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Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

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Das XI. Capitel.
können/ oder seine Nahrung gewinnen/ wann
Denen
Medicis
nicht in
ihr Ampt
greiffen.
ihm so schändlich von unwissenden Apothe-
kern eingegriffen wird/ muß er sich nicht sei-
nes habenden Rechts bedienen/ und selbst
nach den Materialien greiffen/ seinen Pa-
tienten benöthigte Medicamenta zu machen:
worbey er sich auch nicht zu besorgen hat/ daß
sein Patient mit dem schädlichen quid pro
quo
um sein theures Geld versehen wird.
Denn wenn der Medicus sich die Mühe neh-
men will/ die Artzney für seine Patienten selbst
zu verfertigen/ so ist er vergewissert/ daß sie in
wahrer Treue bereitet seyn: Erstlich mit gu-
ten Materialien/ zum andern recht nach
dem Recept/ und nicht quid pro quo, drit-
tens auch nach dem vorgeschriebenen Ge-
wicht/ und das alles/ damit er bey seinen
Patienten Hülff verschaffen/ ehrlichen Lohn
verdienen/ auch einen guten Namen darbey
erhalten möge. Solche und dergleichen
Puncta werden in Apotheker-Ordnungen
gefunden/ und zum Theil im Druck gegeben;
wenn aber auch nur über solche Ordnungen
gehalten würde. Soll also ein jeder Apo-
theker sein Gewissen wohl bedencken/ und da-
für halten/ daß es nicht ein gering Ding sey/
Leib und Leben einem zu vertrauen; es ist oh-
ne dem die Artzney meistentheils widerwärtig
zu gebrauchen/ und deßwegen desto fleissiger
als dasjenige/ was beydes dem Medico und
dem Apotheker gebühret/ in Acht zu nehmen/

damit

Das XI. Capitel.
koͤnnen/ oder ſeine Nahrung gewinnen/ wann
Denen
Medicis
nicht in
ihr Ampt
greiffen.
ihm ſo ſchaͤndlich von unwiſſenden Apothe-
kern eingegriffen wird/ muß er ſich nicht ſei-
nes habenden Rechts bedienen/ und ſelbſt
nach den Materialien greiffen/ ſeinen Pa-
tienten benoͤthigte Medicamenta zu machen:
worbey er ſich auch nicht zu beſorgen hat/ daß
ſein Patient mit dem ſchaͤdlichen quid pro
quo
um ſein theures Geld verſehen wird.
Denn wenn der Medicus ſich die Muͤhe neh-
men will/ die Artzney fuͤr ſeine Patienten ſelbſt
zu verfertigen/ ſo iſt er vergewiſſert/ daß ſie in
wahrer Treue bereitet ſeyn: Erſtlich mit gu-
ten Materialien/ zum andern recht nach
dem Recept/ und nicht quid pro quo, drit-
tens auch nach dem vorgeſchriebenen Ge-
wicht/ und das alles/ damit er bey ſeinen
Patienten Huͤlff verſchaffen/ ehrlichen Lohn
verdienen/ auch einen guten Namen darbey
erhalten moͤge. Solche und dergleichen
Puncta werden in Apotheker-Ordnungen
gefunden/ und zum Theil im Druck gegeben;
wenn aber auch nur uͤber ſolche Ordnungen
gehalten wuͤrde. Soll alſo ein jeder Apo-
theker ſein Gewiſſen wohl bedencken/ und da-
fuͤr halten/ daß es nicht ein gering Ding ſey/
Leib und Leben einem zu vertrauen; es iſt oh-
ne dem die Artzney meiſtentheils widerwaͤrtig
zu gebrauchen/ und deßwegen deſto fleiſſiger
als dasjenige/ was beydes dem Medico und
dem Apotheker gebuͤhret/ in Acht zu nehmen/

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[126/0148] Das XI. Capitel. koͤnnen/ oder ſeine Nahrung gewinnen/ wann ihm ſo ſchaͤndlich von unwiſſenden Apothe- kern eingegriffen wird/ muß er ſich nicht ſei- nes habenden Rechts bedienen/ und ſelbſt nach den Materialien greiffen/ ſeinen Pa- tienten benoͤthigte Medicamenta zu machen: worbey er ſich auch nicht zu beſorgen hat/ daß ſein Patient mit dem ſchaͤdlichen quid pro quo um ſein theures Geld verſehen wird. Denn wenn der Medicus ſich die Muͤhe neh- men will/ die Artzney fuͤr ſeine Patienten ſelbſt zu verfertigen/ ſo iſt er vergewiſſert/ daß ſie in wahrer Treue bereitet ſeyn: Erſtlich mit gu- ten Materialien/ zum andern recht nach dem Recept/ und nicht quid pro quo, drit- tens auch nach dem vorgeſchriebenen Ge- wicht/ und das alles/ damit er bey ſeinen Patienten Huͤlff verſchaffen/ ehrlichen Lohn verdienen/ auch einen guten Namen darbey erhalten moͤge. Solche und dergleichen Puncta werden in Apotheker-Ordnungen gefunden/ und zum Theil im Druck gegeben; wenn aber auch nur uͤber ſolche Ordnungen gehalten wuͤrde. Soll alſo ein jeder Apo- theker ſein Gewiſſen wohl bedencken/ und da- fuͤr halten/ daß es nicht ein gering Ding ſey/ Leib und Leben einem zu vertrauen; es iſt oh- ne dem die Artzney meiſtentheils widerwaͤrtig zu gebrauchen/ und deßwegen deſto fleiſſiger als dasjenige/ was beydes dem Medico und dem Apotheker gebuͤhret/ in Acht zu nehmen/ damit Denen Medicis nicht in ihr Ampt greiffen.

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Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/148>, abgerufen am 21.11.2024.