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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.

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men wollte; stuhnden doch Frankreich, Holland,
Piemont
, die ganze Welt -- ausser Brandenburg,
vor mir offen. Mittlerweile wurde mir ein Herrn-
dienst im Johanniterhaus Bubickheim, Zürcher-
Gebiets, angetragen. Ich gieng zwar hin mich zu
erkundigen. Allein, ich gefiel, oder, was weiß ich,
man gefiel mir nicht; und so blieb ich wieder bey
meinem Salpeter, war ein armer Tropf, hatte kein
Geld, und mochte gleichwohl auch gern mit andern
Burschen laichen. Mein Vater gab mir zwar bis-
weilen, wenn ein Trinktag, oder andrer Ehrenan-
laß einfiel, etliche Batzen in den Sack; allein die
waren bald über die Hand geblasen. Der ehrliche
Krentztrager hatte eben sonst immer mehr auszugeben
als einzunehmen, und Kummer und Sorgen mach-
ten ihn lange vor der Zeit grau. Denn, die Wahr-
heit zu sagen: Keins von allen seinen zehn Kindern
wollten ihm recht ans Rad stehn. Jedes sah vor
sich, und doch mochte keines was vor sich bringen.
Die einten waren zu jung. Von den zwey Brüdern,
die nächst auf mich folgten, gab sich der ältere mit
Baumwollen-Kämmen ab, und zahlte dem Aeti
das Tischgeld; der andere half ihm zwar in der
Pulvermühle: Ueberhaupt aber ließ der liebe Mann
jedes, so zu sagen, machen was es wollte, ertheilte
uns viel guter Lehren und Ermahnungen, und las
uns aus gottseligen Büchern allerley vor; aber da-
bey ließ er's dann bewenden, und brauchte kurz kei-
nen Ernst. Die Mutter mit den Töchtern machte
es eben so, und war gar zu gut; so gerade davon,

men wollte; ſtuhnden doch Frankreich, Holland,
Piemont
, die ganze Welt — auſſer Brandenburg,
vor mir offen. Mittlerweile wurde mir ein Herrn-
dienſt im Johanniterhaus Bubickheim, Zuͤrcher-
Gebiets, angetragen. Ich gieng zwar hin mich zu
erkundigen. Allein, ich gefiel, oder, was weiß ich,
man gefiel mir nicht; und ſo blieb ich wieder bey
meinem Salpeter, war ein armer Tropf, hatte kein
Geld, und mochte gleichwohl auch gern mit andern
Burſchen laichen. Mein Vater gab mir zwar bis-
weilen, wenn ein Trinktag, oder andrer Ehrenan-
laß einfiel, etliche Batzen in den Sack; allein die
waren bald uͤber die Hand geblaſen. Der ehrliche
Krentztrager hatte eben ſonſt immer mehr auszugeben
als einzunehmen, und Kummer und Sorgen mach-
ten ihn lange vor der Zeit grau. Denn, die Wahr-
heit zu ſagen: Keins von allen ſeinen zehn Kindern
wollten ihm recht ans Rad ſtehn. Jedes ſah vor
ſich, und doch mochte keines was vor ſich bringen.
Die einten waren zu jung. Von den zwey Bruͤdern,
die naͤchſt auf mich folgten, gab ſich der aͤltere mit
Baumwollen-Kaͤmmen ab, und zahlte dem Aeti
das Tiſchgeld; der andere half ihm zwar in der
Pulvermuͤhle: Ueberhaupt aber ließ der liebe Mann
jedes, ſo zu ſagen, machen was es wollte, ertheilte
uns viel guter Lehren und Ermahnungen, und las
uns aus gottſeligen Buͤchern allerley vor; aber da-
bey ließ er’s dann bewenden, und brauchte kurz kei-
nen Ernſt. Die Mutter mit den Toͤchtern machte
es eben ſo, und war gar zu gut; ſo gerade davon,

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[168/0184] men wollte; ſtuhnden doch Frankreich, Holland, Piemont, die ganze Welt — auſſer Brandenburg, vor mir offen. Mittlerweile wurde mir ein Herrn- dienſt im Johanniterhaus Bubickheim, Zuͤrcher- Gebiets, angetragen. Ich gieng zwar hin mich zu erkundigen. Allein, ich gefiel, oder, was weiß ich, man gefiel mir nicht; und ſo blieb ich wieder bey meinem Salpeter, war ein armer Tropf, hatte kein Geld, und mochte gleichwohl auch gern mit andern Burſchen laichen. Mein Vater gab mir zwar bis- weilen, wenn ein Trinktag, oder andrer Ehrenan- laß einfiel, etliche Batzen in den Sack; allein die waren bald uͤber die Hand geblaſen. Der ehrliche Krentztrager hatte eben ſonſt immer mehr auszugeben als einzunehmen, und Kummer und Sorgen mach- ten ihn lange vor der Zeit grau. Denn, die Wahr- heit zu ſagen: Keins von allen ſeinen zehn Kindern wollten ihm recht ans Rad ſtehn. Jedes ſah vor ſich, und doch mochte keines was vor ſich bringen. Die einten waren zu jung. Von den zwey Bruͤdern, die naͤchſt auf mich folgten, gab ſich der aͤltere mit Baumwollen-Kaͤmmen ab, und zahlte dem Aeti das Tiſchgeld; der andere half ihm zwar in der Pulvermuͤhle: Ueberhaupt aber ließ der liebe Mann jedes, ſo zu ſagen, machen was es wollte, ertheilte uns viel guter Lehren und Ermahnungen, und las uns aus gottſeligen Buͤchern allerley vor; aber da- bey ließ er’s dann bewenden, und brauchte kurz kei- nen Ernſt. Die Mutter mit den Toͤchtern machte es eben ſo, und war gar zu gut; ſo gerade davon,

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Zitationshilfe: Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/184>, abgerufen am 25.11.2024.