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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
Hand. Nach Verlauf eines Jahrs und etwas dar-
über/ bekomt diese Frau wieder Zwillinge. Nun weiß
ich nicht wie sich der Geistliche hiebey verhalten/ wie-
wol ich fürchte es werde ihr diese Fruchtbarkeit das Le-
bengekostet haben.

Jnzwischen seynd die Männer bey herannahenden
Gebährungs-Zeit ihrer Weiber/ vermittelst so trauri-
ger Zufälle dermassen besorget/ daß sie selbige in andre
Länder verschicken/ wodurch ich glaube daß sie endlich
solche Unmenschligkeit nachlassen werden.

Das Gehöltz davon oben Erinnerung geschehen/
davon sie glauben daß der Teufel sich darinnen aufhal-
te/ wird bey ihnen so heilig gehalten/ daß sie auch kei-
nem fremden Mohren/ vielweniger ihren eigenen
Frauen den Eingang gestatten. Wenn auch jemand
auf einen Fußsteig geriethe der nach diesem Gehöltz füh-
rete/ muß er selbigen gantz zu Ende gehen/ ohne sich zu
unterstehen selbigen Weg zurück zu gehen. Und bil-
den sich festiglich ein/ daß wenn man dieses Gesetz über-
schritte/ und die Zwilling nebst einer Sclavin an statt
der Mutter nicht aufopferte/ ohnfehlbar ein groß Un-
glück über das gantze Land kommen würde. Nichts
destoweniger bin ich unterschiedliche mahl in diesem
Gehöltz auf der Jagt gewesen/ und auf halben Weg
seynde mit Fleiß wieder umgekehret/ um diesen Leuten
ihre irrige Meynung aus dem Sinn zu reden; mas-
sen auch hiedurch unterschiedliche in Zweiffel geriethen/
weil sie sahen daß mir desfals nichts böses begegnete.
Wiewol die Geistlichen bald eine andre Ausflucht wu-
sten/ und sagten ich wäre ein Europäer/ folglich von ih-
ren Götzen oder besser zu sagen Teufel nicht angesehen/

man

Beſchreibung
Hand. Nach Verlauf eines Jahrs und etwas dar-
uͤber/ bekomt dieſe Frau wieder Zwillinge. Nun weiß
ich nicht wie ſich der Geiſtliche hiebey verhalten/ wie-
wol ich fuͤrchte es werde ihr dieſe Fruchtbarkeit das Le-
bengekoſtet haben.

Jnzwiſchen ſeynd die Maͤnner bey herannahenden
Gebaͤhrungs-Zeit ihrer Weiber/ vermittelſt ſo trauri-
ger Zufaͤlle dermaſſen beſorget/ daß ſie ſelbige in andre
Laͤnder verſchicken/ wodurch ich glaube daß ſie endlich
ſolche Unmenſchligkeit nachlaſſen werden.

Das Gehoͤltz davon oben Erinnerung geſchehen/
davon ſie glauben daß der Teufel ſich darinnen aufhal-
te/ wird bey ihnen ſo heilig gehalten/ daß ſie auch kei-
nem fremden Mohren/ vielweniger ihren eigenen
Frauen den Eingang geſtatten. Wenn auch jemand
auf einen Fußſteig geriethe der nach dieſem Gehoͤltz fuͤh-
rete/ muß er ſelbigen gantz zu Ende gehen/ ohne ſich zu
unterſtehen ſelbigen Weg zuruͤck zu gehen. Und bil-
den ſich feſtiglich ein/ daß wenn man dieſes Geſetz uͤber-
ſchritte/ und die Zwilling nebſt einer Sclavin an ſtatt
der Mutter nicht aufopferte/ ohnfehlbar ein groß Un-
gluͤck uͤber das gantze Land kommen wuͤrde. Nichts
deſtoweniger bin ich unterſchiedliche mahl in dieſem
Gehoͤltz auf der Jagt geweſen/ und auf halben Weg
ſeynde mit Fleiß wieder umgekehret/ um dieſen Leuten
ihre irrige Meynung aus dem Sinn zu reden; maſ-
ſen auch hiedurch unterſchiedliche in Zweiffel geriethen/
weil ſie ſahen daß mir desfals nichts boͤſes begegnete.
Wiewol die Geiſtlichen bald eine andre Ausflucht wu-
ſten/ und ſagten ich waͤre ein Europaͤer/ folglich von ih-
ren Goͤtzen oder beſſer zu ſagen Teufel nicht angeſehen/

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[536/0596] Beſchreibung Hand. Nach Verlauf eines Jahrs und etwas dar- uͤber/ bekomt dieſe Frau wieder Zwillinge. Nun weiß ich nicht wie ſich der Geiſtliche hiebey verhalten/ wie- wol ich fuͤrchte es werde ihr dieſe Fruchtbarkeit das Le- bengekoſtet haben. Jnzwiſchen ſeynd die Maͤnner bey herannahenden Gebaͤhrungs-Zeit ihrer Weiber/ vermittelſt ſo trauri- ger Zufaͤlle dermaſſen beſorget/ daß ſie ſelbige in andre Laͤnder verſchicken/ wodurch ich glaube daß ſie endlich ſolche Unmenſchligkeit nachlaſſen werden. Das Gehoͤltz davon oben Erinnerung geſchehen/ davon ſie glauben daß der Teufel ſich darinnen aufhal- te/ wird bey ihnen ſo heilig gehalten/ daß ſie auch kei- nem fremden Mohren/ vielweniger ihren eigenen Frauen den Eingang geſtatten. Wenn auch jemand auf einen Fußſteig geriethe der nach dieſem Gehoͤltz fuͤh- rete/ muß er ſelbigen gantz zu Ende gehen/ ohne ſich zu unterſtehen ſelbigen Weg zuruͤck zu gehen. Und bil- den ſich feſtiglich ein/ daß wenn man dieſes Geſetz uͤber- ſchritte/ und die Zwilling nebſt einer Sclavin an ſtatt der Mutter nicht aufopferte/ ohnfehlbar ein groß Un- gluͤck uͤber das gantze Land kommen wuͤrde. Nichts deſtoweniger bin ich unterſchiedliche mahl in dieſem Gehoͤltz auf der Jagt geweſen/ und auf halben Weg ſeynde mit Fleiß wieder umgekehret/ um dieſen Leuten ihre irrige Meynung aus dem Sinn zu reden; maſ- ſen auch hiedurch unterſchiedliche in Zweiffel geriethen/ weil ſie ſahen daß mir desfals nichts boͤſes begegnete. Wiewol die Geiſtlichen bald eine andre Ausflucht wu- ſten/ und ſagten ich waͤre ein Europaͤer/ folglich von ih- ren Goͤtzen oder beſſer zu ſagen Teufel nicht angeſehen/ man

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/596>, abgerufen am 22.11.2024.