Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.des Landes Gvinea. Mauren eingeschlossen ist/ wiewol diese nicht sehr hochsind. Von diesem Platz kommt man abermahls auf eine der vorigen gantz gleiche Galerie, ohne die Mauer und besagten Thurm. Vor einiger Zeit hat das Donnerwetter diese Galerie sehr beschädiget/ und fast die Helffte herunter geschmissen/ gleichwol hat man nicht nöthig geachtet selbige wieder zu erbauen. Auf jedem Ende findet sich eine Thüre/ durch welche man abermahls auf eine Galerie geleitet wird/ wiewol von denen zwey ersteren gäntzlich unterschieden/ denn was dorten die Dielen/ das verrichten hier ausgehauene Bilder/ die aber sehr grob und garstig aussehen/ so daß man nicht füglich unterscheiden könne/ ob es Men- schen oder Thiere seyn sollen/ ohngeachtet derjenige so mich herumführete/ Kauffleute/ Soldaten/ Jäger und dergleichen daraus machen wolte. Hinter einem weissen Vorhang zeigen sich eilff Menschen Häupter von Meßing/ aber ebenfals sehr schlecht gegossen deren jeder einen Elephanten-Zahn tragend dem König an statt eines Götzen dienen muß. Gehet man durch ei- ne besagter Thüren von dieser Galerie herunter/ findet man abermahls einen grossen Platz und nochmahlige vierdte Galerie, hinter welche des Königs Hof lieget. Und ist über dieser letzten Galerie eben so ein Thurm und Schlange auf die Mauer aufgesetzet wie bey der vorigen. Das erste Zimmer da man hereinkommt ist der Königl. Audientz-Saal/ allwo ich das Glück gehabt den König persönlich zu sehen/ und auch mit denen Hommes grandes sprechen zu hören/ da er auf einem elffenbeinern Bette ruhete unter einem Him- mel von Jndianischen Linnen. Er sahe sehr freundlich und leutselig aus/ ohngefehr 40. Jahr
des Landes Gvinea. Mauren eingeſchloſſen iſt/ wiewol dieſe nicht ſehr hochſind. Von dieſem Platz kommt man abermahls auf eine der vorigen gantz gleiche Galerie, ohne die Mauer und beſagten Thurm. Vor einiger Zeit hat das Donnerwetter dieſe Galerie ſehr beſchaͤdiget/ und faſt die Helffte herunter geſchmiſſen/ gleichwol hat man nicht noͤthig geachtet ſelbige wieder zu erbauen. Auf jedem Ende findet ſich eine Thuͤre/ durch welche man abermahls auf eine Galerie geleitet wird/ wiewol von denen zwey erſteren gaͤntzlich unterſchieden/ denn was dorten die Dielen/ das verrichten hier ausgehauene Bilder/ die aber ſehr grob und garſtig ausſehen/ ſo daß man nicht fuͤglich unterſcheiden koͤnne/ ob es Men- ſchen oder Thiere ſeyn ſollen/ ohngeachtet derjenige ſo mich herumfuͤhrete/ Kauffleute/ Soldaten/ Jaͤger und dergleichen daraus machen wolte. Hinter einem weiſſen Vorhang zeigen ſich eilff Menſchen Haͤupter von Meßing/ aber ebenfals ſehr ſchlecht gegoſſen deren jeder einen Elephanten-Zahn tragend dem Koͤnig an ſtatt eines Goͤtzen dienen muß. Gehet man durch ei- ne beſagter Thuͤren von dieſer Galerie herunter/ findet man abermahls einen groſſen Platz und nochmahlige vierdte Galerie, hinter welche des Koͤnigs Hof lieget. Und iſt uͤber dieſer letzten Galerie eben ſo ein Thurm und Schlange auf die Mauer aufgeſetzet wie bey der vorigen. Das erſte Zimmer da man hereinkommt iſt der Koͤnigl. Audientz-Saal/ allwo ich das Gluͤck gehabt den Koͤnig perſoͤnlich zu ſehen/ und auch mit denen Hommes grandes ſprechen zu hoͤren/ da er auf einem elffenbeinern Bette ruhete unter einem Him- mel von Jndianiſchen Linnen. Er ſahe ſehr freundlich und leutſelig aus/ ohngefehr 40. Jahr
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0617" n="557"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Landes <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gvinea.</hi></hi></hi></fw><lb/> Mauren eingeſchloſſen iſt/ wiewol dieſe nicht ſehr hoch<lb/> ſind. Von dieſem Platz kommt man abermahls auf<lb/> eine der vorigen gantz gleiche <hi rendition="#aq">Galerie,</hi> ohne die Mauer<lb/> und beſagten Thurm. Vor einiger Zeit hat das<lb/> Donnerwetter dieſe <hi rendition="#aq">Galerie</hi> ſehr beſchaͤdiget/ und faſt<lb/> die Helffte herunter geſchmiſſen/ gleichwol hat man<lb/> nicht noͤthig geachtet ſelbige wieder zu erbauen. Auf<lb/> jedem Ende findet ſich eine Thuͤre/ durch welche man<lb/> abermahls auf eine <hi rendition="#aq">Galerie</hi> geleitet wird/ wiewol von<lb/> denen zwey erſteren gaͤntzlich unterſchieden/ denn was<lb/> dorten die Dielen/ das verrichten hier ausgehauene<lb/> Bilder/ die aber ſehr grob und garſtig ausſehen/ ſo<lb/> daß man nicht fuͤglich unterſcheiden koͤnne/ ob es Men-<lb/> ſchen oder Thiere ſeyn ſollen/ ohngeachtet derjenige<lb/> ſo mich herumfuͤhrete/ Kauffleute/ Soldaten/ Jaͤger<lb/> und dergleichen daraus machen wolte. Hinter einem<lb/> weiſſen Vorhang zeigen ſich eilff Menſchen Haͤupter<lb/> von Meßing/ aber ebenfals ſehr ſchlecht gegoſſen deren<lb/> jeder einen Elephanten-Zahn tragend dem Koͤnig an<lb/> ſtatt eines Goͤtzen dienen muß. Gehet man durch ei-<lb/> ne beſagter Thuͤren von dieſer <hi rendition="#aq">Galerie</hi> herunter/ findet<lb/> man abermahls einen groſſen Platz und nochmahlige<lb/> vierdte <hi rendition="#aq">Galerie,</hi> hinter welche des Koͤnigs Hof lieget.<lb/> Und iſt uͤber dieſer letzten <hi rendition="#aq">Galerie</hi> eben ſo ein Thurm<lb/> und Schlange auf die Mauer aufgeſetzet wie bey der<lb/> vorigen. Das erſte Zimmer da man hereinkommt iſt<lb/> der Koͤnigl. <hi rendition="#aq">Audientz-</hi>Saal/ allwo ich das Gluͤck<lb/> gehabt den Koͤnig perſoͤnlich zu ſehen/ und auch mit<lb/> denen <hi rendition="#aq">Hommes grandes</hi> ſprechen zu hoͤren/ da er<lb/> auf einem elffenbeinern Bette ruhete unter einem Him-<lb/> mel von Jndianiſchen Linnen.</p><lb/> <p>Er ſahe ſehr freundlich und leutſelig aus/ ohngefehr<lb/> <fw place="bottom" type="catch">40. Jahr</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [557/0617]
des Landes Gvinea.
Mauren eingeſchloſſen iſt/ wiewol dieſe nicht ſehr hoch
ſind. Von dieſem Platz kommt man abermahls auf
eine der vorigen gantz gleiche Galerie, ohne die Mauer
und beſagten Thurm. Vor einiger Zeit hat das
Donnerwetter dieſe Galerie ſehr beſchaͤdiget/ und faſt
die Helffte herunter geſchmiſſen/ gleichwol hat man
nicht noͤthig geachtet ſelbige wieder zu erbauen. Auf
jedem Ende findet ſich eine Thuͤre/ durch welche man
abermahls auf eine Galerie geleitet wird/ wiewol von
denen zwey erſteren gaͤntzlich unterſchieden/ denn was
dorten die Dielen/ das verrichten hier ausgehauene
Bilder/ die aber ſehr grob und garſtig ausſehen/ ſo
daß man nicht fuͤglich unterſcheiden koͤnne/ ob es Men-
ſchen oder Thiere ſeyn ſollen/ ohngeachtet derjenige
ſo mich herumfuͤhrete/ Kauffleute/ Soldaten/ Jaͤger
und dergleichen daraus machen wolte. Hinter einem
weiſſen Vorhang zeigen ſich eilff Menſchen Haͤupter
von Meßing/ aber ebenfals ſehr ſchlecht gegoſſen deren
jeder einen Elephanten-Zahn tragend dem Koͤnig an
ſtatt eines Goͤtzen dienen muß. Gehet man durch ei-
ne beſagter Thuͤren von dieſer Galerie herunter/ findet
man abermahls einen groſſen Platz und nochmahlige
vierdte Galerie, hinter welche des Koͤnigs Hof lieget.
Und iſt uͤber dieſer letzten Galerie eben ſo ein Thurm
und Schlange auf die Mauer aufgeſetzet wie bey der
vorigen. Das erſte Zimmer da man hereinkommt iſt
der Koͤnigl. Audientz-Saal/ allwo ich das Gluͤck
gehabt den Koͤnig perſoͤnlich zu ſehen/ und auch mit
denen Hommes grandes ſprechen zu hoͤren/ da er
auf einem elffenbeinern Bette ruhete unter einem Him-
mel von Jndianiſchen Linnen.
Er ſahe ſehr freundlich und leutſelig aus/ ohngefehr
40. Jahr
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |