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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.

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Wolke sich vermuthlich, so wie die Schweife der Feuerkugeln, als
matt leuchtend gezeigt; es war aber kurz nach Mittag, und so
konnte ihr matter Glanz wohl im Tageslichte unsichtbar werden.
Die Menschen, die sich im Freien befanden, sahen größere und
kleinere Steine, zum Theil mit einem sie in Schrecken setzenden
Getöse herabfallen, und bei der genauen Untersuchung fand sich, daß
auf einem länglich ovalen Raume die größten Steine am südöstlichen
Ende, die kleinsten am nordwestlichen Ende herabgefallen waren.

Ungefehr eben so sind die Berichte über alle Steinregen, nur
mit dem Unterschiede, daß selten die Zahl der Steine so groß ist,
indem zuweilen nur von einem Steine oder von einigen wenigen
Stücken die Rede ist. *).

Die Rechnung, die man führen müßte, um zu bestimmen,
mit welcher Geschwindigkeit ein vom Monde aus geworfener Körper
zur Erde gelangen würde, ist etwas schwierig, da der allmählig
immer weiter sich vom Monde entfernende Körper immer weniger
von ihm und immer stärker von der Erde angezogen wird, und
daher, nachdem er eine erhebliche Entfernung erlangt hat, seine
Geschwindigkeit langsamer verliert, als zu Anfang; man kann
indeß diese Schwierigkeit überwinden, wenn man in der Entfer-
nung = 860 Meilen (welches der Halbmesser der Erde ist), die
Kraft = , also den Verlust an Geschwindigkeit = = 2/5
Fuß in 1 Secunde, in 1720 Meilen Entfernung den Verlust an
Geschwindigkeit = 1/4 2/5 Fuß in 1 Secunde und so ferner setzt, und
so stationenweise fortrechnet. Der so vom Monde auf die Erde
fallende Körper würde auf der Erde mit etwa 34000 Fuß Ge-
schwindigkeit in der Secunde ankommen.

Masse der Sonne.

Daß der Mond eine nur so starke Anziehungskraft als die
Erde besitzt, hat man theils aus seiner Wirkung auf das Meer,
welche sich in der Ebbe und Fluth zeigt, theils aus den Störungen,
die er im Laufe der Erde hervorbringt, geschlossen; bei der Sonne
läßt sich das Maaß der Anziehungskraft leichter finden. Nach dem

*) Viele Nachrichten stehen in Gilberts Annalen, wo das Re-
gister über alle Bände im Art. Meteormassen sie angiebt.
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Wolke ſich vermuthlich, ſo wie die Schweife der Feuerkugeln, als
matt leuchtend gezeigt; es war aber kurz nach Mittag, und ſo
konnte ihr matter Glanz wohl im Tageslichte unſichtbar werden.
Die Menſchen, die ſich im Freien befanden, ſahen groͤßere und
kleinere Steine, zum Theil mit einem ſie in Schrecken ſetzenden
Getoͤſe herabfallen, und bei der genauen Unterſuchung fand ſich, daß
auf einem laͤnglich ovalen Raume die groͤßten Steine am ſuͤdoͤſtlichen
Ende, die kleinſten am nordweſtlichen Ende herabgefallen waren.

Ungefehr eben ſo ſind die Berichte uͤber alle Steinregen, nur
mit dem Unterſchiede, daß ſelten die Zahl der Steine ſo groß iſt,
indem zuweilen nur von einem Steine oder von einigen wenigen
Stuͤcken die Rede iſt. *).

Die Rechnung, die man fuͤhren muͤßte, um zu beſtimmen,
mit welcher Geſchwindigkeit ein vom Monde aus geworfener Koͤrper
zur Erde gelangen wuͤrde, iſt etwas ſchwierig, da der allmaͤhlig
immer weiter ſich vom Monde entfernende Koͤrper immer weniger
von ihm und immer ſtaͤrker von der Erde angezogen wird, und
daher, nachdem er eine erhebliche Entfernung erlangt hat, ſeine
Geſchwindigkeit langſamer verliert, als zu Anfang; man kann
indeß dieſe Schwierigkeit uͤberwinden, wenn man in der Entfer-
nung = 860 Meilen (welches der Halbmeſſer der Erde iſt), die
Kraft = , alſo den Verluſt an Geſchwindigkeit = = ⅖
Fuß in 1 Secunde, in 1720 Meilen Entfernung den Verluſt an
Geſchwindigkeit = ¼⋅⅖ Fuß in 1 Secunde und ſo ferner ſetzt, und
ſo ſtationenweiſe fortrechnet. Der ſo vom Monde auf die Erde
fallende Koͤrper wuͤrde auf der Erde mit etwa 34000 Fuß Ge-
ſchwindigkeit in der Secunde ankommen.

Maſſe der Sonne.

Daß der Mond eine nur ſo ſtarke Anziehungskraft als die
Erde beſitzt, hat man theils aus ſeiner Wirkung auf das Meer,
welche ſich in der Ebbe und Fluth zeigt, theils aus den Stoͤrungen,
die er im Laufe der Erde hervorbringt, geſchloſſen; bei der Sonne
laͤßt ſich das Maaß der Anziehungskraft leichter finden. Nach dem

*) Viele Nachrichten ſtehen in Gilberts Annalen, wo das Re-
giſter uͤber alle Baͤnde im Art. Meteormaſſen ſie angiebt.
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[83/0105] Wolke ſich vermuthlich, ſo wie die Schweife der Feuerkugeln, als matt leuchtend gezeigt; es war aber kurz nach Mittag, und ſo konnte ihr matter Glanz wohl im Tageslichte unſichtbar werden. Die Menſchen, die ſich im Freien befanden, ſahen groͤßere und kleinere Steine, zum Theil mit einem ſie in Schrecken ſetzenden Getoͤſe herabfallen, und bei der genauen Unterſuchung fand ſich, daß auf einem laͤnglich ovalen Raume die groͤßten Steine am ſuͤdoͤſtlichen Ende, die kleinſten am nordweſtlichen Ende herabgefallen waren. Ungefehr eben ſo ſind die Berichte uͤber alle Steinregen, nur mit dem Unterſchiede, daß ſelten die Zahl der Steine ſo groß iſt, indem zuweilen nur von einem Steine oder von einigen wenigen Stuͤcken die Rede iſt. *). Die Rechnung, die man fuͤhren muͤßte, um zu beſtimmen, mit welcher Geſchwindigkeit ein vom Monde aus geworfener Koͤrper zur Erde gelangen wuͤrde, iſt etwas ſchwierig, da der allmaͤhlig immer weiter ſich vom Monde entfernende Koͤrper immer weniger von ihm und immer ſtaͤrker von der Erde angezogen wird, und daher, nachdem er eine erhebliche Entfernung erlangt hat, ſeine Geſchwindigkeit langſamer verliert, als zu Anfang; man kann indeß dieſe Schwierigkeit uͤberwinden, wenn man in der Entfer- nung = 860 Meilen (welches der Halbmeſſer der Erde iſt), die Kraft = [FORMEL], alſo den Verluſt an Geſchwindigkeit = [FORMEL] = ⅖ Fuß in 1 Secunde, in 1720 Meilen Entfernung den Verluſt an Geſchwindigkeit = ¼⋅⅖ Fuß in 1 Secunde und ſo ferner ſetzt, und ſo ſtationenweiſe fortrechnet. Der ſo vom Monde auf die Erde fallende Koͤrper wuͤrde auf der Erde mit etwa 34000 Fuß Ge- ſchwindigkeit in der Secunde ankommen. Maſſe der Sonne. Daß der Mond eine nur [FORMEL] ſo ſtarke Anziehungskraft als die Erde beſitzt, hat man theils aus ſeiner Wirkung auf das Meer, welche ſich in der Ebbe und Fluth zeigt, theils aus den Stoͤrungen, die er im Laufe der Erde hervorbringt, geſchloſſen; bei der Sonne laͤßt ſich das Maaß der Anziehungskraft leichter finden. Nach dem *) Viele Nachrichten ſtehen in Gilberts Annalen, wo das Re- giſter uͤber alle Baͤnde im Art. Meteormaſſen ſie angiebt. F 2

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/105>, abgerufen am 23.11.2024.