Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.Das III. Capitel. kranck gelegen/ soll man für allen Dingenmeyden/ sich auch nicht frefeler Weise auff solche legen/ noch der Verstorbenen Kleider angreiffen/ oder in sein Hauß bringen/ dann hierdurch manch Hauß vergifftet und die Menschen umbs Leben bracht worden. De- rowegen zu erinnern nöthig/ daß man ja der Verstorbenen Kleider und Bett-Gewandt nicht von den Oertern/ da er gestorben/ an reine Oerter trage/ oder auff dem Krämpel- marckt feyl haben lasse. Vielmal haben auch gesunde Leut das Pest-Gifft an ihren Kleidern hangen/ und stecken damit Gesun- de an/ sie aber hleiben unverletzt. Dem Geld will auch auffgebürdet werden/ daß ein Gifft daran klebe/ aber es ist auch eine Einbildung/ wer dennoch dessen sicherer seyn will/ kan das Geld in Essig legen und wa- schen/ die Brieff aber wohl räuchern lassen- Kirchen- gehen.Viele seynd auch der Meynung/ daß man solcher Zeit die Kirchen nicht besuchen solle/ weil vielerley Schwaden von der Menge der Leute allda ausgelassen und von Gesunden eingeathmet werde; allein diese Meynung will kein Statt finden: denn bekannt ist/ daß allzeit die Kirchen mit gutem Räucherwerck versehen/ auch obenher Fenster und Lufftlö- cher geöffnet werden/ wordurch solcher Schwaden ausrauchen kan. Sonst auch belernet uns unser Christenthum/ daß wir uns von keiner Ursach wegen der Versammlung Christ-
Das III. Capitel. kranck gelegen/ ſoll man fuͤr allen Dingenmeyden/ ſich auch nicht frefeler Weiſe auff ſolche legen/ noch der Verſtorbenen Kleider angreiffen/ oder in ſein Hauß bringen/ dann hierdurch manch Hauß vergifftet und die Menſchen umbs Leben bracht worden. De- rowegen zu erinnern noͤthig/ daß man ja der Verſtorbenen Kleider und Bett-Gewandt nicht von den Oertern/ da er geſtorben/ an reine Oerter trage/ oder auff dem Kraͤmpel- marckt feyl haben laſſe. Vielmal haben auch geſunde Leut das Peſt-Gifft an ihren Kleidern hangen/ und ſtecken damit Geſun- de an/ ſie aber hleiben unverletzt. Dem Geld will auch auffgebuͤrdet werden/ daß ein Gifft daran klebe/ aber es iſt auch eine Einbildung/ wer dennoch deſſen ſicherer ſeyn will/ kan das Geld in Eſſig legen und wa- ſchen/ die Brieff aber wohl raͤuchern laſſen- Kirchen- gehen.Viele ſeynd auch der Meynung/ daß man ſolcher Zeit die Kirchen nicht beſuchen ſolle/ weil vielerley Schwaden von der Menge der Leute allda ausgelaſſen und von Geſunden eingeathmet werde; allein dieſe Meynung will kein Statt finden: denn bekannt iſt/ daß allzeit die Kirchen mit gutem Raͤucherwerck verſehen/ auch obenher Fenſter und Lufftloͤ- cher geoͤffnet werden/ wordurch ſolcher Schwaden ausrauchen kan. Sonſt auch belernet uns unſer Chriſtenthum/ daß wir uns von keiner Urſach wegen der Verſammlung Chriſt-
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Das III. Capitel.
kranck gelegen/ ſoll man fuͤr allen Dingen
meyden/ ſich auch nicht frefeler Weiſe auff
ſolche legen/ noch der Verſtorbenen Kleider
angreiffen/ oder in ſein Hauß bringen/ dann
hierdurch manch Hauß vergifftet und die
Menſchen umbs Leben bracht worden. De-
rowegen zu erinnern noͤthig/ daß man ja der
Verſtorbenen Kleider und Bett-Gewandt
nicht von den Oertern/ da er geſtorben/ an
reine Oerter trage/ oder auff dem Kraͤmpel-
marckt feyl haben laſſe. Vielmal haben
auch geſunde Leut das Peſt-Gifft an ihren
Kleidern hangen/ und ſtecken damit Geſun-
de an/ ſie aber hleiben unverletzt. Dem
Geld will auch auffgebuͤrdet werden/ daß
ein Gifft daran klebe/ aber es iſt auch eine
Einbildung/ wer dennoch deſſen ſicherer ſeyn
will/ kan das Geld in Eſſig legen und wa-
ſchen/ die Brieff aber wohl raͤuchern laſſen-
Viele ſeynd auch der Meynung/ daß man
ſolcher Zeit die Kirchen nicht beſuchen ſolle/
weil vielerley Schwaden von der Menge der
Leute allda ausgelaſſen und von Geſunden
eingeathmet werde; allein dieſe Meynung
will kein Statt finden: denn bekannt iſt/ daß
allzeit die Kirchen mit gutem Raͤucherwerck
verſehen/ auch obenher Fenſter und Lufftloͤ-
cher geoͤffnet werden/ wordurch ſolcher
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