Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.Das XVI. Capitel. eine Ader geöffnet werden. Denn man seheja/ daß durch Aderlassen ihrer viel zu rechter Zeit die Frucht in diese Welt gebohren/ wel- che sonst wegen Menge des Geblüts/ von welchem die Frucht erdämpfft und erstickt werden kan/ zu unrechter Zeit dieselbe bräch- ten. So giebt es auch die Erfahrung/ daß/ wenn Blut-reiche Weiber/ indem sie schwan- ger sind/ zu rechter Zeit Aderlassen/ die Kin- der nicht leichtlich so grindig werden/ als sonst. Zu dem fordert die Natur selbst eine Aderlaß/ indem das Geblüt zuweilen bey den Schwangern durch die Nase/ bißwei- len durch die Venas haemorrhoidales, biß- weilen per Cervicem uteri ausbricht/ wel- ches Galenus wohl selbsten observirt/ wie l. 6. de loc. aff. c. 5. Item comm. 60. s. 5. aphor. Ferner so stehen die Schwangere samt ihrer Frucht zur Zeit eines morbi acuti (wie die Pest vor allen andern ist) in keiner geringen Gefahr/ wie aphor. 31. s. 5. zu le- sen/ und ob die Aderlaß schon einer Frucht schadet/ so ist es doch besser/ es gehe die Frucht allein drauf/ wofern/ so wider Ver- hoffen eines von beyden drauf gehen müste/ und es anderst nicht seyn könte/ als zugleich auch die Mutter; Uber das darf man den Schwangern ja auch ein gelindes Solutivum geben/ warum denn nicht eine kleine Ader- laß gestatten/ bevorab wann sie im fünfften oder sechsten Monat geschehen kan/ und darne-
Das XVI. Capitel. eine Ader geoͤffnet werden. Denn man ſeheja/ daß durch Aderlaſſen ihrer viel zu rechter Zeit die Frucht in dieſe Welt gebohren/ wel- che ſonſt wegen Menge des Gebluͤts/ von welchem die Frucht erdaͤmpfft und erſtickt werden kan/ zu unrechter Zeit dieſelbe braͤch- ten. So giebt es auch die Erfahrung/ daß/ wenn Blut-reiche Weiber/ indem ſie ſchwan- ger ſind/ zu rechter Zeit Aderlaſſen/ die Kin- der nicht leichtlich ſo grindig werden/ als ſonſt. Zu dem fordert die Natur ſelbſt eine Aderlaß/ indem das Gebluͤt zuweilen bey den Schwangern durch die Naſe/ bißwei- len durch die Venas hæmorrhoidales, biß- weilen per Cervicem uteri ausbricht/ wel- ches Galenus wohl ſelbſten obſervirt/ wie l. 6. de loc. aff. c. 5. Item comm. 60. ſ. 5. aphor. Ferner ſo ſtehen die Schwangere ſamt ihrer Frucht zur Zeit eines morbi acuti (wie die Peſt vor allen andern iſt) in keiner geringen Gefahr/ wie aphor. 31. ſ. 5. zu le- ſen/ und ob die Aderlaß ſchon einer Frucht ſchadet/ ſo iſt es doch beſſer/ es gehe die Frucht allein drauf/ wofern/ ſo wider Ver- hoffen eines von beyden drauf gehen muͤſte/ und es anderſt nicht ſeyn koͤnte/ als zugleich auch die Mutter; Uber das darf man den Schwangern ja auch ein gelindes Solutivum geben/ warum denn nicht eine kleine Ader- laß geſtatten/ bevorab wann ſie im fuͤnfften oder ſechſten Monat geſchehen kan/ und darne-
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Das XVI. Capitel.
eine Ader geoͤffnet werden. Denn man ſehe
ja/ daß durch Aderlaſſen ihrer viel zu rechter
Zeit die Frucht in dieſe Welt gebohren/ wel-
che ſonſt wegen Menge des Gebluͤts/ von
welchem die Frucht erdaͤmpfft und erſtickt
werden kan/ zu unrechter Zeit dieſelbe braͤch-
ten. So giebt es auch die Erfahrung/ daß/
wenn Blut-reiche Weiber/ indem ſie ſchwan-
ger ſind/ zu rechter Zeit Aderlaſſen/ die Kin-
der nicht leichtlich ſo grindig werden/ als
ſonſt. Zu dem fordert die Natur ſelbſt eine
Aderlaß/ indem das Gebluͤt zuweilen bey
den Schwangern durch die Naſe/ bißwei-
len durch die Venas hæmorrhoidales, biß-
weilen per Cervicem uteri ausbricht/ wel-
ches Galenus wohl ſelbſten obſervirt/ wie
l. 6. de loc. aff. c. 5. Item comm. 60. ſ. 5.
aphor. Ferner ſo ſtehen die Schwangere
ſamt ihrer Frucht zur Zeit eines morbi acuti
(wie die Peſt vor allen andern iſt) in keiner
geringen Gefahr/ wie aphor. 31. ſ. 5. zu le-
ſen/ und ob die Aderlaß ſchon einer Frucht
ſchadet/ ſo iſt es doch beſſer/ es gehe die
Frucht allein drauf/ wofern/ ſo wider Ver-
hoffen eines von beyden drauf gehen muͤſte/
und es anderſt nicht ſeyn koͤnte/ als zugleich
auch die Mutter; Uber das darf man den
Schwangern ja auch ein gelindes Solutivum
geben/ warum denn nicht eine kleine Ader-
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