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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
Werck war: denn dieser Mohre/ so von Natur sehr
verzagt/ würde sich so wichtige Sachen nicht unter-
nommen haben/ die von so gefährlicher Folge seyn sol-
ten/ wenn er nicht ausdrücklichen Befehl vom König
gehabt hätte/ weil er gerne mit uns brechen wolte/ und
keine bessere Gelegenheit dazu finden konnte. Dan-
nenhero gab sich dieser König in eigener Persohn auf
den Weg nach Commani ohne weitere Untersuchung
der Sachen/ in Meynung sich an dem Jean Kabes den
er vor den Urheber hielte zu rächen. Zu welchem En-
de er einige Soldaten von Elmina mit nahm und sen-
dete selbige gleich bey seiner Ankunfft ins Dorff daselbst
Jean Kabes wohnete/ welcher nahe bey dem Dorff ih-
nen entgegen kam/ und eben begriffen war ein Schaaff
an den Hrn. - - - - zum Geschenck zu bringen/ seine Un-
schuld zu beweisen/ und den Vedacht den man auf ihm
hatte/ zu vernichtigen. So bald er aber gewahr wurde
daß die Soldaten sein Gut antasteten/ und ihn ohne etwas
zu sagen plündern wolten/ änderte er bald sein Vorneh-
men/ und so verzagt er auch war/ ging er nicht fort/ nach - - -
sondern stellte sich zur Gegenwehr. Die Soldaten mer-
cketen bald/ er wolte ihnen sein Gut theuer verkauffen/
gerithen dannenhero in einen kleinen Scharmützel dar-
innen zu beyden Theilen einige verwundet wurden/
welches die Ursach daß sie beyde von ein ander kamen.
Dieses nun machte die Sachen ziemlich verwirret/ der
König begunte uns heimlich zu hassen/ und Jean Ka-
bes
wurde unser abgesagter Feind/ ließ dahero um sich
zu rächen die Engeländer ins Land Commani kom-
men/ und räumete ihnen vorerst eines von seinen Dörf-
fern ein/ eine Stunde von unserer Vestung/ darinnen
Saltz gesotten wurde/ und meynte hiedurch so viel zu

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des Landes Gvinea.
Werck war: denn dieſer Mohre/ ſo von Natur ſehr
verzagt/ wuͤrde ſich ſo wichtige Sachen nicht unter-
nommen haben/ die von ſo gefaͤhrlicher Folge ſeyn ſol-
ten/ wenn er nicht ausdruͤcklichen Befehl vom Koͤnig
gehabt haͤtte/ weil er gerne mit uns brechen wolte/ und
keine beſſere Gelegenheit dazu finden konnte. Dan-
nenhero gab ſich dieſer Koͤnig in eigener Perſohn auf
den Weg nach Commani ohne weitere Unterſuchung
der Sachen/ in Meynung ſich an dem Jean Kabes den
er vor den Urheber hielte zu raͤchen. Zu welchem En-
de er einige Soldaten von Elmina mit nahm und ſen-
dete ſelbige gleich bey ſeiner Ankunfft ins Dorff daſelbſt
Jean Kabes wohnete/ welcher nahe bey dem Dorff ih-
nen entgegen kam/ und eben begriffen war ein Schaaff
an den Hrn. ‒ ‒ ‒ ‒ zum Geſchenck zu bringen/ ſeine Un-
ſchuld zu beweiſen/ und den Vedacht den man auf ihm
hatte/ zu vernichtigen. So bald er aber gewahr wurde
daß die Soldatẽ ſein Gut antaſteten/ uñ ihn ohne etwas
zu ſagen pluͤndern wolten/ aͤndeꝛte er bald ſein Vorneh-
mẽ/ uñ ſo verzagt er auch war/ ging er nicht fort/ nach ‒ ‒ ‒
ſondern ſtellte ſich zur Gegenwehr. Die Soldaten mer-
cketen bald/ er wolte ihnen ſein Gut theuer verkauffen/
gerithen dannenhero in einen kleinen Scharmuͤtzel dar-
innen zu beyden Theilen einige verwundet wurden/
welches die Urſach daß ſie beyde von ein ander kamen.
Dieſes nun machte die Sachen ziemlich verwirret/ der
Koͤnig begunte uns heimlich zu haſſen/ und Jean Ka-
bes
wurde unſer abgeſagter Feind/ ließ dahero um ſich
zu raͤchen die Engelaͤnder ins Land Commani kom-
men/ und raͤumete ihnen vorerſt eines von ſeinen Doͤrf-
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[41/0061] des Landes Gvinea. Werck war: denn dieſer Mohre/ ſo von Natur ſehr verzagt/ wuͤrde ſich ſo wichtige Sachen nicht unter- nommen haben/ die von ſo gefaͤhrlicher Folge ſeyn ſol- ten/ wenn er nicht ausdruͤcklichen Befehl vom Koͤnig gehabt haͤtte/ weil er gerne mit uns brechen wolte/ und keine beſſere Gelegenheit dazu finden konnte. Dan- nenhero gab ſich dieſer Koͤnig in eigener Perſohn auf den Weg nach Commani ohne weitere Unterſuchung der Sachen/ in Meynung ſich an dem Jean Kabes den er vor den Urheber hielte zu raͤchen. Zu welchem En- de er einige Soldaten von Elmina mit nahm und ſen- dete ſelbige gleich bey ſeiner Ankunfft ins Dorff daſelbſt Jean Kabes wohnete/ welcher nahe bey dem Dorff ih- nen entgegen kam/ und eben begriffen war ein Schaaff an den Hrn. ‒ ‒ ‒ ‒ zum Geſchenck zu bringen/ ſeine Un- ſchuld zu beweiſen/ und den Vedacht den man auf ihm hatte/ zu vernichtigen. So bald er aber gewahr wurde daß die Soldatẽ ſein Gut antaſteten/ uñ ihn ohne etwas zu ſagen pluͤndern wolten/ aͤndeꝛte er bald ſein Vorneh- mẽ/ uñ ſo verzagt er auch war/ ging er nicht fort/ nach ‒ ‒ ‒ ſondern ſtellte ſich zur Gegenwehr. Die Soldaten mer- cketen bald/ er wolte ihnen ſein Gut theuer verkauffen/ gerithen dannenhero in einen kleinen Scharmuͤtzel dar- innen zu beyden Theilen einige verwundet wurden/ welches die Urſach daß ſie beyde von ein ander kamen. Dieſes nun machte die Sachen ziemlich verwirret/ der Koͤnig begunte uns heimlich zu haſſen/ und Jean Ka- bes wurde unſer abgeſagter Feind/ ließ dahero um ſich zu raͤchen die Engelaͤnder ins Land Commani kom- men/ und raͤumete ihnen vorerſt eines von ſeinen Doͤrf- fern ein/ eine Stunde von unſerer Veſtung/ darinnen Saltz geſotten wurde/ und meynte hiedurch ſo viel zu wege C 5

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/61>, abgerufen am 26.05.2024.