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Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

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Das X. Capitel.
che Jünglinge und Mägdlein selten daheim/
und kommen vor andern offtmalen an ein
Ort/ da besser gewesen/ daß sie davon blie-
ben wären.

Müssig-
gänger
sind der
Pest leicht
unter-
worffen.

So auch ist zu mercken/ daß die müssigen
Leut leichter als andere angestecket werden/
weil sie in ihren Leibern viel cruditäten und
Feuchtigkeiten sammlen/ welche die natürli-
che Wärme also schwächen/ und der Glieder
Krafft einschläffern/ daß sie wider das Pesti-
lentzische Gifft so viel bey weitem nicht ver-
mögen/ als wenn sie sich eines Exercitii oder
Ubung mässiglich gebraucheten. So wer-
den auch die/ welche lange nüchtern seyn/ eher
als die g[e]ssen und getruncken haben/ inficirt
werden. Darum sollen die Leut in Pestzei-
ten nicht nüchtern ausgehen/ sondern wenig-
stens Morgens frühe Brod und Butter es-
sen; die aber gutes Vermögens seyn/ kan ein
guten Trunck Wein/ darinn etwas von Car-
dobenedicten/ Tausendgüldenkraut/ Angelick-
wurtz/ Pimpinellwurtz/ Citronschalen/ Wer-
muth und dergleichen gelegen/ darauff thun/
oder andere obgemeldte Praeservative ge-
brauchen.

Arme wer-
den eher
als Reiche
angesteckt.

Endlich auch ist bekannt/ daß die arme
Leue viel eher als die Reichen von der Pest
angegriffen werden: warum solches aber ge-
schiehet/ beantwortet die gesunde Vernunfft/
dann es mangelt den Armen sowol bey ge-
sunden als krancken Zeiten an allen Orten;

und

Das X. Capitel.
che Juͤnglinge und Maͤgdlein ſelten daheim/
und kommen vor andern offtmalen an ein
Ort/ da beſſer geweſen/ daß ſie davon blie-
ben waͤren.

Muͤſſig-
gaͤnger
ſind der
Peſt leicht
unter-
worffen.

So auch iſt zu mercken/ daß die muͤſſigen
Leut leichter als andere angeſtecket werden/
weil ſie in ihren Leibern viel cruditaͤten und
Feuchtigkeiten ſammlen/ welche die natuͤrli-
che Waͤrme alſo ſchwaͤchen/ und der Glieder
Krafft einſchlaͤffern/ daß ſie wider das Peſti-
lentziſche Gifft ſo viel bey weitem nicht ver-
moͤgen/ als wenn ſie ſich eines Exercitii oder
Ubung maͤſſiglich gebraucheten. So wer-
den auch die/ welche lange nuͤchtern ſeyn/ eher
als die g[e]ſſen und getruncken haben/ inficirt
werden. Darum ſollen die Leut in Peſtzei-
ten nicht nuͤchtern ausgehen/ ſondern wenig-
ſtens Morgens fruͤhe Brod und Butter eſ-
ſen; die aber gutes Vermoͤgens ſeyn/ kan ein
guten Trunck Wein/ darinn etwas von Car-
dobenedicten/ Tauſendguͤldenkraut/ Angelick-
wurtz/ Pimpinellwurtz/ Citronſchalen/ Wer-
muth und dergleichen gelegen/ darauff thun/
oder andere obgemeldte Præſervative ge-
brauchen.

Arme wer-
den eher
als Reiche
angeſteckt.

Endlich auch iſt bekannt/ daß die arme
Leue viel eher als die Reichen von der Peſt
angegriffen werden: warum ſolches aber ge-
ſchiehet/ beantwortet die geſunde Vernunfft/
dann es mangelt den Armen ſowol bey ge-
ſunden als krancken Zeiten an allen Orten;

und
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[96/0118] Das X. Capitel. che Juͤnglinge und Maͤgdlein ſelten daheim/ und kommen vor andern offtmalen an ein Ort/ da beſſer geweſen/ daß ſie davon blie- ben waͤren. So auch iſt zu mercken/ daß die muͤſſigen Leut leichter als andere angeſtecket werden/ weil ſie in ihren Leibern viel cruditaͤten und Feuchtigkeiten ſammlen/ welche die natuͤrli- che Waͤrme alſo ſchwaͤchen/ und der Glieder Krafft einſchlaͤffern/ daß ſie wider das Peſti- lentziſche Gifft ſo viel bey weitem nicht ver- moͤgen/ als wenn ſie ſich eines Exercitii oder Ubung maͤſſiglich gebraucheten. So wer- den auch die/ welche lange nuͤchtern ſeyn/ eher als die geſſen und getruncken haben/ inficirt werden. Darum ſollen die Leut in Peſtzei- ten nicht nuͤchtern ausgehen/ ſondern wenig- ſtens Morgens fruͤhe Brod und Butter eſ- ſen; die aber gutes Vermoͤgens ſeyn/ kan ein guten Trunck Wein/ darinn etwas von Car- dobenedicten/ Tauſendguͤldenkraut/ Angelick- wurtz/ Pimpinellwurtz/ Citronſchalen/ Wer- muth und dergleichen gelegen/ darauff thun/ oder andere obgemeldte Præſervative ge- brauchen. Endlich auch iſt bekannt/ daß die arme Leue viel eher als die Reichen von der Peſt angegriffen werden: warum ſolches aber ge- ſchiehet/ beantwortet die geſunde Vernunfft/ dann es mangelt den Armen ſowol bey ge- ſunden als krancken Zeiten an allen Orten; und

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Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/118>, abgerufen am 17.05.2024.