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Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

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Allerhand erörterte Umstände etc.
then/ etwas mehrers davon zu erinnern/auch
Wein ge-
den darff.

dieweil befunden worden/ daß die an solcher
Seuche liegende Krancke oftmal mehr nach
Wein schreyen/ als da sie gesund gewesen
seyn: sonderlich wenn solche des Weins ge-
wohnt gewesen. Ja auch kleine Kinder be-
gehren oft in solcher Kranckheit Wein/ wel-
chen sie doch bey gesunden Tagen sonst nicht
verlanget haben. Dahero wird billig dafür
gehaltten/ er sey einem an der Pest krancken
Menschen nicht schädlich/ ob er ihm auch
gleich nicht gar zu nutzlich sey. Aber vieler
fürtrefflich Gelehrten Meynung nach/ ist
der Wein so wohl manifestis qualitatibus,
als occuta vi, wider die Pest gut/ in Fab.
Paulin. in praelect. Marc. Praefat. lib.
2.
Denn weil er/ wie genugsam bekannt/ die-
se alle Leibs-Kräffte schwächet/ so erhält sel-
bige der Wein/ und erstattet sie wieder/ wie
Hippocrates und Galenus Aph. 2. aph. ij. sa-
get: Es sey leichter mit dem Tranck als mit
der Speise sich zu erquicken/ und giebt Gu-
lenus
daselbst dem Wein das Lob/ daß er
geschwinder und mehr als andere Ding neh-
re/ deßwegen man auch den Wein in Ohn-
machten brauchet. Denn er die natürliche
Wärme stärcket/ mehret/ und wegen son-
derlicher Verwandschafft/ so er mit dem
menschlichen Leib hat/ reine gute Spiritus
machet. Damit aber das stetige Wein trin-
cken keine unnatürliche Hitze errege/ das stä-

tige

Allerhand eroͤrterte Umſtaͤnde ꝛc.
then/ etwas mehrers davon zu erinnern/auch
Wein ge-
den darff.

dieweil befunden worden/ daß die an ſolcher
Seuche liegende Krancke oftmal mehr nach
Wein ſchreyen/ als da ſie geſund geweſen
ſeyn: ſonderlich wenn ſolche des Weins ge-
wohnt geweſen. Ja auch kleine Kinder be-
gehren oft in ſolcher Kranckheit Wein/ wel-
chen ſie doch bey geſunden Tagen ſonſt nicht
verlanget haben. Dahero wird billig dafuͤr
gehaltten/ er ſey einem an der Peſt krancken
Menſchen nicht ſchaͤdlich/ ob er ihm auch
gleich nicht gar zu nutzlich ſey. Aber vieler
fuͤrtrefflich Gelehrten Meynung nach/ iſt
der Wein ſo wohl manifeſtis qualitatibus,
als occutâ vi, wider die Peſt gut/ in Fab.
Paulin. in prælect. Marc. Præfat. lib.
2.
Denn weil er/ wie genugſam bekannt/ die-
ſe alle Leibs-Kraͤffte ſchwaͤchet/ ſo erhaͤlt ſel-
bige der Wein/ und erſtattet ſie wieder/ wie
Hippocrates und Galenus Aph. 2. aph. ij. ſa-
get: Es ſey leichter mit dem Tranck als mit
der Speiſe ſich zu erquicken/ und giebt Gu-
lenus
daſelbſt dem Wein das Lob/ daß er
geſchwinder und mehr als andere Ding neh-
re/ deßwegen man auch den Wein in Ohn-
machten brauchet. Denn er die natuͤrliche
Waͤrme ſtaͤrcket/ mehret/ und wegen ſon-
derlicher Verwandſchafft/ ſo er mit dem
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[155/0177] Allerhand eroͤrterte Umſtaͤnde ꝛc. then/ etwas mehrers davon zu erinnern/ dieweil befunden worden/ daß die an ſolcher Seuche liegende Krancke oftmal mehr nach Wein ſchreyen/ als da ſie geſund geweſen ſeyn: ſonderlich wenn ſolche des Weins ge- wohnt geweſen. Ja auch kleine Kinder be- gehren oft in ſolcher Kranckheit Wein/ wel- chen ſie doch bey geſunden Tagen ſonſt nicht verlanget haben. Dahero wird billig dafuͤr gehaltten/ er ſey einem an der Peſt krancken Menſchen nicht ſchaͤdlich/ ob er ihm auch gleich nicht gar zu nutzlich ſey. Aber vieler fuͤrtrefflich Gelehrten Meynung nach/ iſt der Wein ſo wohl manifeſtis qualitatibus, als occutâ vi, wider die Peſt gut/ in Fab. Paulin. in prælect. Marc. Præfat. lib. 2. Denn weil er/ wie genugſam bekannt/ die- ſe alle Leibs-Kraͤffte ſchwaͤchet/ ſo erhaͤlt ſel- bige der Wein/ und erſtattet ſie wieder/ wie Hippocrates und Galenus Aph. 2. aph. ij. ſa- get: Es ſey leichter mit dem Tranck als mit der Speiſe ſich zu erquicken/ und giebt Gu- lenus daſelbſt dem Wein das Lob/ daß er geſchwinder und mehr als andere Ding neh- re/ deßwegen man auch den Wein in Ohn- machten brauchet. Denn er die natuͤrliche Waͤrme ſtaͤrcket/ mehret/ und wegen ſon- derlicher Verwandſchafft/ ſo er mit dem menſchlichen Leib hat/ reine gute Spiritus machet. Damit aber das ſtetige Wein trin- cken keine unnatuͤrliche Hitze errege/ das ſtaͤ- tige auch Wein ge- den darff.

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Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/177>, abgerufen am 17.05.2024.