Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

Bild:
<< vorherige Seite

Erörterung unterschiedener etc.
lein an den leiblichen Mitteln/ sondern viel-
mehr an den geistlichen/ denn das fürnehm-
ste das liebe Gebet ist/ und wenn GOTT
will/ so kann auch nur ein Pflaster von Fei-
gen helffen.

Endlichen fraget es sich auch/ ob einerUberflüs-
siger Ge-
brauch der
Artzney-
en.

auch mit Uberfluß der Artzneyen zuviel thun
könne? darum soll man einen Unterscheid un-
ter den Naturen und Artzney-Mitteln hal-
ten. Denn wie Pansa consil. antipestif. 3. in
der 18. Frag schreibet: was starcke Naturen
und erwachsene Leut seynd/ denen mag man
wohl eine Artzney oft zweyfach eingeben.
Denn gleich wie mancher gar starcke Pur-
gantien haben muß/ und dieselbe wohl ver-
tragen kan/ also kan eben ein solcher die
Schweiß-treibende Mittel in grosser Quan-
tität vertragen/ als andere/ die schwächrer
Natur seyn. Denn so man schwachen Natu-
ren und der Jugend so viel auf einmal einge-
ben solte/ möchte man dieselbe allzusehr über-
treiben/ die innerste Wärme ersticken/ und
also gantz und gar darnieder werffen/ und
gebrauchet man erstlich ein Mittel das gut
ist/ und erwartet hierauf der Operation.
Wird deßwegen ein verständiger Medicus
sonder einziges erinnern von selbst Ziel und
Maaß zu halten roissen.

Dieweil nun wie oben gedacht ein grosserWas bey
Cur der
Jung-
frauen zu

Unterscheid der Naturen ist zwischen
Manns- und Weibs-Personen/ so ist auch

wie-

Eroͤrterung unterſchiedener ꝛc.
lein an den leiblichen Mitteln/ ſondern viel-
mehr an den geiſtlichen/ denn das fuͤrnehm-
ſte das liebe Gebet iſt/ und wenn GOTT
will/ ſo kann auch nur ein Pflaſter von Fei-
gen helffen.

Endlichen fraget es ſich auch/ ob einerUberfluͤſ-
ſiger Ge-
brauch deꝛ
Artzney-
en.

auch mit Uberfluß der Artzneyen zuviel thun
koͤnne? darum ſoll man einen Unterſcheid un-
ter den Naturen und Artzney-Mitteln hal-
ten. Denn wie Panſa conſil. antipeſtif. 3. in
der 18. Frag ſchreibet: was ſtarcke Naturen
und erwachſene Leut ſeynd/ denen mag man
wohl eine Artzney oft zweyfach eingeben.
Denn gleich wie mancher gar ſtarcke Pur-
gantien haben muß/ und dieſelbe wohl ver-
tragen kan/ alſo kan eben ein ſolcher die
Schweiß-treibende Mittel in groſſer Quan-
titaͤt vertragen/ als andere/ die ſchwaͤchrer
Natur ſeyn. Denn ſo man ſchwachen Natu-
ren und der Jugend ſo viel auf einmal einge-
ben ſolte/ moͤchte man dieſelbe allzuſehr uͤber-
treiben/ die innerſte Waͤrme erſticken/ und
alſo gantz und gar darnieder werffen/ und
gebrauchet man erſtlich ein Mittel das gut
iſt/ und erwartet hierauf der Operation.
Wird deßwegen ein verſtaͤndiger Medicus
ſonder einziges erinnern von ſelbſt Ziel und
Maaß zu halten roiſſen.

Dieweil nun wie oben gedacht ein groſſerWas bey
Cur der
Jung-
frauen zu

Unterſcheid der Naturen iſt zwiſchen
Manns- und Weibs-Perſonen/ ſo iſt auch

wie-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0197" n="175"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Ero&#x0364;rterung unter&#x017F;chiedener &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
lein an den leiblichen Mitteln/ &#x017F;ondern viel-<lb/>
mehr an den gei&#x017F;tlichen/ denn das fu&#x0364;rnehm-<lb/>
&#x017F;te das liebe Gebet i&#x017F;t/ und wenn GOTT<lb/>
will/ &#x017F;o kann auch nur ein Pfla&#x017F;ter von Fei-<lb/>
gen helffen.</p><lb/>
        <p>Endlichen fraget es &#x017F;ich auch/ ob einer<note place="right">Uberflu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;iger Ge-<lb/>
brauch de&#xA75B;<lb/>
Artzney-<lb/>
en.</note><lb/>
auch mit Uberfluß der Artzneyen zuviel thun<lb/>
ko&#x0364;nne? darum &#x017F;oll man einen Unter&#x017F;cheid un-<lb/>
ter den Naturen und Artzney-Mitteln hal-<lb/>
ten. Denn wie <hi rendition="#aq">Pan&#x017F;a con&#x017F;il. antipe&#x017F;tif.</hi> 3. in<lb/>
der 18. Frag &#x017F;chreibet: was &#x017F;tarcke Naturen<lb/>
und erwach&#x017F;ene Leut &#x017F;eynd/ denen mag man<lb/>
wohl eine Artzney oft zweyfach eingeben.<lb/>
Denn gleich wie mancher gar &#x017F;tarcke Pur-<lb/>
gantien haben muß/ und die&#x017F;elbe wohl ver-<lb/>
tragen kan/ al&#x017F;o kan eben ein &#x017F;olcher die<lb/>
Schweiß-treibende Mittel in gro&#x017F;&#x017F;er Quan-<lb/>
tita&#x0364;t vertragen/ als andere/ die &#x017F;chwa&#x0364;chrer<lb/>
Natur &#x017F;eyn. Denn &#x017F;o man &#x017F;chwachen Natu-<lb/>
ren und der Jugend &#x017F;o viel auf einmal einge-<lb/>
ben &#x017F;olte/ mo&#x0364;chte man die&#x017F;elbe allzu&#x017F;ehr u&#x0364;ber-<lb/>
treiben/ die inner&#x017F;te Wa&#x0364;rme er&#x017F;ticken/ und<lb/>
al&#x017F;o gantz und gar darnieder werffen/ und<lb/>
gebrauchet man er&#x017F;tlich ein Mittel das gut<lb/>
i&#x017F;t/ und erwartet hierauf der <hi rendition="#aq">Operation.</hi><lb/>
Wird deßwegen ein ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger <hi rendition="#aq">Medicus</hi><lb/>
&#x017F;onder einziges erinnern von &#x017F;elb&#x017F;t Ziel und<lb/>
Maaß zu halten roi&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Dieweil nun wie oben gedacht ein gro&#x017F;&#x017F;er<note place="right">Was bey<lb/>
Cur der<lb/>
Jung-<lb/>
frauen zu</note><lb/>
Unter&#x017F;cheid der Naturen i&#x017F;t zwi&#x017F;chen<lb/>
Manns- und Weibs-Per&#x017F;onen/ &#x017F;o i&#x017F;t auch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wie-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[175/0197] Eroͤrterung unterſchiedener ꝛc. lein an den leiblichen Mitteln/ ſondern viel- mehr an den geiſtlichen/ denn das fuͤrnehm- ſte das liebe Gebet iſt/ und wenn GOTT will/ ſo kann auch nur ein Pflaſter von Fei- gen helffen. Endlichen fraget es ſich auch/ ob einer auch mit Uberfluß der Artzneyen zuviel thun koͤnne? darum ſoll man einen Unterſcheid un- ter den Naturen und Artzney-Mitteln hal- ten. Denn wie Panſa conſil. antipeſtif. 3. in der 18. Frag ſchreibet: was ſtarcke Naturen und erwachſene Leut ſeynd/ denen mag man wohl eine Artzney oft zweyfach eingeben. Denn gleich wie mancher gar ſtarcke Pur- gantien haben muß/ und dieſelbe wohl ver- tragen kan/ alſo kan eben ein ſolcher die Schweiß-treibende Mittel in groſſer Quan- titaͤt vertragen/ als andere/ die ſchwaͤchrer Natur ſeyn. Denn ſo man ſchwachen Natu- ren und der Jugend ſo viel auf einmal einge- ben ſolte/ moͤchte man dieſelbe allzuſehr uͤber- treiben/ die innerſte Waͤrme erſticken/ und alſo gantz und gar darnieder werffen/ und gebrauchet man erſtlich ein Mittel das gut iſt/ und erwartet hierauf der Operation. Wird deßwegen ein verſtaͤndiger Medicus ſonder einziges erinnern von ſelbſt Ziel und Maaß zu halten roiſſen. Uberfluͤſ- ſiger Ge- brauch deꝛ Artzney- en. Dieweil nun wie oben gedacht ein groſſer Unterſcheid der Naturen iſt zwiſchen Manns- und Weibs-Perſonen/ ſo iſt auch wie- Was bey Cur der Jung- frauen zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/197
Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/197>, abgerufen am 21.11.2024.