Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.nicht aus. Und wirklich, so lieb mir das Mädchen So gieng der Winter vorbey. Aber mein Wort hielt Von Gallitag bis in März konnten wir kein Pul- nicht aus. Und wirklich, ſo lieb mir das Maͤdchen So gieng der Winter vorbey. Aber mein Wort hielt Von Gallitag bis in Maͤrz konnten wir kein Pul- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0088" n="72"/> nicht aus. Und wirklich, ſo lieb mir das Maͤdchen<lb/> war, nahm ich mir itzund doch vor, von ihr abzu-<lb/> ſtehn, weil mir der Vater ſie ſchwerlich jemals laſ-<lb/> ſen wuͤrde, und inzwiſchen noch mancher Ehrenpfen-<lb/> ning ihretwegen ſpatziren muͤßte. Gleichwohl darf<lb/> ich zu ihrem Preis auch das nicht verſchweigen, daß<lb/> ſie mich nie um Geld bringen wollte, ja daß ſie<lb/> ſogar, wann ich fuͤr ſie etwa ein Brenzlin zahlte,<lb/> nicht ſelten die Uerte mir heimlich wieder zuſteckte.<lb/> Eines Tags nun ſagt ich zum Aeti: „Ich will nicht<lb/> „mehr zur <hi rendition="#fr">Anne</hi> gehn’, ich verſprich dir’s„. „Das<lb/> „wird mich freuen„, ſprach er, „und dich nicht<lb/> „gereuen. <hi rendition="#fr">Uli!</hi> Ich meyn’s gwiß gut mit dir. —<lb/> „Sey doch nicht ſo wohlfeil. — Du biſt noch jung,<lb/> „und koͤmmſt noch alleweil fruͤh gnug zum Schick. —<lb/> „Unterdeſſen geht’s dir ſicher mehr auf als ab. —<lb/> „So Eine giebt’s noch wann der Markt vorbey iſt. —<lb/> „Fuͤhr’ dich brav auf, bet’ und arbeite, und bleib<lb/> „fein bey Haus. Dann giebſt ein rechter Kerl, ein<lb/> „Mann in’s Feld, und, ich wette, bekommſt mit der<lb/> „Zeit ein braves Bauermaͤdle. Indeſſen will ich immer<lb/> „fuͤr dich ſorgen„, u. ſ. f. u. f.</p><lb/> <p>So gieng der Winter vorbey. Aber mein Wort hielt<lb/> ich wenig, und ſah <hi rendition="#fr">Aennchen,</hi> ſo oft es immer inge-<lb/> heim geſchehen konnte.</p><lb/> <p>Von Gallitag bis in Maͤrz konnten wir kein Pul-<lb/> ver machen. Ich verdient’ alſo mein Brodt mit<lb/> Baumwollenkaͤmmen; die andern mit Spinnen. Der<lb/> Varer machte die Hausgeſchaͤft’, las uns etwa an<lb/> den Abenden aus <hi rendition="#fr">David Hollatz, Boͤhm</hi> und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [72/0088]
nicht aus. Und wirklich, ſo lieb mir das Maͤdchen
war, nahm ich mir itzund doch vor, von ihr abzu-
ſtehn, weil mir der Vater ſie ſchwerlich jemals laſ-
ſen wuͤrde, und inzwiſchen noch mancher Ehrenpfen-
ning ihretwegen ſpatziren muͤßte. Gleichwohl darf
ich zu ihrem Preis auch das nicht verſchweigen, daß
ſie mich nie um Geld bringen wollte, ja daß ſie
ſogar, wann ich fuͤr ſie etwa ein Brenzlin zahlte,
nicht ſelten die Uerte mir heimlich wieder zuſteckte.
Eines Tags nun ſagt ich zum Aeti: „Ich will nicht
„mehr zur Anne gehn’, ich verſprich dir’s„. „Das
„wird mich freuen„, ſprach er, „und dich nicht
„gereuen. Uli! Ich meyn’s gwiß gut mit dir. —
„Sey doch nicht ſo wohlfeil. — Du biſt noch jung,
„und koͤmmſt noch alleweil fruͤh gnug zum Schick. —
„Unterdeſſen geht’s dir ſicher mehr auf als ab. —
„So Eine giebt’s noch wann der Markt vorbey iſt. —
„Fuͤhr’ dich brav auf, bet’ und arbeite, und bleib
„fein bey Haus. Dann giebſt ein rechter Kerl, ein
„Mann in’s Feld, und, ich wette, bekommſt mit der
„Zeit ein braves Bauermaͤdle. Indeſſen will ich immer
„fuͤr dich ſorgen„, u. ſ. f. u. f.
So gieng der Winter vorbey. Aber mein Wort hielt
ich wenig, und ſah Aennchen, ſo oft es immer inge-
heim geſchehen konnte.
Von Gallitag bis in Maͤrz konnten wir kein Pul-
ver machen. Ich verdient’ alſo mein Brodt mit
Baumwollenkaͤmmen; die andern mit Spinnen. Der
Varer machte die Hausgeſchaͤft’, las uns etwa an
den Abenden aus David Hollatz, Boͤhm und
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