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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
Stadt Benin mit grosser Pracht anzusehen; dahero
will ich unten bey Beschreibung der Stadt Benin aus-
führlicher davon melden.

Jhr Sonntag fält allezeit auf den 5. Tag/ und wird
sehr heiliglich gefeyret. Die Vornehmen opffern
Kühe/ Hammeln/ Ziegen; und gemeine Leute schlach-
ten Hunde/ Katzen/ Hühner und dergleichen Viehe.
Beyderseits lassen sie es den Armen wissen was sie ge-
schlachtet/ damit ein jeder diesen heiligen Tag feyerlich
begehen könne.

Auch halten sie jährlich das Erinnerungs-Fest von
dem Absterben ihrer Väter und Mütter mit grossen
Unkosten/ damit allezeit derer Nahme in frischem Ge-
dächtniß bleibe.

Die Zeit theilen sie in Jahre/ Monat/ Wochen und
Tage/ jedes unter besondere Nahmen/ und rechnen
14. Monat auf ein Jahr.

Dieses mag also genung seyn von ihrer Abgötterey/
anitzo wollen wir weiter gehen.

Von ihren Kriegen will ich nicht weitläufftig seyn/
weil sie gar wenig davon verstehen/ ohngeachtet sie im-
mer zu von Räubern und denen welche ausser des Kö-
nigs Bottmäßigkeit stehen/ angefochten werden. Jn
Wahrheit es solte einem übel werden/ wenn sie ge-
zwungen zu Feld zu ziehen/ und man ihre grosse Unord-
nung siehet/ ohne General, ohne Officirer, einen je-
den nach eigenem Willen schalten und walten/ ohne ei-
nigem Menschen Gehör oder Folge zu leisten.

Darüber sindt sie noch so verzagt/ daß sie niemahls
schlagen würden fals sie nicht durch die höchste Noth

dazu

Beſchreibung
Stadt Benin mit groſſer Pracht anzuſehen; dahero
will ich unten bey Beſchreibung der Stadt Benin aus-
fuͤhrlicher davon melden.

Jhr Sonntag faͤlt allezeit auf den 5. Tag/ und wird
ſehr heiliglich gefeyret. Die Vornehmen opffern
Kuͤhe/ Hammeln/ Ziegen; und gemeine Leute ſchlach-
ten Hunde/ Katzen/ Huͤhner und dergleichen Viehe.
Beyderſeits laſſen ſie es den Armen wiſſen was ſie ge-
ſchlachtet/ damit ein jeder dieſen heiligen Tag feyerlich
begehen koͤnne.

Auch halten ſie jaͤhrlich das Erinnerungs-Feſt von
dem Abſterben ihrer Vaͤter und Muͤtter mit groſſen
Unkoſten/ damit allezeit derer Nahme in friſchem Ge-
daͤchtniß bleibe.

Die Zeit theilen ſie in Jahre/ Monat/ Wochen und
Tage/ jedes unter beſondere Nahmen/ und rechnen
14. Monat auf ein Jahr.

Dieſes mag alſo genung ſeyn von ihrer Abgoͤtterey/
anitzo wollen wir weiter gehen.

Von ihren Kriegen will ich nicht weitlaͤufftig ſeyn/
weil ſie gar wenig davon verſtehen/ ohngeachtet ſie im-
mer zu von Raͤubern und denen welche auſſer des Koͤ-
nigs Bottmaͤßigkeit ſtehen/ angefochten werden. Jn
Wahrheit es ſolte einem uͤbel werden/ wenn ſie ge-
zwungen zu Feld zu ziehen/ und man ihre groſſe Unord-
nung ſiehet/ ohne General, ohne Officirer, einen je-
den nach eigenem Willen ſchalten und walten/ ohne ei-
nigem Menſchen Gehoͤr oder Folge zu leiſten.

Daruͤber ſindt ſie noch ſo verzagt/ daß ſie niemahls
ſchlagen wuͤrden fals ſie nicht durch die hoͤchſte Noth

dazu
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[548/0608] Beſchreibung Stadt Benin mit groſſer Pracht anzuſehen; dahero will ich unten bey Beſchreibung der Stadt Benin aus- fuͤhrlicher davon melden. Jhr Sonntag faͤlt allezeit auf den 5. Tag/ und wird ſehr heiliglich gefeyret. Die Vornehmen opffern Kuͤhe/ Hammeln/ Ziegen; und gemeine Leute ſchlach- ten Hunde/ Katzen/ Huͤhner und dergleichen Viehe. Beyderſeits laſſen ſie es den Armen wiſſen was ſie ge- ſchlachtet/ damit ein jeder dieſen heiligen Tag feyerlich begehen koͤnne. Auch halten ſie jaͤhrlich das Erinnerungs-Feſt von dem Abſterben ihrer Vaͤter und Muͤtter mit groſſen Unkoſten/ damit allezeit derer Nahme in friſchem Ge- daͤchtniß bleibe. Die Zeit theilen ſie in Jahre/ Monat/ Wochen und Tage/ jedes unter beſondere Nahmen/ und rechnen 14. Monat auf ein Jahr. Dieſes mag alſo genung ſeyn von ihrer Abgoͤtterey/ anitzo wollen wir weiter gehen. Von ihren Kriegen will ich nicht weitlaͤufftig ſeyn/ weil ſie gar wenig davon verſtehen/ ohngeachtet ſie im- mer zu von Raͤubern und denen welche auſſer des Koͤ- nigs Bottmaͤßigkeit ſtehen/ angefochten werden. Jn Wahrheit es ſolte einem uͤbel werden/ wenn ſie ge- zwungen zu Feld zu ziehen/ und man ihre groſſe Unord- nung ſiehet/ ohne General, ohne Officirer, einen je- den nach eigenem Willen ſchalten und walten/ ohne ei- nigem Menſchen Gehoͤr oder Folge zu leiſten. Daruͤber ſindt ſie noch ſo verzagt/ daß ſie niemahls ſchlagen wuͤrden fals ſie nicht durch die hoͤchſte Noth dazu

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/608>, abgerufen am 22.11.2024.