Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

Bild:
<< vorherige Seite

Von praeservirenden Artzneyen.
gem Rathhauß/ als an einem sonst unge-
wöhnlichen Ort/ häuffig Toback geschmau-
chet: Ich kan aber nicht glauben/ daß sol-
cher Geruch den schwachen und krancken Pa-
tienten dienlich seyn kan/ sondern daß die Le-
bens-Geister durch solchen Gestanck vielmehr
geschwächet werden.


Das VIII. Capitel.
Von praeservirenden MittelnDas VIII.
Capitel.

für Arm und Reiche.

NAch dem wir in vorigem Capitel der
praeservirenden Rauchwerck für
Arm und Reiche Meldung gethan/
so soll auch allhier fortgefahren und
der innerlichen praeservirenden Medicamen-
ten gedacht werden. Anfänglich der Rei-Reiche
Leut wol-
len all zeit
den Vor-
zug in Me-
dicamen-

ten haben.

chen ihre Mittel betreffende/ so finden sich ei-
nige/ welchen keine Artzney/ die wolfeil seyn/
und eben auch gute Hülff thun/ gebrauchen
wollen/ sondern halten davor/ was nicht viel
Geld koste/ das werde auch nicht viel helffen
oder Krafft haben; oder ob sie schon an der
Krafft und Tugend auch nicht zweiffeln/ so
wollen sie doch für den Armen einen Vorzug
haben/ und mit etwas anders bedient seyn.
Manche/ ob sie schon wissen/ daß bey den je-
nigen/ so täglich antidota brauchen/ der Gifft
nicht leichtlich hafften mag/ auch da sie über
Zuversicht befallen werden/ sicherer und schleu-

niger
D 2

Von præſervirenden Artzneyen.
gem Rathhauß/ als an einem ſonſt unge-
woͤhnlichen Ort/ haͤuffig Toback geſchmau-
chet: Ich kan aber nicht glauben/ daß ſol-
cher Geruch den ſchwachen und krancken Pa-
tienten dienlich ſeyn kan/ ſondern daß die Le-
bens-Geiſter durch ſolchen Geſtanck vielmehr
geſchwaͤchet werden.


Das VIII. Capitel.
Von præſervirenden MittelnDas VIII.
Capitel.

fuͤr Arm und Reiche.

NAch dem wir in vorigem Capitel der
præſervirenden Rauchwerck fuͤr
Arm und Reiche Meldung gethan/
ſo ſoll auch allhier fortgefahren und
der innerlichen præſervirenden Medicamen-
ten gedacht werden. Anfaͤnglich der Rei-Reiche
Leut wol-
len all zeit
den Vor-
zug in Me-
dicamen-

ten haben.

chen ihre Mittel betreffende/ ſo finden ſich ei-
nige/ welchen keine Artzney/ die wolfeil ſeyn/
und eben auch gute Huͤlff thun/ gebrauchen
wollen/ ſondern halten davor/ was nicht viel
Geld koſte/ das werde auch nicht viel helffen
oder Krafft haben; oder ob ſie ſchon an der
Krafft und Tugend auch nicht zweiffeln/ ſo
wollen ſie doch fuͤr den Armen einen Vorzug
haben/ und mit etwas anders bedient ſeyn.
Manche/ ob ſie ſchon wiſſen/ daß bey den je-
nigen/ ſo taͤglich antidota brauchen/ der Gifft
nicht leichtlich hafften mag/ auch da ſie uͤber
Zuverſicht befallen werden/ ſicherer und ſchleu-

niger
D 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="recipe" n="2">
          <p><pb facs="#f0073" n="51"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Von</hi><hi rendition="#aq">præ&#x017F;ervi</hi><hi rendition="#fr">renden Artzneyen.</hi></fw><lb/>
gem Rathhauß/ als an einem &#x017F;on&#x017F;t unge-<lb/>
wo&#x0364;hnlichen Ort/ ha&#x0364;uffig Toback ge&#x017F;chmau-<lb/>
chet: Ich kan aber nicht glauben/ daß &#x017F;ol-<lb/>
cher Geruch den &#x017F;chwachen und krancken Pa-<lb/>
tienten dienlich &#x017F;eyn kan/ &#x017F;ondern daß die Le-<lb/>
bens-Gei&#x017F;ter durch &#x017F;olchen Ge&#x017F;tanck vielmehr<lb/>
ge&#x017F;chwa&#x0364;chet werden.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq">VIII.</hi> <hi rendition="#fr">Capitel.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Von</hi> <hi rendition="#aq">præ&#x017F;ervi</hi> <hi rendition="#b">renden Mitteln</hi> <note place="right">Das <hi rendition="#aq">VIII.</hi><lb/>
Capitel.</note><lb/> <hi rendition="#b">fu&#x0364;r Arm und Reiche.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">N</hi>Ach dem wir in vorigem Capitel der<lb/><hi rendition="#aq">præ&#x017F;ervi</hi>renden Rauchwerck fu&#x0364;r<lb/>
Arm und Reiche Meldung gethan/<lb/>
&#x017F;o &#x017F;oll auch allhier fortgefahren und<lb/>
der innerlichen <hi rendition="#aq">præ&#x017F;ervi</hi>renden <hi rendition="#aq">Medicamen-</hi><lb/>
ten gedacht werden. Anfa&#x0364;nglich der Rei-<note place="right">Reiche<lb/>
Leut wol-<lb/>
len all zeit<lb/>
den Vor-<lb/>
zug in <hi rendition="#aq">Me-<lb/>
dicamen-</hi><lb/>
ten haben.</note><lb/>
chen ihre Mittel betreffende/ &#x017F;o finden &#x017F;ich ei-<lb/>
nige/ welchen keine Artzney/ die wolfeil &#x017F;eyn/<lb/>
und eben auch gute Hu&#x0364;lff thun/ gebrauchen<lb/>
wollen/ &#x017F;ondern halten davor/ was nicht viel<lb/>
Geld ko&#x017F;te/ das werde auch nicht viel helffen<lb/>
oder Krafft haben; oder ob &#x017F;ie &#x017F;chon an der<lb/>
Krafft und Tugend auch nicht zweiffeln/ &#x017F;o<lb/>
wollen &#x017F;ie doch fu&#x0364;r den Armen einen Vorzug<lb/>
haben/ und mit etwas anders bedient &#x017F;eyn.<lb/>
Manche/ ob &#x017F;ie &#x017F;chon wi&#x017F;&#x017F;en/ daß bey den je-<lb/>
nigen/ &#x017F;o ta&#x0364;glich <hi rendition="#aq">antidota</hi> brauchen/ der Gifft<lb/>
nicht leichtlich hafften mag/ auch da &#x017F;ie u&#x0364;ber<lb/>
Zuver&#x017F;icht befallen werden/ &#x017F;icherer und &#x017F;chleu-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 2</fw><fw place="bottom" type="catch">niger</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0073] Von præſervirenden Artzneyen. gem Rathhauß/ als an einem ſonſt unge- woͤhnlichen Ort/ haͤuffig Toback geſchmau- chet: Ich kan aber nicht glauben/ daß ſol- cher Geruch den ſchwachen und krancken Pa- tienten dienlich ſeyn kan/ ſondern daß die Le- bens-Geiſter durch ſolchen Geſtanck vielmehr geſchwaͤchet werden. Das VIII. Capitel. Von præſervirenden Mitteln fuͤr Arm und Reiche. NAch dem wir in vorigem Capitel der præſervirenden Rauchwerck fuͤr Arm und Reiche Meldung gethan/ ſo ſoll auch allhier fortgefahren und der innerlichen præſervirenden Medicamen- ten gedacht werden. Anfaͤnglich der Rei- chen ihre Mittel betreffende/ ſo finden ſich ei- nige/ welchen keine Artzney/ die wolfeil ſeyn/ und eben auch gute Huͤlff thun/ gebrauchen wollen/ ſondern halten davor/ was nicht viel Geld koſte/ das werde auch nicht viel helffen oder Krafft haben; oder ob ſie ſchon an der Krafft und Tugend auch nicht zweiffeln/ ſo wollen ſie doch fuͤr den Armen einen Vorzug haben/ und mit etwas anders bedient ſeyn. Manche/ ob ſie ſchon wiſſen/ daß bey den je- nigen/ ſo taͤglich antidota brauchen/ der Gifft nicht leichtlich hafften mag/ auch da ſie uͤber Zuverſicht befallen werden/ ſicherer und ſchleu- niger Reiche Leut wol- len all zeit den Vor- zug in Me- dicamen- ten haben. D 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/73
Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/73>, abgerufen am 09.11.2024.