Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.Das XV. Capitel. Hülff der angebohrnen Wärme so wohldurch Beystand der äussern den groben Uber- fluß/ als die Hefen zum theil absondert/ und zu Grund fallen läst/ das übrige aber/ wel- ches zu Gäscht wird/ über sich austreufft/ und in der Mitte des Fasses einen wohlge- schmackten reinen Wein behält/ also geschie- het es auch mit des Inficirten Blut/ welches durch die natürliche und umstehende Wär- me gereiniget und abgesondert wird/ zum theil durch den Stuhlgang/ zum theil auch durch den Schweiß. Wann nun der Gifft also gantz und gar aus dem Blut hinweg ist/ so rühret das Werck von der Natur her/ und läst die Kranckheit nach. Die Ebullitio cor- ruptiva aber wird von der angebohrnen Wärme zwar auch vollbracht/ doch in un- natürliche verwechselt/ das Ende aber ist nichts denn Fäulung und Corruptio. Denn ob wohl allerley Uberfluß auch in dieser Ebul- lition ausgetrieben wird/ so ist doch solche Expulsio allein symptomatica, und geschieht nur wegen des häuffigen Giffts/ der sich al- lein im Leib nicht kan auffhalten/ sondern heraus fallen muß. Und kan also der Ebul- litione perfectiva durch Unachtsamkeit/ leichtlich eine corruptiva entstehen. die Pa- tienten in rein Bett- Gewand Es ist auch bey einfältigen Leut gen im Ge- Kranck-
Das XV. Capitel. Huͤlff der angebohrnen Waͤrme ſo wohldurch Beyſtand der aͤuſſern den groben Uber- fluß/ als die Hefen zum theil abſondert/ und zu Grund fallen laͤſt/ das uͤbrige aber/ wel- ches zu Gaͤſcht wird/ uͤber ſich austreufft/ und in der Mitte des Faſſes einen wohlge- ſchmackten reinen Wein behaͤlt/ alſo geſchie- het es auch mit des Inficirten Blut/ welches durch die natuͤrliche und umſtehende Waͤr- me gereiniget und abgeſondert wird/ zum theil durch den Stuhlgang/ zum theil auch durch den Schweiß. Wann nun der Gifft alſo gantz und gar aus dem Blut hinweg iſt/ ſo ruͤhret das Werck von der Natur her/ und laͤſt die Kranckheit nach. Die Ebullitio cor- ruptiva aber wird von der angebohrnen Waͤrme zwar auch vollbracht/ doch in un- natuͤrliche verwechſelt/ das Ende aber iſt nichts denn Faͤulung und Corruptio. Denn ob wohl allerley Uberfluß auch in dieſer Ebul- lition ausgetrieben wird/ ſo iſt doch ſolche Expulſio allein ſymptomatica, und geſchieht nur wegen des haͤuffigen Giffts/ der ſich al- lein im Leib nicht kan auffhalten/ ſondern heraus fallen muß. Und kan alſo der Ebul- litione perfectiva durch Unachtſamkeit/ leichtlich eine corruptiva entſtehen. die Pa- tienten in rein Bett- Gewand Es iſt auch bey einfaͤltigen Leut gen im Ge- Kranck-
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Das XV. Capitel.
Huͤlff der angebohrnen Waͤrme ſo wohl
durch Beyſtand der aͤuſſern den groben Uber-
fluß/ als die Hefen zum theil abſondert/ und
zu Grund fallen laͤſt/ das uͤbrige aber/ wel-
ches zu Gaͤſcht wird/ uͤber ſich austreufft/
und in der Mitte des Faſſes einen wohlge-
ſchmackten reinen Wein behaͤlt/ alſo geſchie-
het es auch mit des Inficirten Blut/ welches
durch die natuͤrliche und umſtehende Waͤr-
me gereiniget und abgeſondert wird/ zum
theil durch den Stuhlgang/ zum theil auch
durch den Schweiß. Wann nun der Gifft
alſo gantz und gar aus dem Blut hinweg iſt/
ſo ruͤhret das Werck von der Natur her/ und
laͤſt die Kranckheit nach. Die Ebullitio cor-
ruptiva aber wird von der angebohrnen
Waͤrme zwar auch vollbracht/ doch in un-
natuͤrliche verwechſelt/ das Ende aber iſt
nichts denn Faͤulung und Corruptio. Denn
ob wohl allerley Uberfluß auch in dieſer Ebul-
lition ausgetrieben wird/ ſo iſt doch ſolche
Expulſio allein ſymptomatica, und geſchieht
nur wegen des haͤuffigen Giffts/ der ſich al-
lein im Leib nicht kan auffhalten/ ſondern
heraus fallen muß. Und kan alſo der Ebul-
litione perfectiva durch Unachtſamkeit/
leichtlich eine corruptiva entſtehen.
Es iſt auch bey einfaͤltigen Leut gen im Ge-
brauch/ ja ein groſſer Aberglaub eingeriſſen/
daß ſie dem Patienten/ welcher in groſſen
Schweiß gelegen/ und von Anfang der
Kranck-
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