Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.Das XIII. Capitel. gelassen/ der Patient Pflegmatisch oderMelancholischer Natur/ kan bisweilen ein Trüncklein gelinden Wein/ mit Rosen Ger- sten/ Brod oder schlecht abgesotten Wasser vermischet/ auch Citron/ Pomerantzen/ Granaten- oder Quitten-Wein/ wenn kein Leibs-Verstopffung fürhanden/ dazu ge- gossen werden. Von stärckenden und an- dern Träncken wird an seinem Ort gedacht werden. Der Patient soll sich nicht so sehr im Bett hin- und her werffen; sich mässig und moderat im schlaffen und wachen halten/ wiewohl in den ersten zween Tagen das Wachen dienlicher als das Schlaffen ist. Soll sich auch nicht den Leib allzuviel anfül- len/ die Auslehrung also in Obacht neh- men/ daß man (in den plethonicis und ca- cochimicis corporibns zuforderst) zu rech- ter Zeit Ader lasse/ purgire/ schwitze/ den Leib bey täglicher Oeffnung erhalte/ auf die gewöhnliche Evacuationes, als der gülden Aderfluß/ alte Schäden/ Fontanellen und weibliche Monat-Reinigung/ gute Achtung geben/ und selbige in ihrem gebührenden Esse erhalte. Alle starcke Gemüths Be- wegungen/ als da seynd Sorg/ Beküm- mernüß/ Traurigkeit/ Zanck/ Zorn/ etc. fliehen/ nicht nur zu Wiedererlangung vo- riger Gesundheit/ sondern auch weil der Pa- Ob man dem Kranckentient nicht weiß/ wie langer leben werde. Obwohl des Weintrinckens oben einiger then/
Das XIII. Capitel. gelaſſen/ der Patient Pflegmatiſch oderMelancholiſcher Natur/ kan bisweilen ein Truͤncklein gelinden Wein/ mit Roſen Ger- ſten/ Brod oder ſchlecht abgeſotten Waſſer vermiſchet/ auch Citron/ Pomerantzen/ Granaten- oder Quitten-Wein/ wenn kein Leibs-Verſtopffung fuͤrhanden/ dazu ge- goſſen werden. Von ſtaͤrckenden und an- dern Traͤncken wird an ſeinem Ort gedacht werden. Der Patient ſoll ſich nicht ſo ſehr im Bett hin- und her werffen; ſich maͤſſig und moderat im ſchlaffen und wachen halten/ wiewohl in den erſten zween Tagen das Wachen dienlicher als das Schlaffen iſt. Soll ſich auch nicht den Leib allzuviel anfuͤl- len/ die Auslehrung alſo in Obacht neh- men/ daß man (in den plethonicis und ca- cochimicis corporibns zuforderſt) zu rech- ter Zeit Ader laſſe/ purgire/ ſchwitze/ den Leib bey taͤglicher Oeffnung erhalte/ auf die gewoͤhnliche Evacuationes, als der guͤlden Aderfluß/ alte Schaͤden/ Fontanellen und weibliche Monat-Reinigung/ gute Achtung geben/ und ſelbige in ihrem gebuͤhrenden Eſſe erhalte. Alle ſtarcke Gemuͤths Be- wegungen/ als da ſeynd Sorg/ Bekuͤm- mernuͤß/ Traurigkeit/ Zanck/ Zorn/ ꝛc. fliehen/ nicht nur zu Wiedererlangung vo- riger Geſundheit/ ſondern auch weil der Pa- Ob man dem Kranckentient nicht weiß/ wie langer leben werde. Obwohl des Weintrinckens oben einiger then/
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Das XIII. Capitel.
gelaſſen/ der Patient Pflegmatiſch oder
Melancholiſcher Natur/ kan bisweilen ein
Truͤncklein gelinden Wein/ mit Roſen Ger-
ſten/ Brod oder ſchlecht abgeſotten Waſſer
vermiſchet/ auch Citron/ Pomerantzen/
Granaten- oder Quitten-Wein/ wenn kein
Leibs-Verſtopffung fuͤrhanden/ dazu ge-
goſſen werden. Von ſtaͤrckenden und an-
dern Traͤncken wird an ſeinem Ort gedacht
werden. Der Patient ſoll ſich nicht ſo ſehr
im Bett hin- und her werffen; ſich maͤſſig
und moderat im ſchlaffen und wachen halten/
wiewohl in den erſten zween Tagen das
Wachen dienlicher als das Schlaffen iſt.
Soll ſich auch nicht den Leib allzuviel anfuͤl-
len/ die Auslehrung alſo in Obacht neh-
men/ daß man (in den plethonicis und ca-
cochimicis corporibns zuforderſt) zu rech-
ter Zeit Ader laſſe/ purgire/ ſchwitze/ den
Leib bey taͤglicher Oeffnung erhalte/ auf die
gewoͤhnliche Evacuationes, als der guͤlden
Aderfluß/ alte Schaͤden/ Fontanellen und
weibliche Monat-Reinigung/ gute Achtung
geben/ und ſelbige in ihrem gebuͤhrenden
Eſſe erhalte. Alle ſtarcke Gemuͤths Be-
wegungen/ als da ſeynd Sorg/ Bekuͤm-
mernuͤß/ Traurigkeit/ Zanck/ Zorn/ ꝛc.
fliehen/ nicht nur zu Wiedererlangung vo-
riger Geſundheit/ ſondern auch weil der Pa-
tient nicht weiß/ wie langer leben werde.
Ob man
dem
Krancken
Obwohl des Weintrinckens oben einiger
maſſen gedacht worden/ ſo iſt doch vonnoͤ-
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