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Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

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Erörterung unterschiedener etc.
gestürtzt würde. Ja sagett mancher/ das
Kind ist seiner Mutter Artzt/ und ist ja bes-
ser/ man lasse das Kind sterben als die Mut-
ter/ ja/ wenn ja eines sterben soll/ so ist es
um vieler Ursachen willen freilich besser/ es
sterbe das Kind als die Mutter. Wie wäre
es aber meine kluge Plappertasche/ wenn
man sie beyde erhalten könte? wie dann/
solte es wohl ohnmöglich seyn? O nein/
wenn nur die Kranck heit nicht ohne das schon
die Oberhand hat/ daß weder Artzney noch
anderst was mehr helffen kan. Sonst die-
net in solchen Proceß, daß so bald es immer
möglich/ das Kindlein von der krancken
Mutter genommen/ und indeß einer andern
Säugerin anvertrauet werde/ oder da es
bereits 3. 4. 5. oder mehr Monat alt/ und
nicht matt/ mit Schar Wasser oder gefot-
ten Wasser/ von Wasser und Milch/ oder
von Wasser/ Hirschhorn/ und guten Ca-
nari Zucker/ etc. trincken. Der Mutter aber
wäre zu ordiniren einige junge Hündlein/
anzulegen/ wordurch sie der Schmertzen und
Ungelegenheitentgehen könte/ oder auch sich
von einer andern Frauen außsaugen liesse/
die gern den Pfennig verdienen/ oder wenn
solche auch nicht auffzubringen/ daß man
allerley nutzliche Milch-vertreibende Mittel
anordnete/ derer die Medici gern an Han-
den geben werden.

Wann
M 2

Eroͤrterung unterſchiedener ꝛc.
geſtuͤrtzt wuͤrde. Ja ſagett mancher/ das
Kind iſt ſeiner Mutter Artzt/ und iſt ja beſ-
ſer/ man laſſe das Kind ſterben als die Mut-
ter/ ja/ wenn ja eines ſterben ſoll/ ſo iſt es
um vieler Urſachen willen freilich beſſer/ es
ſterbe das Kind als die Mutter. Wie waͤre
es aber meine kluge Plappertaſche/ wenn
man ſie beyde erhalten koͤnte? wie dann/
ſolte es wohl ohnmoͤglich ſeyn? O nein/
wenn nur die Kranck heit nicht ohne das ſchon
die Oberhand hat/ daß weder Artzney noch
anderſt was mehr helffen kan. Sonſt die-
net in ſolchen Proceß, daß ſo bald es immer
moͤglich/ das Kindlein von der krancken
Mutter genommen/ und indeß einer andern
Saͤugerin anvertrauet werde/ oder da es
bereits 3. 4. 5. oder mehr Monat alt/ und
nicht matt/ mit Schar Waſſer oder gefot-
ten Waſſer/ von Waſſer und Milch/ oder
von Waſſer/ Hirſchhorn/ und guten Ca-
nari Zucker/ ꝛc. trincken. Der Mutter aber
waͤre zu ordiniren einige junge Huͤndlein/
anzulegen/ wordurch ſie der Schmertzen und
Ungelegenheitentgehen koͤnte/ oder auch ſich
von einer andern Frauen außſaugen lieſſe/
die gern den Pfennig verdienen/ oder wenn
ſolche auch nicht auffzubringen/ daß man
allerley nutzliche Milch-vertreibende Mittel
anordnete/ derer die Medici gern an Han-
den geben werden.

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[179/0201] Eroͤrterung unterſchiedener ꝛc. geſtuͤrtzt wuͤrde. Ja ſagett mancher/ das Kind iſt ſeiner Mutter Artzt/ und iſt ja beſ- ſer/ man laſſe das Kind ſterben als die Mut- ter/ ja/ wenn ja eines ſterben ſoll/ ſo iſt es um vieler Urſachen willen freilich beſſer/ es ſterbe das Kind als die Mutter. Wie waͤre es aber meine kluge Plappertaſche/ wenn man ſie beyde erhalten koͤnte? wie dann/ ſolte es wohl ohnmoͤglich ſeyn? O nein/ wenn nur die Kranck heit nicht ohne das ſchon die Oberhand hat/ daß weder Artzney noch anderſt was mehr helffen kan. Sonſt die- net in ſolchen Proceß, daß ſo bald es immer moͤglich/ das Kindlein von der krancken Mutter genommen/ und indeß einer andern Saͤugerin anvertrauet werde/ oder da es bereits 3. 4. 5. oder mehr Monat alt/ und nicht matt/ mit Schar Waſſer oder gefot- ten Waſſer/ von Waſſer und Milch/ oder von Waſſer/ Hirſchhorn/ und guten Ca- nari Zucker/ ꝛc. trincken. Der Mutter aber waͤre zu ordiniren einige junge Huͤndlein/ anzulegen/ wordurch ſie der Schmertzen und Ungelegenheitentgehen koͤnte/ oder auch ſich von einer andern Frauen außſaugen lieſſe/ die gern den Pfennig verdienen/ oder wenn ſolche auch nicht auffzubringen/ daß man allerley nutzliche Milch-vertreibende Mittel anordnete/ derer die Medici gern an Han- den geben werden. Wann M 2

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Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/201>, abgerufen am 21.11.2024.