nur zu nen- nennen/ und iſt durchgehends ihre Arbeit ſo grob und unfoͤrmlich/ daß in Europa ein Jung der kaum ei- nen Monat bey ſeinem Meiſter geweſen/ ſie ſehr be- ſchaͤmen ſolte. Sonſten koͤnnen ſich dieſe Leute einander trefflich wohl aufnehmen fals ſie bemittelt. Angeſehen dieſe nichts als Kuͤhe- Hammel- und Huͤhnerfleiſch ge- nieſſen/ an ſtatt Brodts aber der Jammes ſich bedie- nen/ welche ſie aufkochen gantz klein zerſtoſſen und Ku- chen daraus machen/ darauf ſie ſich unter einander offt zu Gaſte laden/ und das uͤbrige ihren beduͤrffti- gen Naͤchſten zuwerffen. Geringe Leute hingegen muͤſſen mit Fiſchen vorlieb nehmen/ welche ſie im Rauch trucknen wenn ſie zuvor eingeſaltzen worden/ und nicht ungleich dieſen was wir in Holland Raf en Reekel nennen. Jhr Brodt be- ſtehet ebenfals aus Jammes, Bananes und Boh- nen; ihr Getraͤnck iſt Waſſer und auch Palmenwein/ niederteutſch Wein Pardon, da nicht viel rares dran iſt. Die Reichen trincken ebenfals auch Waſſer oder Brantwein/ wenn dieſer zu haben. So wird auch vom Koͤnige und denen Hommes gran-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/588>, abgerufen am 22.11.2024.