Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

Bild:
<< vorherige Seite

Bericht von der Pest.
Christlicher Gemeinde in der Kirchen entzie-
hen sollen/ dann in solcher Versammlung ist
GOtt der HErr selbst mitten unter ihnen/
Matth. 8. v. 20. Wie solten wir uns denn
förchten können? Unter den Personen/ wel-Wie einer
für dem
andern
mit der
Pest an-
griffen
wird.

che leichter als andere angesteckt werden/ wol-
len einige auch ein Unterscheid machen/ und
sagen/ daß die Sanguinei und Cholerici oder
Bilosi viel eher als Phlegmatici und Melan-
cholici
die Pest an sich bekommen: deßglei-
chen die/ welche im Neu- oder Vollmonden
gebohren/ sollen jederzeit mehr in Gefahr der
Pest als andere gelebet haben. Ebener ge-
stalt werden auch die Knaben/ Jungfrauen
und Jünglinge eher als alte Leut/ doch ehe
Weibs-Personen als die Manns-Personen/
die schwangern Weiber eher als andere Wei-
ber überfallen. Deßgleichen auch müssen
die Faullentzer/ Müssiggänger/ die auff der
Bärenhaut liegen/ viel eher an Tantz/ als
die/ welche nach Gelegenheit der Kräfften et-
was arbeiten. Auch werden die Arme eher
als die Reichen/ die Fresser/ Säuffer und
Brandwein-Brüder eher/ als die sich mässig
halten/ und die Forchtsame eher als die Be-
hertzten angegriffen. Von allen diesen Ur-
sachen wäre allhier vonnöthen etwas weit-
läuffiger zu handlen/ weil es aber der Platz
allhier nicht leyden will/ kan es biß zu ande-
rer Gelegenheit versparet werden. Indessen
bleibt es darbey/ daß die Pest allezeit die Ort

suche/

Bericht von der Peſt.
Chriſtlicher Gemeinde in der Kirchen entzie-
hen ſollen/ dann in ſolcher Verſammlung iſt
GOtt der HErr ſelbſt mitten unter ihnen/
Matth. 8. v. 20. Wie ſolten wir uns denn
foͤrchten koͤnnen? Unter den Perſonen/ wel-Wie einer
fuͤr dem
andern
mit der
Peſt an-
griffen
wird.

che leichter als andere angeſteckt werden/ wol-
len einige auch ein Unterſcheid machen/ und
ſagen/ daß die Sanguinei und Cholerici oder
Biloſi viel eher als Phlegmatici und Melan-
cholici
die Peſt an ſich bekommen: deßglei-
chen die/ welche im Neu- oder Vollmonden
gebohren/ ſollen jederzeit mehr in Gefahr der
Peſt als andere gelebet haben. Ebener ge-
ſtalt werden auch die Knaben/ Jungfrauen
und Juͤnglinge eher als alte Leut/ doch ehe
Weibs-Perſonen als die Manns-Perſonen/
die ſchwangern Weiber eher als andere Wei-
ber uͤberfallen. Deßgleichen auch muͤſſen
die Faullentzer/ Muͤſſiggaͤnger/ die auff der
Baͤrenhaut liegen/ viel eher an Tantz/ als
die/ welche nach Gelegenheit der Kraͤfften et-
was arbeiten. Auch werden die Arme eher
als die Reichen/ die Freſſer/ Saͤuffer und
Brandwein-Bruͤder eher/ als die ſich maͤſſig
halten/ und die Forchtſame eher als die Be-
hertzten angegriffen. Von allen dieſen Ur-
ſachen waͤre allhier vonnoͤthen etwas weit-
laͤuffiger zu handlen/ weil es aber der Platz
allhier nicht leyden will/ kan es biß zu ande-
rer Gelegenheit verſparet werden. Indeſſen
bleibt es darbey/ daß die Peſt allezeit die Ort

ſuche/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0037" n="15"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Bericht von der Pe&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
Chri&#x017F;tlicher Gemeinde in der Kirchen entzie-<lb/>
hen &#x017F;ollen/ dann in &#x017F;olcher Ver&#x017F;ammlung i&#x017F;t<lb/>
GOtt der HErr &#x017F;elb&#x017F;t mitten unter ihnen/<lb/><hi rendition="#aq">Matth. 8. v.</hi> 20. Wie &#x017F;olten wir uns denn<lb/>
fo&#x0364;rchten ko&#x0364;nnen? Unter den Per&#x017F;onen/ wel-<note place="right">Wie einer<lb/>
fu&#x0364;r dem<lb/>
andern<lb/>
mit der<lb/>
Pe&#x017F;t an-<lb/>
griffen<lb/>
wird.</note><lb/>
che leichter als andere ange&#x017F;teckt werden/ wol-<lb/>
len einige auch ein Unter&#x017F;cheid machen/ und<lb/>
&#x017F;agen/ daß die <hi rendition="#aq">Sanguinei</hi> und <hi rendition="#aq">Cholerici</hi> oder<lb/><hi rendition="#aq">Bilo&#x017F;i</hi> viel eher als <hi rendition="#aq">Phlegmatici</hi> und <hi rendition="#aq">Melan-<lb/>
cholici</hi> die Pe&#x017F;t an &#x017F;ich bekommen: deßglei-<lb/>
chen die/ welche im Neu- oder Vollmonden<lb/>
gebohren/ &#x017F;ollen jederzeit mehr in Gefahr der<lb/>
Pe&#x017F;t als andere gelebet haben. Ebener ge-<lb/>
&#x017F;talt werden auch die Knaben/ Jungfrauen<lb/>
und Ju&#x0364;nglinge eher als alte Leut/ doch ehe<lb/>
Weibs-Per&#x017F;onen als die Manns-Per&#x017F;onen/<lb/>
die &#x017F;chwangern Weiber eher als andere Wei-<lb/>
ber u&#x0364;berfallen. Deßgleichen auch mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
die Faullentzer/ Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igga&#x0364;nger/ die auff der<lb/>
Ba&#x0364;renhaut liegen/ viel eher an Tantz/ als<lb/>
die/ welche nach Gelegenheit der Kra&#x0364;fften et-<lb/>
was arbeiten. Auch werden die Arme eher<lb/>
als die Reichen/ die Fre&#x017F;&#x017F;er/ Sa&#x0364;uffer und<lb/>
Brandwein-Bru&#x0364;der eher/ als die &#x017F;ich ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig<lb/>
halten/ und die Forcht&#x017F;ame eher als die Be-<lb/>
hertzten angegriffen. Von allen die&#x017F;en Ur-<lb/>
&#x017F;achen wa&#x0364;re allhier vonno&#x0364;then etwas weit-<lb/>
la&#x0364;uffiger zu handlen/ weil es aber der Platz<lb/>
allhier nicht leyden will/ kan es biß zu ande-<lb/>
rer Gelegenheit ver&#x017F;paret werden. Inde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
bleibt es darbey/ daß die Pe&#x017F;t allezeit die Ort<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;uche/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0037] Bericht von der Peſt. Chriſtlicher Gemeinde in der Kirchen entzie- hen ſollen/ dann in ſolcher Verſammlung iſt GOtt der HErr ſelbſt mitten unter ihnen/ Matth. 8. v. 20. Wie ſolten wir uns denn foͤrchten koͤnnen? Unter den Perſonen/ wel- che leichter als andere angeſteckt werden/ wol- len einige auch ein Unterſcheid machen/ und ſagen/ daß die Sanguinei und Cholerici oder Biloſi viel eher als Phlegmatici und Melan- cholici die Peſt an ſich bekommen: deßglei- chen die/ welche im Neu- oder Vollmonden gebohren/ ſollen jederzeit mehr in Gefahr der Peſt als andere gelebet haben. Ebener ge- ſtalt werden auch die Knaben/ Jungfrauen und Juͤnglinge eher als alte Leut/ doch ehe Weibs-Perſonen als die Manns-Perſonen/ die ſchwangern Weiber eher als andere Wei- ber uͤberfallen. Deßgleichen auch muͤſſen die Faullentzer/ Muͤſſiggaͤnger/ die auff der Baͤrenhaut liegen/ viel eher an Tantz/ als die/ welche nach Gelegenheit der Kraͤfften et- was arbeiten. Auch werden die Arme eher als die Reichen/ die Freſſer/ Saͤuffer und Brandwein-Bruͤder eher/ als die ſich maͤſſig halten/ und die Forchtſame eher als die Be- hertzten angegriffen. Von allen dieſen Ur- ſachen waͤre allhier vonnoͤthen etwas weit- laͤuffiger zu handlen/ weil es aber der Platz allhier nicht leyden will/ kan es biß zu ande- rer Gelegenheit verſparet werden. Indeſſen bleibt es darbey/ daß die Peſt allezeit die Ort ſuche/ Wie einer fuͤr dem andern mit der Peſt an- griffen wird.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/37
Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/37>, abgerufen am 02.05.2024.