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Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

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Das XIV. Capitel.
kan nicht süsse/ jener nicht bitter Ding ein-
nehmen. Derohalben müssen solche nach des
Patienten Beschaffenheit vom Medico ordi-
ni
rt werden/ weniger ist auch solchen Leuten
bekant/ wenn und wie starck der Patient zu
cu[rri]ren sey/ oder durch was für Medica-
menta
es geschehen müsse/ entweder wie sol-
che purgiret/ oder wie und wo der Aderlaß
anzustellen sey. Sind also die in Artzney- und
Kräuter-Büchern befindliche Artzneyen/
eins der nicht darauf studiret hat/ und des
Krancken Leibs Beschaffenheit verstehet/
lauter nichts/ als scharffe spitzige Messer in
den Händen der jungen Kinder.

Wie diese
thun/ so
keine Artz-
ney zah-
len kön-
nen.

Nun möchte wohl einer fragen/ wie es
doch die armen Bauren machen/ die weder
Doctor noch Barbirer haben/ oder die Artz-
neyen nicht bezahlen können? darauf folget
die Antwort: Wenn man nicht kann wie
man will/ so muß man wollen wie man
kann. Und unterdessen so viel zuwege brin-
gen/ als möglich ist/ und werden Christli-
che/ fromme Medici und Barbirer bey den
Armen auch gern etwas übriges thun. Zu-
dem so sind viel wolfeile Sachen/ zu einen
oder andern Pest-Zustand zu bekommen.
Und hat der liebe GOtt sich noch nie antheure
und kostbare Sachen binden lassen/ sondern
seinen Segen so bald zu einem geringen
Haus-Mittel als zu einem kostbaren Medi-
cament gegeben. So lieget es auch nicht al-

lein

Das XIV. Capitel.
kan nicht ſuͤſſe/ jener nicht bitter Ding ein-
nehmen. Derohalben muͤſſen ſolche nach des
Patienten Beſchaffenheit vom Medico ordi-
ni
rt werden/ weniger iſt auch ſolchen Leuten
bekant/ wenn und wie ſtarck der Patient zu
cu[rri]ren ſey/ oder durch was fuͤr Medica-
menta
es geſchehen muͤſſe/ entweder wie ſol-
che purgiret/ oder wie und wo der Aderlaß
anzuſtellen ſey. Sind alſo die in Artzney- und
Kraͤuter-Buͤchern befindliche Artzneyen/
eins der nicht darauf ſtudiret hat/ und des
Krancken Leibs Beſchaffenheit verſtehet/
lauter nichts/ als ſcharffe ſpitzige Meſſer in
den Haͤnden der jungen Kinder.

Wie dieſe
thun/ ſo
keine Artz-
ney zah-
len koͤn-
nen.

Nun moͤchte wohl einer fragen/ wie es
doch die armen Bauren machen/ die weder
Doctor noch Barbirer haben/ oder die Artz-
neyen nicht bezahlen koͤnnen? darauf folget
die Antwort: Wenn man nicht kann wie
man will/ ſo muß man wollen wie man
kann. Und unterdeſſen ſo viel zuwege brin-
gen/ als moͤglich iſt/ und werden Chriſtli-
che/ fromme Medici und Barbirer bey den
Armen auch gern etwas uͤbriges thun. Zu-
dem ſo ſind viel wolfeile Sachen/ zu einen
oder andern Peſt-Zuſtand zu bekommen.
Und hat der liebe GOtt ſich noch nie antheure
und koſtbare Sachen binden laſſen/ ſondern
ſeinen Segen ſo bald zu einem geringen
Haus-Mittel als zu einem koſtbaren Medi-
cament gegeben. So lieget es auch nicht al-

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[174/0196] Das XIV. Capitel. kan nicht ſuͤſſe/ jener nicht bitter Ding ein- nehmen. Derohalben muͤſſen ſolche nach des Patienten Beſchaffenheit vom Medico ordi- nirt werden/ weniger iſt auch ſolchen Leuten bekant/ wenn und wie ſtarck der Patient zu curriren ſey/ oder durch was fuͤr Medica- menta es geſchehen muͤſſe/ entweder wie ſol- che purgiret/ oder wie und wo der Aderlaß anzuſtellen ſey. Sind alſo die in Artzney- und Kraͤuter-Buͤchern befindliche Artzneyen/ eins der nicht darauf ſtudiret hat/ und des Krancken Leibs Beſchaffenheit verſtehet/ lauter nichts/ als ſcharffe ſpitzige Meſſer in den Haͤnden der jungen Kinder. Nun moͤchte wohl einer fragen/ wie es doch die armen Bauren machen/ die weder Doctor noch Barbirer haben/ oder die Artz- neyen nicht bezahlen koͤnnen? darauf folget die Antwort: Wenn man nicht kann wie man will/ ſo muß man wollen wie man kann. Und unterdeſſen ſo viel zuwege brin- gen/ als moͤglich iſt/ und werden Chriſtli- che/ fromme Medici und Barbirer bey den Armen auch gern etwas uͤbriges thun. Zu- dem ſo ſind viel wolfeile Sachen/ zu einen oder andern Peſt-Zuſtand zu bekommen. Und hat der liebe GOtt ſich noch nie antheure und koſtbare Sachen binden laſſen/ ſondern ſeinen Segen ſo bald zu einem geringen Haus-Mittel als zu einem koſtbaren Medi- cament gegeben. So lieget es auch nicht al- lein

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Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/196>, abgerufen am 21.11.2024.