Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.Allerhand erörterte Umstände etc. peste Phoenom. tract. 1. cap. 19. da er aus-trücklich schreibt/ daß in der Pest zu selbiger Zeit/ da er seinen Tractat geschrieben/ die- jenige alle umkommen/ welche Wein getrun- cken/ seine Wort seyn zu Teutsch diese: Es ist nie eine Schwachheit gesehen worden/ darinnen die Patienten mehr nach Wein verlanget/ als in dieser/ also/ daß sie sich auch wissentlich/ verständlich und gern dem Tod ergeben/ wenn sie nur Wein haben mögen/ und Tabernemontanus in seinem Pest-Regiment p. 32. der Wein soll als ein schädlich Gifft vermiedet werden. Denn er das Gifft schnell zum Hertzen führet/ daß die Krancke unversehens dahin sterben. Man unterscheidet aber so wohl unter der Schwachheit als unter den Wein selbst. Die Schwachheit belangend/ ist die Pest entweder mit einem Fieber oder ohne dasselbe begleitet/ wofern sie ohn Fieber ist/ mag der Wein wohl eben so viel nicht schaden/ wenn er nur nicht so starck und in so grosser Quantität gebrauchet wird. Ist sie aber mit einem Fieber/ wie zum meisten theil geschie- het/ so hat man in acht zu nehmen/ ob es sey ein Febris intermutens oder continua, Item ob es wenig oder sehr hitzig sey/ des- gleichen ob die Humores, davon das Fieber eutsprungen/ crudi oder coeti, und ob die Kräffte gering oder noch ziemlich gut seyn/ und ob die Schwachheit noch im Zu- oder im
Allerhand eroͤrterte Umſtaͤnde ꝛc. peſte Phœnom. tract. 1. cap. 19. da er aus-truͤcklich ſchreibt/ daß in der Peſt zu ſelbiger Zeit/ da er ſeinen Tractat geſchrieben/ die- jenige alle umkommen/ welche Wein getrun- cken/ ſeine Wort ſeyn zu Teutſch dieſe: Es iſt nie eine Schwachheit geſehen worden/ darinnen die Patienten mehr nach Wein verlanget/ als in dieſer/ alſo/ daß ſie ſich auch wiſſentlich/ verſtaͤndlich und gern dem Tod ergeben/ wenn ſie nur Wein haben moͤgen/ und Tabernemontanus in ſeinem Peſt-Regiment p. 32. der Wein ſoll als ein ſchaͤdlich Gifft vermiedet werden. Denn er das Gifft ſchnell zum Hertzen fuͤhret/ daß die Krancke unverſehens dahin ſterben. Man unterſcheidet aber ſo wohl unter der Schwachheit als unter den Wein ſelbſt. Die Schwachheit belangend/ iſt die Peſt entweder mit einem Fieber oder ohne daſſelbe begleitet/ wofern ſie ohn Fieber iſt/ mag der Wein wohl eben ſo viel nicht ſchaden/ wenn er nur nicht ſo ſtarck und in ſo groſſer Quantitaͤt gebrauchet wird. Iſt ſie aber mit einem Fieber/ wie zum meiſten theil geſchie- het/ ſo hat man in acht zu nehmen/ ob es ſey ein Febris intermutens oder continua, Item ob es wenig oder ſehr hitzig ſey/ des- gleichen ob die Humores, davon das Fieber eutſprungen/ crudi oder cœti, und ob die Kraͤffte gering oder noch ziemlich gut ſeyn/ und ob die Schwachheit noch im Zu- oder im
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Allerhand eroͤrterte Umſtaͤnde ꝛc.
peſte Phœnom. tract. 1. cap. 19. da er aus-
truͤcklich ſchreibt/ daß in der Peſt zu ſelbiger
Zeit/ da er ſeinen Tractat geſchrieben/ die-
jenige alle umkommen/ welche Wein getrun-
cken/ ſeine Wort ſeyn zu Teutſch dieſe: Es
iſt nie eine Schwachheit geſehen worden/
darinnen die Patienten mehr nach Wein
verlanget/ als in dieſer/ alſo/ daß ſie ſich
auch wiſſentlich/ verſtaͤndlich und gern dem
Tod ergeben/ wenn ſie nur Wein haben
moͤgen/ und Tabernemontanus in ſeinem
Peſt-Regiment p. 32. der Wein ſoll als ein
ſchaͤdlich Gifft vermiedet werden. Denn er
das Gifft ſchnell zum Hertzen fuͤhret/ daß die
Krancke unverſehens dahin ſterben. Man
unterſcheidet aber ſo wohl unter der
Schwachheit als unter den Wein ſelbſt.
Die Schwachheit belangend/ iſt die Peſt
entweder mit einem Fieber oder ohne daſſelbe
begleitet/ wofern ſie ohn Fieber iſt/ mag
der Wein wohl eben ſo viel nicht ſchaden/
wenn er nur nicht ſo ſtarck und in ſo groſſer
Quantitaͤt gebrauchet wird. Iſt ſie aber mit
einem Fieber/ wie zum meiſten theil geſchie-
het/ ſo hat man in acht zu nehmen/ ob es
ſey ein Febris intermutens oder continua,
Item ob es wenig oder ſehr hitzig ſey/ des-
gleichen ob die Humores, davon das Fieber
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