Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.Vom Aderlassen in Pest etc. würde mancher Patient seinen Geist aufge-ben müssen/ eher man sehen würde/ daß sich des Bluts Farb veränderte. Denn es fruch- tet auch wenig/ auf die Consistenz oder Farb zu sehen. Dann wenn man mercket/ daß so viel Blut gelauffen/ als die Kräffte entra- then können/ und die Grösse der Schwach- heit erfordert/ hat man nicht nöthig auf was mehrers zu sehen/ sondern kan die Ader nur verbinden. Wenn eine schwangere Frau an der PestOb man Nichts destoweniger/ wenn nur die In- eine
Vom Aderlaſſen in Peſt ꝛc. wuͤrde mancher Patient ſeinen Geiſt aufge-ben muͤſſen/ eher man ſehen wuͤrde/ daß ſich des Bluts Farb veraͤnderte. Denn es fruch- tet auch wenig/ auf die Conſiſtenz oder Farb zu ſehen. Dann wenn man mercket/ daß ſo viel Blut gelauffen/ als die Kraͤffte entra- then koͤnnen/ und die Groͤſſe der Schwach- heit erfordert/ hat man nicht noͤthig auf was mehrers zu ſehen/ ſondern kan die Ader nur verbinden. Wenn eine ſchwangere Frau an der PeſtOb man Nichts deſtoweniger/ wenn nur die In- eine
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0243" n="221"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Vom Aderlaſſen in Peſt ꝛc.</hi></fw><lb/> wuͤrde mancher Patient ſeinen Geiſt aufge-<lb/> ben muͤſſen/ eher man ſehen wuͤrde/ daß ſich<lb/> des Bluts Farb veraͤnderte. Denn es fruch-<lb/> tet auch wenig/ auf die <hi rendition="#aq">Conſiſtenz</hi> oder Farb<lb/> zu ſehen. Dann wenn man mercket/ daß ſo<lb/> viel Blut gelauffen/ als die Kraͤffte entra-<lb/> then koͤnnen/ und die Groͤſſe der Schwach-<lb/> heit erfordert/ hat man nicht noͤthig auf<lb/> was mehrers zu ſehen/ ſondern kan die Ader<lb/> nur verbinden.</p><lb/> <p>Wenn eine ſchwangere Frau an der Peſt<note place="right">Ob man<lb/> auch<lb/> ſchwan-<lb/> gern Wei-<lb/> bern<lb/> Ader laſ-<lb/> ſen darf.</note><lb/> lieget/ ſo fraget es ſich/ ob man derſelben<lb/> ſonder Beſchaͤdigung der Leibs-Frucht<lb/> Ader laſſen koͤnte? Ob nun wohl <hi rendition="#aq">Hyppo-<lb/> crates aphor. 30. S.</hi> 5. ſchreibt/ daß ein<lb/> ſchwanger Weib unrichtig komme/ wenn<lb/> man ihr eine Ader oͤffnet/ ſonderlich wenn<lb/> das Kind ſchon groß ſey. Deſſen <hi rendition="#aq">Galenus in<lb/> commento</hi> die Urſach giebt/ nemlich weil<lb/> das Kind durch Aderlaſſen feiner Nahrung<lb/> beraubet wuͤrde/ und ſolcher gleichwohl um<lb/> ſo vielmehr beduͤrffe/ je groͤſſer und ſtaͤrcker<lb/> es waͤre/ und andere Urſachen mehr: Es iſt<lb/> aber allhier des <hi rendition="#aq">Hyppocratis Aphoriſmus</hi><lb/> auf gewiſſe Maſſe und Weiſe zu verſtehen/<lb/> und nicht freventlich/ ſondern mit verſtaͤn-<lb/> digem Nachſinnen zu <hi rendition="#aq">practici</hi>ren.</p><lb/> <p>Nichts deſtoweniger/ wenn nur die <hi rendition="#aq">In-<lb/> dication venæſectionis</hi> vorhanden/ und die<lb/> Kraͤffte noch nicht abgenommen/ kan einer<lb/> ſchwangern Frauen eben ſo nuͤtzlich als andern<lb/> <fw place="bottom" type="catch">eine</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [221/0243]
Vom Aderlaſſen in Peſt ꝛc.
wuͤrde mancher Patient ſeinen Geiſt aufge-
ben muͤſſen/ eher man ſehen wuͤrde/ daß ſich
des Bluts Farb veraͤnderte. Denn es fruch-
tet auch wenig/ auf die Conſiſtenz oder Farb
zu ſehen. Dann wenn man mercket/ daß ſo
viel Blut gelauffen/ als die Kraͤffte entra-
then koͤnnen/ und die Groͤſſe der Schwach-
heit erfordert/ hat man nicht noͤthig auf
was mehrers zu ſehen/ ſondern kan die Ader
nur verbinden.
Wenn eine ſchwangere Frau an der Peſt
lieget/ ſo fraget es ſich/ ob man derſelben
ſonder Beſchaͤdigung der Leibs-Frucht
Ader laſſen koͤnte? Ob nun wohl Hyppo-
crates aphor. 30. S. 5. ſchreibt/ daß ein
ſchwanger Weib unrichtig komme/ wenn
man ihr eine Ader oͤffnet/ ſonderlich wenn
das Kind ſchon groß ſey. Deſſen Galenus in
commento die Urſach giebt/ nemlich weil
das Kind durch Aderlaſſen feiner Nahrung
beraubet wuͤrde/ und ſolcher gleichwohl um
ſo vielmehr beduͤrffe/ je groͤſſer und ſtaͤrcker
es waͤre/ und andere Urſachen mehr: Es iſt
aber allhier des Hyppocratis Aphoriſmus
auf gewiſſe Maſſe und Weiſe zu verſtehen/
und nicht freventlich/ ſondern mit verſtaͤn-
digem Nachſinnen zu practiciren.
Ob man
auch
ſchwan-
gern Wei-
bern
Ader laſ-
ſen darf.
Nichts deſtoweniger/ wenn nur die In-
dication venæſectionis vorhanden/ und die
Kraͤffte noch nicht abgenommen/ kan einer
ſchwangern Frauen eben ſo nuͤtzlich als andern
eine
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |