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Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

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Das XIII. Capitel.
grosse Hitz gedämpffet/ und zu den äussern
Gliedern wiederum möge getrieben werden:
wie auch den schwangern Frauen/ wann sie
erschrecken/ dasselbige gerathen ist/ auf daß
sie keine Mißgeburt überkommen. Also hat
Hippocrates in den pestilentibus Constitu-
tionibus
kalt Wasser geben/ septimo Epid.
AEgroto. Galenus
hält davor/ das einfache
Wasser und die Aderlaß seyen in Fetribus
acutis
die zwey gröste Mittel. Fracastorius
rathet das kalte Wasser ebenmässig/ jedoch
mit Saurwasser oder Citronen-Safft; de-
nen aber/ so in blühender Ingend/ und starck
genug sind/ und dasselbe vertragen können.

Hingegen verwerffen solch Wasser-trin-
cken andere gantz/ und schreibt Unzerus de
lue pestifera lib. 3. c.
11. also: Etliche rüh-
men einen starcken Trunck Wasser sehr/ de-
nen wir doch keinen gäntzlichen Beyfall ge-
ben können. Denn obschon der Durst die
Fiebrische Hitze durch dessen Kälte wol ge-
löschet/ so schwächet es doch den Magen nicht
wenig/ und machet/ daß das Gifft innerlich
desto mehr anklebt/ auch dämpffe es den
natürlichen Balsam/ der doch ohe das Noth
leidet/ zerstreuet die reinen Spiritus, verur-
sachet cruditäten/ und allerley Verstopffun-
gen/ oder beschweret den Leib und die Na-
tur/ in anderer Weise/ daß sie den Gifft nicht
widerstehen kan.

Es

Das XIII. Capitel.
groſſe Hitz gedaͤmpffet/ und zu den aͤuſſern
Gliedern wiederum moͤge getrieben werden:
wie auch den ſchwangern Frauen/ wann ſie
erſchrecken/ daſſelbige gerathen iſt/ auf daß
ſie keine Mißgeburt uͤberkommen. Alſo hat
Hippocrates in den peſtilentibus Conſtitu-
tionibus
kalt Waſſer geben/ ſeptimo Epid.
Ægroto. Galenus
haͤlt davor/ das einfache
Waſſer und die Aderlaß ſeyen in Fetribus
acutis
die zwey groͤſte Mittel. Fracaſtorius
rathet das kalte Waſſer ebenmaͤſſig/ jedoch
mit Saurwaſſer oder Citronen-Safft; de-
nen aber/ ſo in bluͤhender Ingend/ und ſtarck
genug ſind/ und daſſelbe vertragen koͤnnen.

Hingegen verwerffen ſolch Waſſer-trin-
cken andere gantz/ und ſchreibt Unzerus de
lue peſtifera lib. 3. c.
11. alſo: Etliche ruͤh-
men einen ſtarcken Trunck Waſſer ſehr/ de-
nen wir doch keinen gaͤntzlichen Beyfall ge-
ben koͤnnen. Denn obſchon der Durſt die
Fiebriſche Hitze durch deſſen Kaͤlte wol ge-
loͤſchet/ ſo ſchwaͤchet es doch den Magen nicht
wenig/ und machet/ daß das Gifft innerlich
deſto mehr anklebt/ auch daͤmpffe es den
natuͤrlichen Balſam/ der doch ohe das Noth
leidet/ zerſtreuet die reinen Spiritus, verur-
ſachet cruditaͤten/ und allerley Verſtopffun-
gen/ oder beſchweret den Leib und die Na-
tur/ in anderer Weiſe/ daß ſie den Gifft nicht
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Es
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[160/0182] Das XIII. Capitel. groſſe Hitz gedaͤmpffet/ und zu den aͤuſſern Gliedern wiederum moͤge getrieben werden: wie auch den ſchwangern Frauen/ wann ſie erſchrecken/ daſſelbige gerathen iſt/ auf daß ſie keine Mißgeburt uͤberkommen. Alſo hat Hippocrates in den peſtilentibus Conſtitu- tionibus kalt Waſſer geben/ ſeptimo Epid. Ægroto. Galenus haͤlt davor/ das einfache Waſſer und die Aderlaß ſeyen in Fetribus acutis die zwey groͤſte Mittel. Fracaſtorius rathet das kalte Waſſer ebenmaͤſſig/ jedoch mit Saurwaſſer oder Citronen-Safft; de- nen aber/ ſo in bluͤhender Ingend/ und ſtarck genug ſind/ und daſſelbe vertragen koͤnnen. Hingegen verwerffen ſolch Waſſer-trin- cken andere gantz/ und ſchreibt Unzerus de lue peſtifera lib. 3. c. 11. alſo: Etliche ruͤh- men einen ſtarcken Trunck Waſſer ſehr/ de- nen wir doch keinen gaͤntzlichen Beyfall ge- ben koͤnnen. Denn obſchon der Durſt die Fiebriſche Hitze durch deſſen Kaͤlte wol ge- loͤſchet/ ſo ſchwaͤchet es doch den Magen nicht wenig/ und machet/ daß das Gifft innerlich deſto mehr anklebt/ auch daͤmpffe es den natuͤrlichen Balſam/ der doch ohe das Noth leidet/ zerſtreuet die reinen Spiritus, verur- ſachet cruditaͤten/ und allerley Verſtopffun- gen/ oder beſchweret den Leib und die Na- tur/ in anderer Weiſe/ daß ſie den Gifft nicht widerſtehen kan. Es

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Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/182>, abgerufen am 17.05.2024.