Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.Das XX. Capitel. fangensoll.(dann sich sonst das Gifft damit vermenget/ im Gemach austheilet/ und leicht von den Umstehenden eingeathmet werden kan) nahe bey ihm zu stellen/ oder in etlichen Gefässen im Gemach hin und her zu setzen/ zuvor aber weich Brod darein zu legen/ dann sich offt begeben/ daß das Gifft war zum theil ins Brod bracht/ zum theil wie ein blauer Zun- der sich auffs Wasser geleget/ wordurch die Umstehende verschonet blieben: solch Was- ser soll man hernach/ wenn es ein Weil ge- standen/ ungerüttet an ein Ort/ da niemand zu schaffen hat/ gegossen werden. Dieses alles ist fleissig zu beobachten/ insonderheit was vom Athem der Sterbenden gemeldet worden. Denn ich achte dafür/ schreibt Vor dem Braden der Ster- benden soll man sich hüten.Herlitius im 13. Cap. daß der vergifftete A- them am stärckesten und gefährlichsten sey/ wenn der Mensch jetzund stirbt/ denn wenn der Verstorbene noch warm ist/ gehet die rech- te Substantia des Giffts am meisten von dem Menschen; Ursach ist der verschlossene giff- tige Spiritus, derselbe bricht erst mit dem letz- ten Dampff aus dem Menschen herfür/ als der keine Temperatur und Erhaltung mehr hat/ indem der Athem ausgehet/ sondern rau- chet und dämpffet für sich selbst/ und gehet in die nächste äusserste Lufft desselben Ge- machs/ wo der Krancke lieget/ bleibt auch nächst bey dem Krancken in der Lufft schwe- bend: Ja man siehet vielmals eigentlich/ wie ein
Das XX. Capitel. fangenſoll.(dann ſich ſonſt das Gifft damit vermenget/ im Gemach austheilet/ und leicht von den Umſtehenden eingeathmet werden kan) nahe bey ihm zu ſtellen/ oder in etlichen Gefaͤſſen im Gemach hin und her zu ſetzen/ zuvor aber weich Brod darein zu legen/ dann ſich offt begeben/ daß das Gifft war zum theil ins Brod bracht/ zum theil wie ein blauer Zun- der ſich auffs Waſſer geleget/ wordurch die Umſtehende verſchonet blieben: ſolch Waſ- ſer ſoll man hernach/ wenn es ein Weil ge- ſtanden/ ungeruͤttet an ein Ort/ da niemand zu ſchaffen hat/ gegoſſen werden. Dieſes alles iſt fleiſſig zu beobachten/ inſonderheit was vom Athem der Sterbenden gemeldet worden. Denn ich achte dafuͤr/ ſchreibt Vor dem Braden der Ster- benden ſoll man ſich huͤten.Herlitius im 13. Cap. daß der vergifftete A- them am ſtaͤrckeſten und gefaͤhrlichſten ſey/ wenn der Menſch jetzund ſtirbt/ denn wenn der Verſtorbene noch warm iſt/ gehet die rech- te Subſtantia des Giffts am meiſten von dem Menſchen; Urſach iſt der verſchloſſene giff- tige Spiritus, derſelbe bricht erſt mit dem letz- ten Dampff aus dem Menſchen herfuͤr/ als der keine Temperatur und Erhaltung mehr hat/ indem der Athem ausgehet/ ſondern rau- chet und daͤmpffet fuͤr ſich ſelbſt/ und gehet in die naͤchſte aͤuſſerſte Lufft deſſelben Ge- machs/ wo der Krancke lieget/ bleibt auch naͤchſt bey dem Krancken in der Lufft ſchwe- bend: Ja man ſiehet vielmals eigentlich/ wie ein
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Das XX. Capitel.
(dann ſich ſonſt das Gifft damit vermenget/
im Gemach austheilet/ und leicht von den
Umſtehenden eingeathmet werden kan) nahe
bey ihm zu ſtellen/ oder in etlichen Gefaͤſſen
im Gemach hin und her zu ſetzen/ zuvor aber
weich Brod darein zu legen/ dann ſich offt
begeben/ daß das Gifft war zum theil ins
Brod bracht/ zum theil wie ein blauer Zun-
der ſich auffs Waſſer geleget/ wordurch die
Umſtehende verſchonet blieben: ſolch Waſ-
ſer ſoll man hernach/ wenn es ein Weil ge-
ſtanden/ ungeruͤttet an ein Ort/ da niemand
zu ſchaffen hat/ gegoſſen werden. Dieſes
alles iſt fleiſſig zu beobachten/ inſonderheit
was vom Athem der Sterbenden gemeldet
worden. Denn ich achte dafuͤr/ ſchreibt
Herlitius im 13. Cap. daß der vergifftete A-
them am ſtaͤrckeſten und gefaͤhrlichſten ſey/
wenn der Menſch jetzund ſtirbt/ denn wenn
der Verſtorbene noch warm iſt/ gehet die rech-
te Subſtantia des Giffts am meiſten von dem
Menſchen; Urſach iſt der verſchloſſene giff-
tige Spiritus, derſelbe bricht erſt mit dem letz-
ten Dampff aus dem Menſchen herfuͤr/ als
der keine Temperatur und Erhaltung mehr
hat/ indem der Athem ausgehet/ ſondern rau-
chet und daͤmpffet fuͤr ſich ſelbſt/ und gehet
in die naͤchſte aͤuſſerſte Lufft deſſelben Ge-
machs/ wo der Krancke lieget/ bleibt auch
naͤchſt bey dem Krancken in der Lufft ſchwe-
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ein
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ſoll.
Vor dem
Braden
der Ster-
benden ſoll
man ſich
huͤten.
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Zitationshilfe: | Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/420>, abgerufen am 16.02.2025. |