Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.Was bey grassirender Pest etc. und obwol ein Mensch nicht klagen soll/ wenner gesund ist/ so stecket er doch voller Sor- gen/ wie er die jenige Mittel zu Handen schaffe/ dadurch er solche seine Gesundheit er- halten möge/ und wie er seinen Leib für Kranckheiten praeservire; und weil solche die Armen nicht/ oder doch schwerlich zuwege bringen können/ die Reichen aber ihre Medi- dicos, Barbierer/ Apothecker und andere Hülffmittel zur Hand haben/ so ist kein Wunder/ daß solche Arme leichter als die Reichen inficirt werden. So essen und trin- cken die Armen auch allerley/ es mag ihnen schädlich oder nutzlich seyn/ und sammlen viel Böses in sich/ dahingegen die Reichen Ge- legenheit haben/ eine rechte Diaet zu gebrau- chen. Je mehr nun schädliche Materi in Leib gesammlet wird/ je schleuniger soll man sol- che auspurgiren/ welches aber die Armen wenig zu Sinn fassen/ und also auch desto geschwinder angesteckt werden. Daß aber auch die Weibsbilder ehe alsUnd wei- G
Was bey graſſirender Peſt ꝛc. und obwol ein Menſch nicht klagen ſoll/ wenner geſund iſt/ ſo ſtecket er doch voller Sor- gen/ wie er die jenige Mittel zu Handen ſchaffe/ dadurch er ſolche ſeine Geſundheit er- halten moͤge/ und wie er ſeinen Leib fuͤr Kranckheiten præſervire; und weil ſolche die Armen nicht/ oder doch ſchwerlich zuwege bringen koͤnnen/ die Reichen aber ihre Medi- dicos, Barbierer/ Apothecker und andere Huͤlffmittel zur Hand haben/ ſo iſt kein Wunder/ daß ſolche Arme leichter als die Reichen inficirt werden. So eſſen und trin- cken die Armen auch allerley/ es mag ihnen ſchaͤdlich oder nutzlich ſeyn/ und ſammlen viel Boͤſes in ſich/ dahingegen die Reichen Ge- legenheit haben/ eine rechte Diæt zu gebrau- chen. Je mehr nun ſchaͤdliche Materi in Leib geſammlet wird/ je ſchleuniger ſoll man ſol- che auspurgiren/ welches aber die Armen wenig zu Sinn faſſen/ und alſo auch deſto geſchwinder angeſteckt werden. Daß aber auch die Weibsbilder ehe alsUnd wei- G
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Was bey graſſirender Peſt ꝛc.
und obwol ein Menſch nicht klagen ſoll/ wenn
er geſund iſt/ ſo ſtecket er doch voller Sor-
gen/ wie er die jenige Mittel zu Handen
ſchaffe/ dadurch er ſolche ſeine Geſundheit er-
halten moͤge/ und wie er ſeinen Leib fuͤr
Kranckheiten præſervire; und weil ſolche die
Armen nicht/ oder doch ſchwerlich zuwege
bringen koͤnnen/ die Reichen aber ihre Medi-
dicos, Barbierer/ Apothecker und andere
Huͤlffmittel zur Hand haben/ ſo iſt kein
Wunder/ daß ſolche Arme leichter als die
Reichen inficirt werden. So eſſen und trin-
cken die Armen auch allerley/ es mag ihnen
ſchaͤdlich oder nutzlich ſeyn/ und ſammlen viel
Boͤſes in ſich/ dahingegen die Reichen Ge-
legenheit haben/ eine rechte Diæt zu gebrau-
chen. Je mehr nun ſchaͤdliche Materi in Leib
geſammlet wird/ je ſchleuniger ſoll man ſol-
che auspurgiren/ welches aber die Armen
wenig zu Sinn faſſen/ und alſo auch deſto
geſchwinder angeſteckt werden.
Daß aber auch die Weibsbilder ehe als
die Manns-Perſonen angeſtecket werden/ ver-
urſachet/ weil ſie duͤnnere/ poroſiſche und wei-
chere Leiber haben/ durch welche die vergiffte
Lufft leichter eindringen kan. So ſind ſie
auch der Leibs-Beſchaffenheit nach insge-
mein ſchwaͤcher als die Maͤnner; auch wei-
len ſie mehr uͤberfluͤſſige Feuchtigkeiten bey
ſich haben/ welche gleichſam der Zunder ſind/
ſo das anſteckende Gifft an ſich ziehen. Und
wei-
Und
Weibs-
Perſonen
ehe als die
Maͤnner.
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